Das Geld des "kleinen Mannes"
Was sich hinter uralten Münznamen wie Albus, Dicken, Heller und Batzen verbirgt



Viele Kleinmünzen bekamen volkstümliche Namen, sie systematisch zu sammeln, macht viel Freude und muss auch nicht teuer sein.



Die undatierten Dicken aus der schweizerischen Stadt Freiburg mit dem Kopf des Heiligen Nikolaus sind noch ganz der Kunst der Gotik verpflichtet.



Das Relief an der Fassade der Alten Münze unweit der Rostocker Marienkirche zeigt, wie ein Arbeiter am Amboss Geldstücke herstellt.



Der 1511 in Köln geprägte Albus war typisch für das Geld der kleinen Leute. Stolze Taler und Dukaten dürfte in ihren Geldbeuteln nicht geklappert haben.





Die Prager Groschen (oben) wurden nicht in Prag geprägt, und auch die Meißner Groschen entstanden nicht in der Stadt Meißen, sondern in erzgebirgischen Schmieden. (Fotos: Caspar)

"Ein Heller und ein Batzen, die waren beide mein. / Der Heller ward zu Wasser, / der Batzen ward zu Wein" heißt es in einem alten Volkslied. Es erwähnt zwei Münzen, die schon im Mittelalter als Geld des sprichwörtlichen "kleinen Mannes" gebräuchlich waren. Auf der Suche nach weiteren Geldstücken mit volkstümlichen Namen kommt man auf Albus, Deut, Dicken, Flitter, Scherf und Kreuzer, abgeleitet von Inschriften, Bildern, Wappen, Ortsangaben und ähnlichem. Der Albus hat seinen Namen vom lateinischen "Denarius albus" (Weißpfennig). Seit Mitte des 14. Jahrhunderts lief diese groschenförmige Silbermünze am Niederrhein um, bis sie vom Taler und seinen Teilstücken verdrängt wurde. Die Kleinmünze teilte dieses Schicksal mit zahlreichen anderen Silberlingen, die im Laufe der Jahrhunderte zu billiger Münze verkam, das mehr aus Kupfer denn aus Edelmetall besteht.

Mit einem Durchschnittsgewicht von 9,8 Gramm war der Dicken größer und schwerer als die üblichen Pfennige, Kreuzer und Groschen. Mit ihm besaß man ein Mittelstück zwischen diesen Kleinmünzen und dem viel größeren Taler, der im ausgehenden 15. Jahrhundert, von Hall in Tirol ausgehend, in vielen Münzstätten hergestellt wurden und den gleichen Wert wie die Goldgolden hatten. Die etwa 900/1000 Teile feinen Dicken wurden mit einem halben rheinischen Gulden bewertet. Die ersten dieser Dickstücke wurden 1482 in Basel hergestellt und breiteten sich alsbald in der Schweiz und Süddeutschland aus. Vorbild des Dicken waren die knapp zehn Gramm schweren italienischen Silbertestoni, die man mit Fürstenköpfen geschmückt hat. Die vom Geist der Renaissance inspirierten Stempelschneider haben sich bei ihrer Gestaltung um Porträtähnlichkeit bemüht, und das war am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit neu und richtungsweisend.

Keinen Deut wert

Der Blaffert wird mit dem niederländischen Wort für breit (blaf) in Verbindung gebracht. Erstmals im 14. Jahrhundert in Lübeck, danach auch in anderen Hansestädten und in südlicheren Regionen des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation geprägt, hatte der der Blaffert den Wert von zwei Pfennigen Nach lübischem Vorbild versahen auch andere norddeutsche Städte diese Münze mit ihrem Wappen. Das französische Wort blafard (bleich) beschreibt die Blässe der dünnen Silberlinge. Minderwertiges wurde einst in den Niederlanden mit der blauen Farbe in Verbindung gebracht, und wie "blaue Mäuse" breiteten sich die Blamüser mit dem Wert eines halben Stüber aus Deutschland ging der Name Blamüser auf größere Silberstücke zu vier und sechs Stüber über. Diese groschengroßen Münzen sind deutsche Nachbildungen des niederländischen Stuiver, von dem 24 Stück auf einen Goldgulden gingen.

Eine Spottbezeichnung war auch die Fettmaus oder Fettmängel. Daraus wurde im niederdeutschen Raum seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert das silberne Fettmännchen mit einem Wert von acht bis zehn Heller. Ein Reichstaler galt hier 120 Fettmännchen. Wo solche Stücke umliefen, war das Magermännchen nicht weit. Das Magermännchen im Wert eines Viertelstübers war eine recht bescheidene Prägung, die niemand gern haben wollte. Der Deut erblickte als Duit in den Niederlanden das Licht der Welt. Wie vielen Scheidemünzen erging es auch ihm nicht gut, denn die ursprünglich in Silber gefertigte Münze sank im Laufe ihrer Geschichte zu einem billigen Kupferstück herab und hatte daher geringes Ansehen. Deshalb wurde der Ausdruck "keinen Deut wert" sprichwörtlich. Den Niederlanden benachbarte Staaten prägten den Deut mit veränderten Stempelschnitt reichlich nach.

Eine populäre Münze war der Kreuzer. Das erstmals vom Grafen Meinhard II. von Görz-Tirol ab 1271 in Meran geprägte Geldstück trug ein Doppelkreuz und den Tiroler Adler. Der ursprünglich in der Münzstätte zu Schwäbisch-Hall geprägte Heller (Häller) geprägte Silberpfennig eroberte sich wie der Kreuzer viele Gebiete. Um das Jahr 1200 erstmals urkundlich erwähnt, zeigen die frühesten der Haller Heller eine Hand und ein Kreuz sowie die Inschrift "Halla" und abgekürzt den Titel Kaiser Friedrich I. Barbarossas, der von 1152 bis 1190 regierte. Gegenüber den zwar edel gestalteten, aber wegen des zerbrechlichen Silberblechs sehr empfindlichen Brakteaten bestachen der Heller und ähnliche Münzen durch ihre robuste Gestalt. Die anfangs wegen ihrer guten Qualität beliebten Heller sanken im Laufe der Jahrhunderte zu Scheidemünzen herab.

Wer heiratet, begibt sich in die Flitterwochen. Diese Bezeichnung hängt mit geprägten Messingplättchen oder münzenartigen Gebilden zusammen, die in alter Zeit vor das Hochzeitshaus gestreut wurden. Solche Flitter, ob nachgemachte, vergoldete Münzen oder echte, dienten auch als Schmuck für die Haube der Braut. Flitter herzustellen, war eine einträgliche Arbeit Nürnberger Flinderleinschläger. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) wurden Halbpfennigstücke aus Kupfer abschätzig als Flitter bezeichnet, um anzudeuten, dass sie nahezu wertlos sind.

Siegeszug der Groschen

Im Mittelalter wurden viele Silbermünzen Denarius oder Denar beziehungsweise Pfennig oder Phening. Der Begriff Denar bezieht sich auf die wichtigste Silbermünze des Römischen Reiches und stammt vom lateinischen deni (je zehn). Ein römischer Denar galt zehn Asses; 25 Denare gingen unter Kaiser Augustus auf einen Aureus. In neuzeitlichen Münzen wie Denier, Denaro, Dinero, Dinheiro und Dinar lebt der antike Denar weiter. In Großbritannien wird der Penny mit "d" abgekürzt, womit ebenfalls auf den guten alten Denar Bezug genommen wird.

Der Groschen, auch Grossus denarius oder Dicker Pfennig bezeichnet, war nach den aus hauchdünnem Silberblech hergestellten Brakteaten (Hohlpfennigen) neben dem Kreuzer und dem Schilling die bedeutendste Münze des späten Mittelalters. Groschen wurden in unzähligen Formen geprägt und stellen ein umfangreiches, außerordentlich interessantes Sammelgebiet dar. Auch in der Mark Brandenburg wurden an unterschiedlichen Orten Groschen geprägt, doch ist die Zahl der überlieferten Stücke gering. Den Anfang dieser Emissionen machte in Frankreich der Gros tournois, auch Turnose genannt. Im Jahre 1266 vom französischen König Ludwig IX. in der Stadt Tours aus der Taufe gehoben, wurde diese Münze vielfach nachgeahmt und fand überall in Europa Verbreitung. Wegen ihrer hohen Silberqualität erlebte die Münze als Mariengroschen, Engelgroschen, Löwengroschen, Bauerngroschen, Zinsgroschen, Schild- und Schwertgroschen, um einige Namen zu nennen, einen Siegeszug sondergleichen.

Der Groschen, auch Grossus denarius oder Dicker Pfennig bezeichnet, ist eine massenhaft im Mittelalter geprägte Silbermünze. Sie löste im 13. Jahrhundert die aus hauchdünnem Silberblech hergestellten Brakteaten (Hohlpfennige) und andere Kleinmünzen ab. Benannt nach dem Gros tournois, wurde der Groschen anno 1266 vom französischen König Ludwig IX. in der Stadt Tours aus der Taufe gehoben. Der Erfolg der Turnose, wie man die Münze schon bald nannte, war so groß, dass man sie vielfach nachgeahmt hat. Als Mariengroschen, Engelgroschen, Löwengroschen, Bauerngroschen, Zinsgroschen sowie Schild- und Schwertgroschen, um einige Namen zu nennen, erlebte der Groschen einen Siegeszug sondergleichen.

Prägeorte waren oft woanders

Besonders beliebt war der Prager Groschen. Wer jedoch vom Namen ableitet, die mit einer Krone und einem Löwen geschmückten Geldstücke seien in Prag, der Hauptstadt des Königreichs Böhmen, geprägt worden, irrt. Denn die Geldfabrik befand sich in der Bergstadt Kuttenberg, dem heutigen Kutná Hora etwa 70 Kilometer von Prag entfernt. Hier wurden unter den Augen der böhmischen Könige und ihrer Statthalter ab 1300 das in der Region geschürfte Silber aufbereitet und in klingende Münze verwandelt. Auf den Geldstücken erscheint der Prägeort nicht, vielmehr werden sie als GROSSUS PRAGENSIS, also Prager Groschen, ausgewiesen. Noch heute sind im so genannten Welschen Hof zu Kutná Hora die alten Münzschmieden zu sehen. Die Geldfabrik wurde 1726 aufgehoben, nachdem der Silberertrag der Gruben drastisch zurückgegangen war. In der Barbarakirche zu Kuttenberg sind Wandgemälde erhalten, auf denen man Münzprägern und Bergleuten bei der Arbeit zuschauen kann. Ein österreichischer Doppelgulden aus dem Jahr 1887 würdigt mit der Darstellung des gotischen Gotteshauses die lange Tradition des Erzbergbaus in Kuttenberg und seine Wiederaufnahme unter Kaiser Franz Joseph I.

25. April 2017

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