"Aus vielen eines"
Die Kurs- und Gedenkmünzen der Vereinigten Staaten sind beliebte Sammelstücke



Namensgeber des Dollar ist der im Königreich Böhmen zu Beginn des 16. Jahrhunderts geprägte Joachimsthaler, das Halbdollarstück darunter aus dem Jahr 1810 zeigt alle Elemente späterer US-Münzen.



Die Freiheitsgöttin Liberty ist auf unzähligen Münzen der Vereinigten Staaten mit dem Kopf oder sitzend präsent. Die Leitsätze "In God we trust" und "E pluribus unum" sind auf zahlreichen Geldstücken und Banknoten zu finden.



Wer Gedenkmünzen der USA wie diese Halb-Dollar-Stücke sammelt und die Serie komplett haben möchte, muss sich ordentlich anstrengen.



Der Silver Eagle von 1994 ist so groß und mit einem Gewicht von einer Unze (rund 31 Gramm) so schwer wie die vor und nach 1500 geprägten Taler, die man anfangs Guldengroschen oder wegen des Unzengewichts auch Uncialis nannte. (Foto/Repros: Caspar)

Wenige Jahre nach dem Erwerb der Unabhängigkeit im Jahr 1776 haben sich die Vereinigten Staaten von Nordamerika ein eigenes Geld zugelegt. Dieser Dollar unterschied sich in mancher Hinsicht vom Geld des britischen "Mutterlandes". Die neue Silbermünze zu einhundert Cent entsprach im Gewicht und Feingehalt etwa einem spanischen Peso, der überall in der Neuen Welt großes Ansehen genoss. Abgeleitet wurde der Name der neuen Geldstücke von dem in Deutschland umlaufenden Taler. Dessen Bezeichnung geht auf den im böhmischen Sankt Joachimsthal zu Beginn des 16. Jahrhunderts in großen Mengen geschlagenen Joachimsthaler oder Taler zurück. Für Silber und Gold wurde das in Europa gültige Wertverhältnis von etwa 15:1 festgelegt.

Geprägt wurden Münzen im Wert von zehn und fünf Dollar bis hinunter zum halben Cent aus Kupfer. Die Regierung richtete die erste US-amerikanische Münzstätte 1792 in Philadelphia ein. Da sie Angebote der ehemaligen ungeliebten Kolonialmacht Großbritannien ausgeschlagen hatte, die Prägeanstalt mit moderner Technik auszustatten, war die von David Rittenhouse geleitete Münzanstalt anfangs recht einfach ausgestattet. Die ersten US-Münzen waren mit Köpfen der Freiheitsgöttin geschmückte kleine Silber- und Kupferwerte, zu denen 1794 der Dollar trat.

Im Kongress entspann sich eine Debatte, wie die neuen Geldstücke aussehen sollen. Zur Auswahl stand das Bildnis des Präsidenten oder die Personifikation der Freiheit. Auf Wunsch von George Washington wurde entschieden, dass statt seines wie ein europäisches Monarchenbildnis die Freiheitsgöttin "Liberty" dargestellt werden soll, umgeben von Sternen als Symbole der Bundesstaaten. Auf der Rückseite sollte der amerikanische Wappenvogel erscheinen. Um diesen Adler hat man Zweige sowie die Staatsbezeichnung UNITED STATES OF AMERICA gelegt. Mit diesem Design unterschieden sich die USA von bisherigen Münzen des "alten Europa". Es lehnte sich an Münzen der französischen Republik an, die das Bildnis des 1793 hingerichteten Königs Ludwig XVI. durch den Kopf der Marianne als Symbolfigur des revolutionären Frankreich ersetzt hatte. Ungeachtet des Wunsches von Washington, auf sein Münzporträt zu verzichten, gibt es solche Cents, Pennies und Halbdollars. Da sie sehr selten sind und einen besonderen historischen Hintergrund haben, bezahlen Sammler für sie hohe Preise.

Auf Gott vertrauen wir

Der lateinische Wahlspruch "E pluribus unum" (Aus vielen eines) ist auf zahlreichen Münzen und Medaillen der Vereinigten Staaten zu finden und schmückt auch deren Siegel. Das Motto unterstreicht, dass die einzelnen Bundesstaaten gemeinsam die Vereinigten Staaten bilden. Die frühesten Münzen mit dem anspruchsvollen Satz kamen 1786 heraus, danach wurde er für das geprägte und gedruckte Geld der USA obligatorisch. Der Wahlspruch "In God we trust" (Auf Gott vertrauen wir) wurde erst 1956 vom Kongress dem lateinischen Bekenntnis hinzugefügt. Als Grund für die bis heute umstrittene, weil andere Religionen und Bekenntnisse ausgrenzende Ergänzung mitten im Kalten Krieg wird das Bemühen angegeben, Einigkeit und christliche Prägung des amerikanischen Volkes gegenüber den "gottlosen Kommunisten" zu unterstreichen.

Die frühe Dollarprägung vom Typ Liberty/Adler endete bereits im Jahre 1804. Erst 1836 wurde probeweise auf modernen Kniehebelpressen ein neuer Typus mit sitzendem Freiheitsgenius und einem fliegenden Adler kreiert. Die Massenprägung dieser 26,73 Gramm schweren Münze begann 1840. Für Handelszwecke wurde ab 1873 der 27, 22 Gramm schwere Trade Dollar hergestellt. Hier erkennt man in Anlehnung an die sitzende Britannia auf englischen Münzen eine sitzende Liberty, während auf der Rückseite der Adler mit Pfeilen und Zweigen in den Klauen dargestellt ist. Die 13 auf den Münzen angeordneten Sterne beziehen sich auf die 13 Kolonien, die sich am 4. Juli 1776 für unabhängig erklärten und die Basis der Vereinigten Staaten von Amerika bildeten : Connecticut, Delaware, Georgia, Maryland, Massachusetts, New Hampshire, New Jersey, New York, North Carolina, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina und Virginia.

Sammler wissen, dass in den USA neben regulären Kursmünzen auch unzählige Gedenk- und Sonderprägungen herausgebracht wurden. Ziel war und ist es, verdiente Präsidenten und andere herausragende Gestalten, wichtige Ereignisse der Landesgeschichte sowie Jubiläen, Pflanzen, Tiere und Naturschönheiten, aber auch bedeutende Bauwerke und technische Errungenschaften, nicht zu vergessen Weltausstellungen sowie Olympische Spiele und andere Sportveranstaltungen in einer "Histoire metallique" zu würdigen. Die USA haben immer wieder das Bildnis von Washington, Jefferson, Lincoln, Roosevelt, Eisenhower, Kennedy und anderen Präsidenten sowie von herausragenden Militärs, Künstlern, Wissenschaftlern, Forschungsreisenden und andern Berühmtheiten auf ihre Münzen gesetzt. Nicht zu vergessen ist die numismatische Ehrung für die Ureinwohner der Vereinigten Staaten, wobei daran zu erinnern ist, dass viele von ihnen durch die "Weißen" ausgerottet, ihres Landes beraubt und/oder in Reservate abgedrängt wurden.

Stärkung patriotischer Gefühle

Anliegen der Gedenkmünzen ist es, patriotische Gefühle der in einer Art Schmelztiegel lebenden Amerikaner zu stärken und auch Kenntnisse über Land und Leute zu verbreiten. Dass das Land tief gespalten ist zwischen Arm und Reich, Oben und Unten, Schwarz und Weiß und große wirtschaftliche Probleme hat und solche der maroden Infrastruktur hat, ist auf dem glänzenden Metall nicht zu erkennen. Das darzustellen und anzuprangern ist Aufgabe anderer Medien. Viele Kurs- und Gedenkmünzen sind im Handel für moderate Preise zu haben, es gibt aber auch Raritäten, für die in den USA und bei uns viel, sehr viel bezahlt wird.

Über die Frage, wie das bekannte Dollarzeichen mit den zwei senkrechten Strichen im Buchstaben S entstanden ist, gibt es unterschiedliche Antworten. Man nimmt an, dass sich das Symbol von der Bezeichnung des spanischen Peso "Piece of 8" über einige Zwischenstufen zu P8 und schließlich $ entwickelt hat. Eine andere Version spricht von Ineinanderschieben der Buchstaben US für United States.

30. September 2017

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