Lorbeerzweig und Eichenkranz
Was Pflanzen und Tiere auf Münzen und Medaillen zu bedeuten haben



Französische Münzen aus der Zeit vor und nach der Revolution von 1789
kann man auch daran erkennen, dass Lorbeerzweige durch Eichenzweige ersetzt sind.




Münzen von Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes wie der Frankfurter Doppeltaler
von 1861 und der sächsische Taler von 1836 wurden mit Eichenlaub geschmückt.




Auch die Münzen der Kaiserzeit zeigen sich mit "deutschem" Eichenlaub.



Die in Hamburg geprägte Eichbaummünze von 1933 ist besonders selten und teuer.





Auf vielen Münzen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR findet
man Eichenblätter. (Fotos: Caspar)


Im Zusammenhang mit der Suche nach neuen Bildern für das silberne Kursgeld der Weimarer Republik ist in den Akten des Reichskunstwarts Edwin Redslob von Schiffen und Brunnen, aber auch von Bäumen die Rede. Während die ersten beiden Motive nicht umgesetzt wurden, von einer Münze zur Hundertjahrfeier von Bremerhaven (1928) und einigen Probeprägungen abgesehen, wurde die auch als "Schicksalsbaum der Deutschen" gefeierte Eiche in voller Größe auf ein Fünf-Mark-Stück gesetzt. Dass ein Eichbaum eine ganze Münzseite einnimmt, war neu und ungewohnt. Hingegen ist Eichenlaub als Schmuck von Münzen seit dem 19. Jahrhundert beliebt.

Hochtalentierte Stempelschneider mit guter Beobachtungsgabe, ruhiger Hand und Liebe zum Detail haben schon in der Antike Pflanzen und Tiere ins enge Münzrund gebannt. Die Prägungen unterstreichen, dass der Transfer von Kulturpflanzen und Nutztieren aus dem Nahen Osten wichtig für die Entstehung und Entwicklung der griechischen Hochkultur war. Weizen, Gerste, Erbsen, Linsen, Flachs und andere Pflanzen sowie Schafe, Ziegen, Schweine und Rinder waren den alten Griechen so wichtig, dass sie sie auch auf Geldstücken verewigten. Häufig fungieren Pflanzen und Tiere als "redende Wappen" oder Attribute von Gottheiten, denen Städte, Stadtstaaten oder Regionen geweiht waren. So war "Selinon", der Sellerie, Wappen der südsizilianischen Stadt Selinunt, die in der ertragreichen und feuchten Ebene des Flusses Selinos lag. In der Region wurden die schmackhaften Wurzeln angebaut, die man auch wegen ihrer heilkräftigen Wirkungen schätzte. Abgebildet ist Getreide auf Münzen in Form einzelner Körner und Ähren, aber auch als Haarschmuck. Interesse verdienen numismatische Belegstücke für den Naturschutz in jener Zeit. So erscheint auf einer lykischen Münze Artemis, die Göttin der Jagd und des Tierreichs, in einem Ölbaum sitzend. Zwei mit Äxten bewaffnete Männer werden am Fällen des Baums gehindert. Auf anderen Münzen finden wir Darstellungen von Olivenzweigen und Mohnkapseln, darüber hinaus Blumen und Blüten und immer wieder Lorbeerblätter einzeln oder zu Kränzen gebunden.

Heilige Symbole

Antike Graveure mühten sich um eine realistische Wiedergabe der Pflanzen, so dass es möglich ist, die auf den oft winzigen Geldstücken dargestellten Gewächse von der Anemone über die Dattelpalme und den Efeu bis zum Mohn, Lorbeer, Weintrauben und Zypressen sehr gut zu identifizieren. Gelegentlich wird aus der Mythologie etwa bei dem Bild mit einer Ziege zitiert, die von einem Strauch frisst. Angeblich soll das von giftigen Pfeilen getroffene Tier durch das wundersame Heilkraut Diktamus gesundet sein. Die auf Münzen dokumentierte Verehrung von Eichen und ihren Früchten wird aus den engen Beziehungen zwischen Zeus und seinen Symboltieren Adler und Stier abgeleitet.

In der Antike galt der immergrüne Lorbeer als heilig und wurde als Sinnbild des Triumphes und der ewigen Jugend sowie als Mittel gegen Krankheiten aller Art geschätzt, weshalb man Lorbeerbäume zur Abwehr auch vor die Haustüren pflanzte. Bis in unsere Zeit spielt der Lorbeer als Siegeszeichen und zur Verherrlichung von gekrönten Häuptern und Feldherren auf Münzen und Medaillen eine hervorragende Rolle. Der immergrüne Lorbeer um das Haupt des Licht- und Sonnengottes Apollon hat mit dessen Lebensgeschichte zu tun, denn der Held reinigte sich nach der Tötung des delphischen Drachens Python mit einem Lorbeerzweig und zog, mit solchen Blättern geschmückt, in Delphi ein und gründete hier das Orakel. Dass sich die Menschen im alten Griechenland zu verschiedenen Anlässen mit Lorbeer und anderen Pflanzen geschmückt haben, kennen wir von Skulpturen und Vasen, aber von geprägtem Metall sowie aus alten Texten.

Wie manche Pflanzen, so waren den antiken Völkern auch Tiere wichtig und heilig. Zu nennen wären Adler und Löwen, Pferde und Elefanten, aber auch Fische, Amphibien und Insekten. Wer eine solche numismatische Menagerie zusammenstellen will, findet in analog zum Thema Pflanzen in den Angeboten des Münzhandels viele interessante Belegstücke, die in der einschlägigen Literatur gut beschrieben sind.

Eichen besaßen und besitzen bei vielen Völkern hohes Ansehen. In der griechischen und römischen Antike wurden die Götter in Hainen aus diesen besonders stattlichen Bäumen mit hartem Holz und langem Leben verehrt, weil man glaubte, ihnen wohne eine besondere Macht inne. Bestimmte Bäume wurden einzelnen Gottheiten zugeordnet. Zeus verband man mit der Eiche, der Ölbaum stand für Athena und der Lorbeer für Apollon. Neben Lorbeer- und Olivengewinde diente in der Antike Eichenlaub Siegern sportlicher Wettkämpfe, aber auch Dichtern und Sängern als Kopfschmuck. Es kam vor, dass man unter rauschenden Eichen die Götter um Rat fragte und um Hilfe bat. Götterstatuen wurden mit Eichen- und anderen Kränzen geschmückt. Auch die Germanen, Kelten, Slawen und andere Völker hatten ihre heiligen Eichen. Im Zuge der Christianisierung wurden diese mächtigen Schutz- und Schattenspender gefällt, um heidnischen Götzenglauben zu überwinden.

Traditionelles Siegeszeichen

Unzählige Münzen sind mit Lorbeerzweigen, oft in Kombination mit Palmenwedeln geschmückt. Die bekanntesten sind die französischen Laubtaler des 18. Jahrhunderts, bei denen Lorbeer- oder Palmenzweige um das königliche Lilienwappen gelegt sind. Die hochwertigen Silbermünzen liefen als "Franzgeld" in vielen deutschen Staaten um. In Brandenburg-Preußen dienten sie als Ersatzgeld, weil dort wegen des Mangels an Edelmetall nicht genug eigene Münzen geprägt wurden.

Fürstliche Heerführer der Neuzeit sind auf Geldstücken, aber auch auf Medaillen nach antiker Manier mit Lorbeerkränzen geschmückt. König Friedrich II. von Preußen ist auf Münzen und Medaillen im Schmuck des Siegeslorbeers dargestellt. Einer der letzten deutschen Fürsten, der diese Auszeichnung für sich in Anspruch nahm, war König Wilhelm I. von Preußen, der 1871 den deutschen Kaisertitel annahm. Der nach dem deutsch-österreichischen Krieg von 1866 geprägte Siegestaler zeigt den Preußenkönig wie ein antiker Herrscher mit dem Siegeslorbeer auf dem Kopf.

Während Lorbeer- und Palmenzweige seit der Renaissance auf unzähligen Münzen und Medaillen vorkommen, wurde das Eichenlaub erst um 1800 als Münzschmuck populär. Nach dem Sieg der französischen Revolution von 1789 und dem Sturz des Königtums wurden die von Lorbeerzweigen umkränzten bourbonischen Lilien durch das mit der phrygischen Mütze geschmückte Liktorenbündel ersetzt und durch Eichenkränze eingefasst. Eichenblätter oder Kränze aus Eichenlaub erfreuten sich ab 1800 als Münzschmuck zunehmender Beliebtheit. Der 1802 vom Ersten Konsul Napoleon Bonaparte, ab 1804 Kaiser Napoleon I., gestiftete Orden der Ehrenlegion ist mit Lorbeer- und Eichenzweigen geschmückt. Auch das 1813 am Vorabend der Befreiungskriege vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftete Eiserne Kreuz trägt neben der Königskrone, dem Monogramm FW sowie der Jahreszahl 1813 drei Eichenblätter als Schmuck. Auch der Stab, den die Lenkerin der Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin in die Höhe hält, ist mit einem Eichenkranz und dem Eisernen Kreuz darin sowie dem preußischen Adler darauf versehen. Die riesige Bavaria auf der Theresienwiese in München trägt nicht nur einen Eichenkranz im Haar, sie streckt auch einen solchen segnend in die Höhe. Ähnlich ist die Eiche auch auf vielen anderen im 19. und 20. Jahrhundert errichteten Denkmälern präsent.

Die Kämpfer gegen das napoleonische Frankreich schmückten ihre Helme und Uniformen mit Eichenlaub und schworen im Schatten uralter Eichen einander Treue bis in den Tod. Wenn man Freiheitsbäume pflanzte, dann waren es Eichen. Im Deutschen Bund, dem nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 gebildeten lockeren Zusammenschluss von Fürstentümern und Freien Städten, avancierte die Eiche zum Baum der Deutschen. Sie wurde von Dichtern besungen und von Malern in ihrer mächtigen Blätterpracht dargestellt. Als 1817 das Wartburgfest gefeiert wurde und man im Gedenken an die Befreiungskriege gegen Fürstenwillkür und Unterdrückung freien Geistes protestierte, steckten sich die Teilnehmer Eichenlaub an die Hüte und schwenkten mit Eichenblättern bestickte Fahnen. Nach der Reichseinigung von 1871 hat man zu Ehren des als Schmied des Reiches verehrten Kanzlers Otto von Bismarck, der drei Eichenblätter im Wappen führte, so genannte Bismarckeichen gepflanzt. Viele stehen bis heute.

Uralter Baum auf Silbergeld

Auf den deutschen Münzen dieser Zeit wurde nach und nach der fürstliche Lorbeer durch das bürgerliche Eichenlaub abgelöst. Ein frühes Beispiel für den sich im Laufe des 19. Jahrhunderts verstärkenden Trend ist ein probeweise geprägtes Fünf-Francs-Stück von 1808, mit dem Großherzog Carl Friedrich von Baden den französischen Kaiser und "Beschützer des Rheinbundes", Napoleon I., ehrte. Während der Kaiserkopf die Vorderseite der ungewöhnlichen Silbermünze ziert, umschließen Titel und Name des Großherzogs einen Eichenkranz mit der Wertangabe in der Mitte. Reichlich Eichenlaub ist auf preußischen Reichstalern und kleineren Werten aus dieser Zeit zu sehen. Ein Eichenkranz umschließt die probeweise hergestellten "Ausgleichungsmünzen" zu zehn und fünf Pfennigen, auf denen die Borussia, Preußens Symbolfigur, segnend dargestellt ist. Auch der anlässlich des Besuchs des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) im Jahre 1812 geprägte Kronprinzentaler mit der Inschrift GOTT SCHÜTZE IHN UND DEN THEUREN ERBEN SEINES THRONS verwendet einen Eichenkranz als Schmuck.

Unschwer lassen sich weitere Münzen dieser Art finden. So ist Eichenlaub in reichlichem Maße auf bayerischen Kurs- und Geschichtsmünzen aus der Zeit König Ludwigs I. und seiner Nachfolger zu beobachten. Gelegentlich kommen Kombinationen von Lorbeerzweigen und Eichenlaub vor, etwa auf dem königlich-sächsischen Verfassungstaler von 1831 oder einem Münzbesuchstaler aus Hannover von 1854. Ein Frankfurter Doppeltaler von 1840 anlässlich der fünften Säkularfeier des städtischen Münzrechts und der Eröffnung der Neuen Münze zeigt auf der Wertseite einen prächtigen Eichenkranz. Wo immer die Francofurtia als Symbolfigur der Mainmetropole erscheint, trägt sie einen Eichenkranz im Haar.

Angesichts der Gunst, in der die Eiche bei den Deutschen stand und heute steht, nimmt es nicht Wunder, dass auch Münzen der Kaiserzeit und danach mit Eichenkränzen oder einzelnen Eichenblättern geschmückt wurden. Die kaiserzeitlichen Mark- und Fünfzig-Pfennig-Stücke sowie die großen Zwanziger aus Kupfernickel kommen ohne diesen Schmuck nicht aus, und auch Drei-, Zwei- und Ein-Mark-Stücke der Weimarer Republik sowie die Mark-Stücke und weiteres Kleingeld aus der NS-Zeit sind mit Eichenlaub geschmückt. Von 1927 bis 1933 wurden in allen sechs deutschen Präganstalten Millionen Fünf-Mark-Stücke mit dem von Max Dasio gestalteten Eichbaum von stattlichem Alter geprägt. Übrig geblieben sind vergleichsweise wenige Stücke, und die erzielen zum Teil exorbitante Preise, zumal wenn sie sich in einwandfreiem Zustand befinden, denn natürlich waren diese und andere Geldstücke stark im Umlauf. Sehr selten ist die mit dem Kennbuchstaben J versehene Hamburger Version von 1933, mit der die kurze, aber sehr intensive und ertragreiche Prägeperiode der Weimarer Republik endete.

Schmuck der deutschen Euromünzen

Die in der Bundesrepublik Deutschland geprägten Kursmünzen verwenden Eichenblätter als Schmuck und Erkennungszeichen, so die ab 1949 geprägten Pfennige und Groschen. Symbolkraft besitzt angesichts des gigantischen Wiederaufbauprogramms nach dem Zweiten Weltkrieg die kniende Frau, die ein Eichenbäumchen pflanzt. Diese von Richard M. Werner gestaltete Allegorie erschien erstmals auf den Fünfzig-Pfennig-Stücken von 1949 und wurde bis 2001 geprägt, als die Mark von der Gemeinschaftswährung Euro abgelöst wurde. Eichenblätter rahmen die Wertzahl 1 auf den von 1950 bis 2001 geprägten Ein-Mark-Stücken nach einem Entwurf von Josef Bernhart ein. Die vom gleichen Künstler gestalteten Zwei-Mark-Stücke aus dem Jahr 1951 gehen von der Eiche ab und verwenden als Rahmen der Wertziffer Ähren und Weintrauben. Wegen der Verwechslungsgefahr mit dem Einmarkstück war dieser Münze nur eine kurze Lebensdauer beschieden.

Auf Pfennigen, Groschen, Fünfzigpfennig- sowie Ein- und Zwei-Mark-Stücken der DDR findet man ebenfalls Eichenblätter. Hingegen ist das ganz frühe DDR-Hartgeld mit einer Getreideähre geschmückt, die auf einem Zahnkranz liegt. Pikanterweise stammt dieses Symbol für den 1948 beschlossenen und für die damalige Sowjetische Besatzungszone gültigen Zweijahresplan aus dem Jahr 1943, also aus der Nazizeit. Niemand wusste oder durfte nach ihrer Überwindung sagen, dass das Bild auf den an der Preußischen Staatsmünze Berlin tätigen Stempelschneider und Graveur Franz Krischker zurück geht, der für viele Münzen der Weimarer Republik und des NS-Staates verantwortlich zeichnet.

Als vor der Einführung des Eurobargeldes nach Münzmotiven gesucht wurde, standen zahlreiche Vorschläge zur Diskussion. Eingereicht wurden unter anderem Entwürfe mit Porträts bekannter Persönlichkeiten sowie Bauwerke und Allegorien. Allerdings wurden nur solche Entwürfe verwirklicht, die im In- und Ausland ohne weiteres als typisch deutsch der Bundesrepublik Deutschland zugeordnet werden konnten. Deshalb schmücken der Bundesadler, das Brandenburger Tor und Eichenblätter unsere Kursmünzen im Wert bis zwei Euro.

9. Januar 2017

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