Froschkönig und Augustusburg
Die Motive von zwei für 2018 geplante Sondermünzen stehen fest



Der Frosch hofft auf der für 2018 geplanten 20-Euro-Münze, dass die Prinzessin ihr Versprechen hält.



Die UNESCO-Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl bei Bonn werden 2018 auf einer goldenen 100-Euro-Münze zu sehen sein.



Auf dem Alten Matthäusfriedhof in Berlin-Schöneberg fanden die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm und Familienangehörige ihre letzte Ruhe.



Der Kölner Kurfürst und Bauherr der Schlösser in Brühl bei Bonn, Clemens August von Bayern, auf einem 1750 geprägten Dukaten. (Fotos:Caspar; BADV Wuthenow)

Die 2012 begonnene Serie von Sondermünzen mit Bildern der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm und Motiven aus ihrer Märchensammlung erfährt 2018 eine interessante Fortsetzung. Das für die Auswahl der Münzmotive zuständige Preisgericht zeichnete den Entwurf der Bremer Designerin Anne Karen Hentschel mit dem ersten Preis aus. Nach den Märchenausgaben mit Motiven aus Schneewittchen (2013), Hänsel und Gretel (2014), Dornröschen (2015), Rotkäppchen (2016) und den Bremer Stadtmusikanten (2017) geht 2018 um den Froschkönig.

Ein Frosch bietet der Prinzessin an, ihre beim Spielen in einen Brunnen gefallene goldene Kugel wieder ans Tageslicht zu holen, stellt aber die Bedingung, dass sie Freunde werden und er mit dem Mädchen Tisch und Bett teilen darf. Die Prinzessin verspricht alles und bekommt die Kugel zurück. Doch denkt sie nicht daran, das Versprechen einzulösen. Eines Tages kommt der Frosch ins Schloss und erinnert die Königstochter an ihre Zusage. Der Vater bestimmt, dass der Frosch auf dem Tisch sitzend am Essen teilnehmen darf. Aber als dieser zur Prinzessin auch ins Bett kriechen will, wirft sie ihn voller Abscheu an die Wand - und siehe, er verwandelt sich in einen Prinzen, denn er war von einer Hexe in einen Frosch verwandelt worden. Wie in Märchen üblich, wird geheiratet. Als das glückliche Paar in das andere Königreich fährt, fallen dem treuen Diener Heinrich eiserne Ketten von der Brust als Zeichen für die Erleichterung darüber, dass sich der verzauberte Frosch in den Prinzen zurückverwandelt hat. Alle leben glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

Die drei wichtigsten Elemente des Grimmschen Märchens - Forschkönig, Goldkugel und Königstochter - sind nach der Meinung der Jury auf der Bildseite dynamisch und in ungewöhnlicher Perspektive dargestellt. Der plastisch ungewöhnlich gut gestaltete Forsch, der im Besitz der Goldkugel ist und diese als Symbol seiner Ansprüche vorweist, stehe mit seiner raumbestimmenden Geste im Zentrum des Bildes, lautet das Urteil. "Durch das dominierende Froschmotiv im Vordergrund entsteht eine starke Spannung zur im Hintergrund widerwillig zurückblickenden Königstochter. Mit dieser Darstellung wird das zentrale Spannungsverhältnis des Märchens trefflich auf den Punkt gebracht." Die Silbermünze trägt als Motto die aus der Märchenausgabe von 1812 entnommene Randschrift "Königstochter jüngste mach mir auf". Die Gedenkmünze wird in ausreichender Zahl geprägt und ist in einem Jahr erhältlich.

So klar und einladend die angekündigte Märchenmünze ist, so überladen wirkt das ebenfalls für 2018 angekündigte Goldstück zu 100 Euro, das die in Augustusburg bei Bonn befindlichen Schlösser Augustusburg und Falkenlust als Teil des Weltkulturerbes der UNESCO würdigt. Der Berliner Designer Bastian Prillwitz bildet die Residenz der Kurfürsten von Köln außen und das von Balthasar Neumann prunkvoll geformte Treppenhaus ab und zwängt ganz unten auch noch die Ansicht des Jagdschlosses Falkenlust in das enge Rund der Münze.

Nach Meinung der Jury nimmt der Entwurf den Grundgedanken des Bauherrn, Kurfürst Clemens August von Bayern, den Betrachter zu überwältigen, auf. Dies sei in hervorragender Weise gelungen. Zum Treppenhaus wird gesagt, der Betrachter werde durch die gelungene räumliche Gestaltung auf höchstem technischem Niveau in den Raum hinein gezogen. Das mag sein, aber irgendwie wirkt der Entwurf detailversessen und unübersichtlich. Andere Gestalter haben das Problem, noch ein zweites Schloss berücksichtigen zu müssen, dadurch gelöst, dass sie einen Falken abgebildet oder auch beide Schlossansichten einmal groß und einmal klein gegenübergestellt haben. Wie der Entwurf von Prillwitz dann in Gold geprägt wirkt, wird man sehen, wenn einem die Goldmünze schwer in der Hand liegt.

Das durch prächtige Staatsempfänge weithin auch als Schloss Brühl bekannt gewordene Schloss Augustusburg war die Lieblingsresidenz des aus der bayerischen Dynastie derer von Wittelsbach stammenden Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August. Der Palast inmitten eines herrlichen Schlossparks gehört zu den ersten bedeutenden Schöpfungen des Rokoko im römisch-deutschen Reich. Auf den Resten einer uralten Wasserburg stehend, wurde die Augustusburg ab 1728 vom kurbayerischen Hofbaumeister François de Cuvilliés überaus prachtvoll ausgestaltet. An der Vollendung 1768 wirkte maßgeblich der Architekt Balthasar Neumann mit. Sein Prunktreppenhaus gehört zu den schönsten Schöpfungen dieser Art weit und breit. Die UNESCO würdigte 1984 die Geschichte und Gegenwart der Schlösser Augustusburg und des viel kleineren aber nicht weniger bedeutsamen Schlosses Falkenlust samt Brühler Gärten durch Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit.

Dass das Schloss Augustusburg, das der kurfürstliche Bauherr als Sommer- und Jagdschloss nur wenige Wochen im Jahr nutzte, am Ende des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt wurde und danach dank hoher Restauratorenkunst "aus Ruinen" wiedererstanden ist, sieht man dem Baujuwel aus dem 18. Jahrhundert nicht an. Bereits 1946 wurden in der Augustusburg und im ebenfalls beschädigten Schloss Falkenlust erste Rettungsarbeiten aufgenommen, und so präsentieren sich beide Bau- und Kunstdenkmale wieder in alter Schönheit. Wie es bei den von den jeweiligen Bundespräsidenten gegebenen Staatsempfängen zugegangen ist, schilderte vor ein paar Jahren die Ausstellung "Eine Republik rollt den Teppich aus - Staatsempfänge auf Schloss Augustusburg 1949-1996". Helmut Caspar

18. März 2017

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