Münzfunde in der Uckermark und in Saalfeld
Nachrichten über Ersparnisse aus uralten Zeiten und ein verloren gegangenes Goldstück regen die Fantasie an



Aus dem Herzogtum Preußen stammt der Dreigröscher von 1535 und aus dem Kurfürstentum Brandenburg der Kipper-Sechs-Gröscher von 1622.



Darüber, wie der Kölner Goldgulden von 1419 nach Saalfeld in einen Klosterkeller gelangte, lässt sich nur spekulieren. Ein fantasiebegabter Schriftsteller könnte um die Münze einen spannenden Klosterkrimi "zaubern".







Die 1981 von Helmut König geschaffene Kulturbund-Medaille bildet einen Saalfelder Bergbautaler von 1721 und das Klostergebäude ab, in dem zwischen 1551 und 1735 die Herzöge von Sachsen-Saalfeld ihre Münzen prägen ließen. Foto: Caspar/Repros aus Archäologie in Deutschland Heft 2/2017

Ein kleiner, für Notzeiten angelegter Schatz kam in der uckermärkischen Gemeinde Wollschow ans Tageslicht. Der Ortsteil gehört zu der Stadt Brüssow, die während der deutschen Kolonisation im 12. Jahrhundert gegründet und 1259 mit dem Stadtrecht ausgestattet wurde und eine Burgbefestigung besaß. Bei der Untersuchung eines Ringwalls aus dem 9. und 10. Jahrhundert wurden 83 im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) dem Erdreich anvertraute Münzen gefunden, wie die Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" Heft 2/2017 berichtet. Der Beutel, in dem die Geldstücke eingepackt waren, ist nicht mehr erhalten, und auch die Münzen waren auf einer größeren Fläche verstreut. Viele Stücke waren zum Zeitpunkt des Vergrabens bereits einige Jahrzehnte alt. Der "Sparstrumpf" des unbekannten Uckermärkers spiegelt sehr schön die Währungsverhältnisse in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder. So enthält der Fund über Generationen mühsam zusammengesparte Prager Groschen aus dem 15. und 16. Jahrhundert, aber auch schlesische Dreigröscher und Münzen aus dem Herzogtum Preußen, das 1701 zum Namensgeber des preußischen Königreichs wurde. Ferner konnten Kleinmünzen aus Danzig und Elbing sowie solche aus den Königreichen Polen und Dänemark. Kurbrandenburgische Kippermünzen aus dem frühen 17. Jahrhundert sind gut am reduzierten Silbergehalt zu erkennen. Das bescheidene Familienvermögen wurde an dem abgelegenen Burgwall von Wollschow versteckt, als die Uckermark zwischen 1635 und 1640 unter einer unaufhörlichen Abfolge von Kampfhandlungen und Drangsalierungen durch die damaligen Kriegsparteien litt und außerdem von Seuchen schwer betroffen war. Wie bei vielen anderen Schätzen dieser Art hat der Besitzer sein Wissen um das Versteck mit ins Grab genommen.

Im Saalfelder Franziskanerkloster wurde bei Grabungen mehrer Keller nördlich der Klausur zahlreiche Reste von Bleiglasfenstern gefunden, doch die Sensation war ein Goldgulden des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers, der von 1414 bis 1463 regierte. Die mit einer Petrusfigur sowie einem Wappenschild im Vierpass geschmückte Münze ist ein Erzeugnis des Rheinischen Münzvereins, in dem sich die Kurfürsten von Köln, Trier und Mainz zusammenschlossen, um Geld nach einheitlichem Standard und zum gemeinsamen Nutzen prägen zu können. Das jetzt aufgefundene und in der gleichen Ausgabe der Archäologiezeitschrift vorgestellte Goldstück besaß einen hohen Kaufwert und war das höchste Nominal seiner Zeit. Das im Zuge der Reformation säkularisierte Saalfelder Kloster diente ab 1534 als Lateinschule und war von 1551 bis 1735 auch herzogliche Münzstätte. In den Prägebetrieb einbezogen war auch der westliche Teil der leerstehenden Klosterkirche, die so zu ihrer umgangssprachlichen Bezeichnung "Münzkirche" kam. 1904 wurde im einstigen Ostkreuzgang das Saalfelder Museum eröffnet. Helmut Caspar

11. März 2017

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