Papier statt Edelmetall
Pläne der Weimarer Republik für Einführung von Goldmünzen wurden nicht verwirklicht



Die mit dem sächsischen Landeswappen geschmückte Goldmünze zu 20 Reichsmark aus dem Jahr 1925 existiert nur als Probeabschlag, der sehr selten und teuer ist. Das gilt auch für die Germania-Probe zu 3 Reichsmark aus dem gleichen Jahr.



Da angesichts der galoppierenden Inflation neue Geldscheine nicht so schnell hergestellt werden konnten, hat man sich mit Überdrucken beholfen. So wurde im Nu aus dem Tausendmarkschein von 1922 ein solcher zu einer Million Mark. (Fotos: Caspar)

In der Weimarer Republik gab es Pläne, die Goldmünzenprägung aus der Kaiserzeit wieder aufleben zu lassen, aber sie kamen über einige von Sammlern gesuchte Versuchsprägungen nicht hinaus. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) litten die Menschen im Deutschen Reich unter einer großen Geldentwertung. Die Inflation machte selbst die ärmsten Leute zu Millionären und Milliardären, zu Besitzern wertloser Papiergeldberge. Im November 1923 wurde dem Spuk ein Ende bereitet und die Rentenmark eingeführt. Riesige Mengen wertloser Banknoten kamen in die Papiermühlen oder wurden verbrannt. Was erhalten blieb, erfreut heute die Sammler, und manche Geldscheine erzielen gute Preise. Es gibt Belegstücke, die seinerzeit von namhaften Künstlern gestaltet wurden und daher besondere Aufmerksamkeit beanspruchen dürfen.

Nach Überwindung der unseligen Inflation wurden Pläne diskutiert und ausgearbeitet, analog zu den Währungsverhältnissen in der Kaiserzeit wieder Goldmünzen zu 20 und 10 Reichsmark einzuführen. Dazu bestimmte das Münzgesetz vom 30. August 1924: "§ 1 Im Deutschen Reich gilt die Goldwährung. Ihre Rechnungseinheit bildet die Reichsmark, welche in 100 Reichspfennige eingeteilt wird. § 2 Als Reichsmünzen sollen ausgeprägt werden: 1. als Goldmünzen Stücke zu 20 und 10 Reichsmark, 2. als Silbermünzen Stücke über Beträge von 1 bis 5 Reichsmark, 3. Stücke über 1, 2, 5, 10 und 50 Reichspfennige".

Für die neuen Goldmünzen wurde ein Feingehalt von 900 Teilen Gold und 100 Teilen Kupfer vorgeschrieben, und ihr Aussehen sollte vom Reichsminister der Finanzen festgelegt werden. Außerdem sollte die Beschaffung der Münzmetalle für die damals noch sechs deutschen Münzstätten in Berlin, München, Muldenhütten, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg nach seinen Anordnungen erfolgen. Die Reichsregierung rechnete damit, dass die Leute wie schon in der Kaiserzeit zu den Banken kommen und ihre Goldbestände zum Verkauf anbieten. Offenbar hatte man sich mit der Erwartung verrechnet, und das ganze Projekt verlief im Sande.

Wenn sie gelegentlich auf Auktionen angeboten werden, erzielen diese Raritäten erhebliche Preise. In der Begründung zum Münzgesetz von 1924 heißt es, für die neuen Goldmünzen seien ein Gewichts- und Mischungsverhältnis gleich dem der bisherigen Währung vorgeschrieben. "Da das Reich voraussichtlich in der nächsten Zeit noch nicht in der Lage sein wird, auf Reichsmark lautende Goldmünzen zu prägen, empfiehlt es sich, die alten Goldmünzen den Reichsmarkmünzen gleichzustellen und auf diese Weise als Ersatzmünzen wieder in den Verkehr einzuführen." Das hätte bedeutet, dass man in der Weimarer Republik auch mit Goldstücken bezahlen konnte, auf denen Köpfe deutscher Bundesfürsten abgebildet sind. Ob das alte Reichsgold nach dem Ende der Inflation tatsächlich zum Bezahlen verwendet wurde, kann nicht gesagt werden. Bekannt ist nur, dass damals gute alte Gold- und Silbermünzen häufig nur ein wenig über ihrem Metallwert gehandelt wurden. Das waren für Sammler von heute, die ein Vielfaches zahlen müssen, geradezu paradiesische Zustände!

Ungeachtet der Probleme mit der Metallbeschaffung angesichts der strengen Auflagen des Versailler Vertrags wurden nach 1924 Vorbereitungen für die neuen Goldmünzen getroffen. Für ihre Gestaltung war Reichskunstwart Edwin Redslob (1884-1973) zuständig. Dem Chef der kleinen, beim Reichsinnenministerium angesiedelten Behörde oblagen die Gestaltung von Münzen, Banknoten, Briefmarken, Siegeln und Wappen sowie die Ausrichtung von repräsentativen Feierlichkeiten der Reichsregierung. Der Kunsthistoriker und Museumsmann beauftragte Münzdesigner und Medailleure mit der Anfertigung von Entwürfen für das neue Reichsgeld. Im Unterschied zu den Monarchenköpfen beziehungsweise den Wappen von Bremen, Hamburg und Lübeck sowie dem gekrönten Reichsadler wurden die Münzen der Weimarer Republik mit Zeichen der neuen Zeit ausgestattet. Mit ihnen wurde an bedeutende Deutsche, aber auch an wichtige Daten ihrer Geschichte und Zeitgeschichte erinnert, und es kamen in den meisten Fällen ansprechende Entwürfe zustande.

Wie Sammler und Kenner der zwischen 1919 und Anfang 1933 geprägten Münzen wissen, kam es nicht zur Ausprägung der Goldmünzen, sondern lediglich zur Herstellung von wenigen Probeabschlägen aus Gold. Diese Versuchsgepräge sind mit Länderwappen geschmückt. Mit ihnen war man auf der richtigen Seite. Statt der Goldmünzen wurden Banknoten aus Papier emittiert. Nach der Errichtung der NS-Diktatur 1933 gab es noch einmal einen vergeblichen Vorstoß zur Ausgabe von regulären Reichsmünzen aus Gold. Erst mit der Umstellung von Deutscher Mark zum Euro 2002 kam es zur Goldmünzenprägung, doch wird niemand auf die Idee kommen, mit diesen Stücken etwas an der Ladenkasse zu kaufen.

(17. Mai 2017)

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