Ludwig der Bayer auf gotischem Thron
Kaiserliche Goldmünzen wurden aus englischen Goldlieferungen hergestellt / Florene aus Florenz begehrt und nachgeahmt



Der römisch-deutsche Kaiser Ludwig IV., genannt der Bayer, regierte von 1314 bis 1347, der undatierte Goldschild wurde nach 1338 wahrscheinlich in Antwerpen geprägt.



Bis in die Neuzeit hinein wurden Münzen Stück für Stück in rauchigen Schmieden am Amboss ohne maschinelle Hilfsmittel geprägt.



Analog zu lateinischen Inschriften hat man die hochwertigen Goldmünzen aus Florenz Florene und die aus Venedig Dukaten genant. Jahrhundertelang wurde das Design dieser überall in Europa begehrten Geldstücke nicht verändert.



In Ungarn wurde das dort geschürfte Gold profitabel in klingende Münze verwandelt, wobei man das Bild des Königs mit dem der Mutter Gottes kombiniert hat. Auf diesem Goldstück ist König Ladislaus abgebildet, der 1192 heilig gesprochen wurde.



Wenn auch überall mit einigem Erfolg im Münzwesen geschummelt wurde, hat man bei den Goldmünzen, hier eine Ausgabe aus Basel von 1521, in eigenem Interesse die Gesetze streng beachtet. (Repros: Caspar)

Während im Mittelalter bescheidene, dünne Silberpfennige in den Taschen des sprichwörtlichen "kleinen Mannes" klapperten, wurden große Summen mit schweren Silberbarren oder in Goldstücken beglichen. Auf ihnen präsentierten sich Fürsten und Städte selbstbewusst und gottesfürchtig. "Christus siegt, Christus regiert, Christus herrscht" lautet übersetzt die lateinische Inschrift auf einem Goldschild Kaiser Ludwigs IV. aus dem Hause Wittelsbach, der 1314 auf etwas dubiose Weise an die Spitze des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation gelangte. Die Inschrift umschließt ein reich verziertes Blumenkreuz im Vierpass, ein Bild, das man auf vielen Gold- und Silbermünzen des hohen Mittelalters findet. >

Auf der Vorderseite ist der Monarch mit seinem kaiserlichen Titel auf einem reich verzierten Thronsessel dargestellt. Er trägt die Krone und schultert mit der rechten Hand das Reichsschwert, während er in der linken Hand das Reichswappen mit dem doppelköpfigen Reichsadler hält. Nicht klar ist, wo und wann die hochwertige Goldmünze hergestellt wurde, da es auf mittelalterlichen Münzen nicht üblich war, die Prägestätte und das Entstehungsjahr anzugeben. Wahrscheinlich aber wurde die undatierte Goldmünze ab 1338 in Antwerpen in dem damals üblichen manuellen Prägeverfahren am Amboss unter Zuhilfenahme eines schweren Hammers und zwei gravierter Stempel hergestellt. >

Kaiser Ludwig IV. war ein geborener Herzog von Bayern, weshalb man ihn auch Ludwig den Bayern nannte. Im Jahr 1314 wählte ihn die Mehrzahl der Kurfürsten zum deutschen König, doch musste er sich eines Gegenkönigs, des Herzogs Friedrich von Österreich, erwehren. Nachdem der Bayer seinen Kontrahenten acht Jahre später in der Schlacht von Mühldorf ausgeschaltet hatte, ließ er sich 1328 in Rom zum Kaiser krönen. Das tat allerdings nicht der Papst, der sich zu diesem Zeitpunkt in Avignon in französischer Hand befand, sondern ein Bürger der Stadt Rom. Zuvor war Ludwig durch Papst Johannes XXII. mit dem Bann belegt worden. Diese schwere Strafe beantwortete Ludwig dahingehend, dass er den amtierenden Papst zum Ketzer erklärte und einen Gegenpapst, den Franziskanermönch Nikolaus (V.), der 1328 die Krönungszeremonie zum Zweck der geistlichen Legitimation wiederholte. >

Hilfszahlungen aus England >

Ludwig IV. war ein kämpferischer Herr, dem kein Mittel zu gering war, um seine Hausmacht zu stärken. Um seine Stellung im Reich auszubauen, vergab er Ländereien an Gehilfen und Familienmitglieder. So übergab er die Mark Brandenburg an seinen Sohn Ludwig den Älteren und Kärnten an die Herzöge von Österreich. Außerdem verteilte er verschiedenen Städten Privilegien einschließlich des einträglichen Rechts der Münzprägung. Mit seinen Maßnahmen machte sich der Kaiser aus Bayern viele Feinde. Im Jahre 1346 einigten sich einige Kurfürsten bei einer von Papst Clemens VI. veranlassten Königswahl, dem Ludwig IV. zuwider war, auf Karl, den Sohn des aus dem Hause Luxemburg stammenden Königs von Böhmen. Dieser Karl trat 1346 Ludwigs Nachfolge an, wurde aber erst 1347 nach dessen Tod während einer Bärenjagd anerkannt und 1355 in Rom gekrönt. >

Dass Ludwig der Bayer eine ansehnliche Goldmünzenprägung entfalten konnte, lag an umfangreichen Hilfszahlungen, die er vom englischen König Eduard III. als Gegenleistung für militärische Hilfe im Krieg Englands gegen Frankreich erhielt. Die ungeheure Summe von 300 000 Goldgulden wurde eingeschmolzen und in die Goldschilde mit dem Bild Ludwigs des Bayern umgeprägt. Diese Münzen sind etwas schwerer als die üblichen Goldgulden und orientieren sich im Duktus an den im französisch-niederländischen Raum umlaufenden Münzen. Da die Goldschilde etwas größer und schwerer als die üblichen Goldgulden sind, konnten die Stempelschneider den Herrscher auch besser im Schmuck seiner Insignien darstellen. Schaut man genau hin, dann ist das Bildnis nicht lebenswahr, sondern eher ein Schema. Erst zwei Jahrhunderte später wurde es üblich, Monarchen auf Münzen mit realistischen Porträts darzustellen. >

Florene waren überall beliebt und begehrt >

Die reiche italienische Handelsstadt Florenz hatte bereits 1252 eine neuartige Goldmünze mit dem Gewicht von 3,537 Gramm herausgebracht, die nach der Lilie (flos) auf der Vorderseite, dem redenden Wappen der Stadt, Florenus oder Floren genannt wurde. Auf der Rückseite wird Johannes der Täufer stehend als Stadtheiliger mit dem Lamm Gottes dargestellt, ergänzt durch die Umschriften FLORENTIA und S. IOHANNES B(APTISTA). Kleine Zeichen hinter der Umschrift lassen erkennen, wer die verantwortlichen Münzherren waren. Dies erlaubt eine zeitliche Zuordnung der undatierten Goldstücke. Möglich war die Prägung der ungewöhnlich erfolgreichen und weit verbreiteten Münze, weil im Zusammenhang mit den Kreuzzügen viel Gold nach Italien strömte, damals das kulturell und wirtschaftlich führende Land in Europa. Außerdem ließ sich der Handel mit dem Oströmischen Reich, wo man bevorzugt mit geprägtem Gold bezahlte, mit den hochwertigen Gulden bequemer abwickeln als mit Silberstücken, die damals nur die Größe von Groschen und Pfennigen hatten, denn die Taler wurden erst im späten 15. Jahrhundert erfunden. Die Florene erfreuten sich schon bald großer Beliebtheit und wurden in vielen anderen Ländern nachgeahmt. Im Römisch-deutschen Reich war der Goldgulden bereits im frühen 14. Jahrhundert Hauptzahlungsmittel. Hier hat man die Lilie durch die Wappen der Münzherren oder einen Reichsapfel sowie Johannes der Täufer durch die Muttergottes und andere Heilige beziehungsweise Herrscherbilder ersetzt. >

König Ludwig I. von Ungarn, auch Ludwig der Große genannt, verfügte über reichhaltige Goldlagerstätten, die er in klingende Münze verwandelte. Auch seine ersten Goldgulden ahmten noch die Florentiner Florene nach. Doch ließ der Herrscher das Münzbild verändern. So zeigen seine in großer Zahl geprägten Goldstücke auf der Vorderseite das Doppelwappen von Anjou und Ungarn sowie auf der Rückseite den stehenden König Ladislaus den Heiligen mit Erdkugel und Streitaxt. Im Gegensatz zu italienischen und deutschen Goldmünzen behielten die ungarischen Goldgulden ihren ursprünglichen Feingehalt und Gewicht. König Matthias I. Corvinus ließ 1467 die Muttergottes mit dem Jesuskind auf den Goldgulden darstellen, kombiniert mit seinem Bildnis. Während in den folgenden Jahrhunderten die Herrscherbildnisse wechselten, schmückte die als "Patrona regni hungariae" verehrte Muttergottes bis ins 19. Jahrhundert zahllose ungarische Geldstücke.

29. Juni 2017

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