Christus, Maria und alle Heiligen
Die in einem neuen Buch beschriebenen Münzen mit christlichen Motiven sind beliebte Sammelstücke



Das Bild des Apostels Matthäus schmückt den talerförmigen Scudo von Papst Innocenz XI., der von 1676 bis 1689 Oberhaupt der katholischen Kirche war. Das Jahr I seines Pontifikats bedeutet, dass die Silbermünzen im Jahr 1676 geprägt wurde.



Der Lüneburger Schautaler von 1548 schildert die Kreuzigung und Auferstehung des Heilands.



Auch Städte und Fürstentümer, die sich zur Lutherschen Lehre bekannten, haben ihre Münzen mit heiligen Männern und Frauen geschmückt, hier Sankt Lorenz auf einem Wismarer Taler von 1622.



Beliebt war die Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm als Münzmotiv, hier dargestellt auf einem österreichischen Madonnentaler von 1763. (Repros: Caspar)

Die Zahl der Denare und Dukaten, der Taler und Pfennige mit Bildern von Jesus Chrisus und der Muttergottes, von Engeln und allen Heiligen ist Legion, und wer sich auf sie spezialisiert, wird überall fündig. Geprägtes Metall mit christlichen Themen ist in zahlreichen Publikationen und Katalogen verzeichnet, und auch der Münzhandel hält entsprechende Belege in großer Zahl bereit. Der in Brühl bei Bonn lebende Forscher Wolfgang Drösser hat in den vergangenen Jahren mehrere Bücher über "Christus und seine Zeugen in Zeichen, Wort und Bildern" veröffentlicht und dabei auch zahllose Münzen erfasst, beschrieben und kommentiert. Nicht jeder wird diese Bücher mit den Münzen der germanischen Völker, des Karolingerreichs, der Fürstentümer und Städte im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und seiner Nachfolgestaaten sowie weiterer Länder besitzen oder haben wollen. Deshalb hilft als Einstieg in das Thema der neue Band von Wolfgang Drösser "Vom Denar zum Euro. 1700 Jahre Münzgeschichte aus christlicher Sicht." Das Buch erschien im Patrimonium Verlag Mainz 2017, hat 258 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen und kostet 24,90 Euro (ISBN 978-3-86417-081-2).

Mit ihm möchte der Historiker, katholische Theologe und Lehrer Wolfgang Drösser die Frage beantworten, warum dieses oder jenes Motiv auf einer erscheint, was es bedeutet und was mit der jeweiligen Prägung bezweckt wurde und wird. Bei der Fülle des Materials war der Autor des vorliegenden Buches gezwungen, eine Auswahl zu treffen. Wer es ausführlicher wissen möchte, muss die im Anhang gelistete Literatur studieren, darunter auch die anderen Bücher des Verfassers. Heute nicht mehr verwendete Münznominale sind mit einem Sternchen versehen und werden im Anhang näher erläutert. Um Platz zu sparen, bildet das Buch mit Münzbeispielen aus der Zeit des oströmischen Kaisers Kaiser Constantin I., des Großen, im frühen vierten Jahrhundert nach Christus und seiner Nachfolger über bescheidene Prägungen des Mittelalters bis zu aufwändig gestalteten Ausgaben der neueren Zeit und der Gegenwart zumeist die Hauptseiten ab und beschreibt kurz, was auf der Rückseite zu sehen ist. Die Münzen sind allesamt vergrößert abgebildet, und wer die die wahren Maße wissen will, findet sie in den Beschreibungen.

Lesenswert dürften die Zusammenfassungen am Ende der einzelnen Kapitel sein. Sie machen neugierig, sich in die doch recht komplizierte Materie einzuarbeiten und sich auch mit dem Leben und Leiden heiliger Männer und Frauen vertraut zu machen, die durch Münzen geehrt wurden und auch heute werden. Manche Stücke wurden als Amulette verwendet, andere rufen göttlichen Schutz über ein Land oder eine Stadt herbei.

Schaut man das Buch genauer an, dann fällt auf, dass die eigentlich naheliegende chronologische Gliederung nicht durchgehalten wird. So stehen ein Kölner Schautaler von 1761 mit dem Apostel Petrus auf Wolken sowie der Anbetung des Christuskindes durch die Heiligen drei Könige ganz unvermittelt einem Brakteaten aus Mainz und einem Petermännchenpfennig aus Trier gegenüber und ähnliche Nachbarschaften finden sich auch auf anderen Seiten. In sich sind die Länder auch nicht nach Zeiten sortiert, wie man an der Folge italienischer Münzen mal aus dem Mittelalter und gleich anschließend aus dem 18. Jahrhundert erkennen kann. Diese Mischung ist wenig hilfreich, wenn man sich dem Thema Münzen mit christlichen Bildern und Symbolen nähern möchte. Diese Anmerkung soll aber den Wert dieser Publikation nicht schmälern, denn wie gesagt, wer es genauer wissen möchte, muss die anderen Bücher von Wolfgang Drösser und weitere Kataloge zu Hand nehmen.

Ganz zum Schluss stellt der Verfasser ziemlich obskure, manchmal knallbunte Exemplare vor, mit denen große und kleine Länder Geschäfte machen. Der Verfasser sieht bei der Motivwahl mancher dieser so genannten Münzen Stücke wirtschaftliche Interessen, mit anderen Worten wird Sammlern und Käufern Geld aus der Tasche gezogen. Tröstlich aber mag auch seine Feststellung sein, "dass die Gepräge gerade wegen ihrer besonderen Gestaltung, wenn wohl auch (eher) unbeabsichtigt, zur Verbreitung christlichen Gedankengutes beitragen". Ob die Machwerke aus Palau, der Coockinseln oder Andorra das vermögen, muss jeder für sich entscheiden.

5. Mai 2017

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