"Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir"
Neue Münzen und eine Briefmarke zur Fünfhundertjahrfeier der Reformation wurden in Berlin feierlich vorgestellt



Monika Grütters und Wolfgang Schäuble freuen sich, dass die neuen Münzen und die Briefmarke als deutsche Kulturbotschafter der besonderen Art in die Welt gehen.





Die dem 500. Jahrestag der Reformation gewidmeten Münzen zu 20 und 50 Euro kommen bei Münzfreunden und Sammlern gut an.



Für Herbst 2017 ist eine von Bastian Prillwitz gestaltete Goldmünze zu 100 Euro angekündigt, die die UNESCO-Welterbestätten in Wittenberg und Eisleben würdigt.



Der kolorierte Holzschnitt aus dem Jahr 1557 zeigt, wie der Kirchenrebell 1521 in Worms dem Ansinnen widersteht, seiner Lehre abzuschwören.



Luther betrachtete die in einer Pergamentbibel von 1561 abgebildete Rose als Ausdruck und Zusammenfassung seiner Theologie und seines Glaubens. (Foto: Caspar/Repros: VfS)

Mit zwei neuen Gedenkmünzen zu 20 und 50 Euro aus Silber beziehungsweise Gold sowie einer gleichzeitig in Deutschland und in Brasilien herausgegeben Sonderbriefmarke zu 70 Cent und 4,15 R$ erinnert die Bundesrepublik Deutschland an den 500. Jahrestag der Lutherschen Reformation. Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Altbischof Wolfgang Huber und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble würdigten in einer Feierstunde im Berliner Martin-Gropius-Baus die Wirkungen jenes legendären Thesenanschlags am 31. Oktober 1517, mit dem der Mönch und Professor an der Universität zu Wittenberg eine ihn selber überraschende Erneuerungsbewegung innerhalb der vom Papst in Rom und seinen Bischöfen regierten katholischen Kirche in Gang gesetzt hat.

Für die neue Zwanzig-Euro-Münze hat der in Schwaig tätige Designer Patrick Niesel ein von Lucas Cranach geschaffenes Porträt von Martin Luther mit Zeilen von dessen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagenen 95 Thesen kombiniert. Die mit der aus Kreuz, Herz, Blüte und Ring bestehenden Lutherrose ist das Fünfzig-Euro-Stück aus Gold geschmückt, eine Arbeit der Künstlerin Adelheid Fuss aus Geltow. Die Silbermünze zitiert auf dem Rand den berühmten Ausspruch HIER STEHE ICH, ICH KANN NICHT ANDERS, mit dem Luther beim Reichstag in Worms 1521 dem Ansinnen widerstand, seinen in den 95 Thesen festgelegten Forderungen abzuschwören. Mit der Fünfzig-Euro-Münze hat sich Deutschland ein neues Nominal zugelegt, bisher wurden nur ein Goldstück zu 200 sowie mehrere zu 100 und zu 20 Euro geprägt. Die darauf abgebildete Lutherrose war das Siegel, das Martin Luther ab 1530 für seinen Briefverkehr verwendete, und wurde so zu einem Symbol der evangelisch-lutherischen Kirche. Als Vorlage diente ein Bild in einem Fenster der Augustinerkirche des Augustinerklosters zu Erfurt, in dem Martin Luther zwischen 1505 und 1512 als Augustinermönch gelebt hat.

Der Ort der feierlichen Präsentation und der Auszeichnung von Ehrengästen mit der neuen Gold- und Silbermünze durch Wolfgang Schäuble war gut gewählt, denn im ehemaligen Kunstgewerbemuseum aus der Kaiserzeit zeigt das Deutsche Historische Museum bis zum 5. November 2017 die Ausstellung "Der Luther Effekt". Sie dokumentiert erstmals in dieser breiten Form und die globale Vielfalt und Wirkungsgeschichte, aber auch die Konfliktpotenziale des Protestantismus im Laufe der Jahrhunderte und zwischen den Kulturen. Dargestellt wird, welche Spuren der Protestantismus in anderen Konfessionen, Religionen und Lebensentwürfen hinterlassen hat, wie sich Menschen die evangelische Lehre angeeignet haben und wie sie diese oft unter Bedrückung und Kriegen leidend gelebt und geformt haben. Beispielhaft zeichnet die Dokumentation, wie der Luthereffekt zwischen 1450 und 1600 im römisch-deutschen Reich und Europa sowie in Schweden 1500 bis 1750, Nordamerika 1600 bis 1900, Korea 1850 bis jetzt und im Tansania gewirkt hat und wirkt.

Als Festredner und Mitglied der Wettbewerbskommission bezweifelte Altbischof Wolfgang Huber, dass Luther am historischen 31. Oktober 1517 persönlich sein Thesenpapier an die als eine Art Schwarzes Brett genutzte Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt hat. Das dürfte ein Bediensteter der Universität getan haben, an der der Mönch und Professor Luther tätig war. Hingegen stehe fest, dass Luther zwei Exemplare seiner Forderungen wider den unseligen Kirchenablass und weitere Sünden und Gebrechen innerhalb der Papstkirche an Bischof Hieronymus Schulz in Brandenburg an der Havel und an Kardinal Albrecht von Brandenburg geschickt hat. Dieser bekleidete das Amt des Kurfürsten von Mainz war als Erzkanzler des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation einer der mächtigsten Reichs- und Kirchenfürsten der damaligen Zeit. Luther sei nicht der erste Kirchenmann gewesen, der eine grundlegende Reformierung der kirchlichen Zustände seiner Zeit verlangte. Nur sei es der Mann in Wittenberg derjenige, dessen durch die damals noch recht neue Buchdruckerkunst verbreiteten Forderungen weit über die deutschen Grenzen auf fruchtbaren und aufnahmebereiten Boden fielen und sich rasch auch in anderen Ländern verbreiteten. Huber nutzte die Gelegenheit, die Bedeutung von Luthers Bibelübersetzung für die Entwicklung der Theologie und der deutschen Nationalsprache und die neue Lutherbibel von 2017 als Kulturereignis ersten Ranges zu würdigen.

Monika Grütters und Wolfgang Schäuble würdigten die Initiative von Brasilien, zusammen mit Deutschland eine gemeinsame Briefmarke herauszugeben, die von der Münchner Designerin Antonia Graschberger gestaltet und mit einem Porträt des Reformators wurde. Die beiden Münzen und die Postwertzeichen gehen jetzt in die Welt, und sie werden, so waren sich alle Redner einig, ganz gewiss ihre Wirkung als Kulturbotschafter der besonderen Art entfalten.

26. April 2017

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