Drohung mit Kerker und Galgen
Alte Edikte erzählen über Mühen, Ordnung und Übersicht in das preußische Münzwesen zu bringen



Münzedikte wie dieser Druck aus dem Jahr 1737 im Besitz der Stiftung Stadtmuseum Berlin sind einzigartige Geschichts- und Sprachquellen. Sie zu lesen und zu verstehen, bedarf einiger Übung und braucht viel Zeit. Das abgebildete Franzgeld und weitere Sorten waren in Preußen zwar verboten, da es aber an eigenen Nominalen mangelte, hat man mit ihnen notgedrungen bezahlt.





Der 1750 im Zusammenhang mit einer Münzreform - Foto oben das Titelblatt des königlichen Edikt - kreierte Reichstaler und die Goldmünzen kombinieren das Bildnis Friedrichs II. mit dem preußischen Adler.



Die Fortsetzung der Reform von 1750 nach dem Siebenjährigen Krieg und die Wiederherstellung des Münzwesens war 1764 Friedrich dem Großen die Prägung dieser von Nils Georgi geschaffenen Medaille wert.



Nachdem Friedrich II. am 17. August 1786 mit 74 Jahren gestorben war, wurde der Reichstaler mit der Angaben 17.A.86 als Sterbetaler mit dem Todesdatum des Monarchen gedeutet. Dabei geben die Punkte die Neue Münze in Berlin an, die sich dadurch von der Alten Münze unterschied. (Fotos: Caspar)

Wie andere Territorien, so litt auch Kurbrandenburg und ab 1701 das Königreich Preußen ungeachtet strenger Edikte im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und danach unter dem "ausskippen und ander aufwechseln der guten müntzen". Damit war gemeint, dass skrupellose Leute gutes Geld kaufen, um aus dem Edelmetall minderwertige Münzen herzustellen. Die Anordnungen zu lesen und zu verstehen, ist wegen der barocken Wortkaskaden nicht einfach. Statt in knappen Worten zu sagen, was erlaubt und verboten ist, ergehen sich die Verfasser in langatmigen, mit lateinischen Begriffen gespickten Drohungen. In seinem "Patent Wegen verbothener Ausfuhre Von Gold und Silber" vom 25. Oktober 1731 rügt Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., dass Juden und Christen Gold und Silber auf Messen, Jahrmärkten und an anderen Orten aufkaufen und diese Metalle außer Landes bringen. Er erlaube "solchen sehr schädlichem Handel" nicht. Sollte jemand davon Kenntnis bekommen, müsse er dies den Finanzbehörden zu melden. Zur Belohnung soll der "Denunciant" den zehnten Teil vom Ertrag erhalten, außerdem wird ihm Anonymität zugesichert. Eigenes und fremdes Geld

In einem Edikt vom 6. April 1737 lässt der Soldatenkönig seine Untertanen in Bild und Schrift wissen, welche außer Kurs gesetzten und schlechten Münzen in Preußen verboten sind. Wer mit ihnen bezahlt oder sich mit ihnen bezahlen lässt, hat erhebliche Geldstrafen zu erwarten. Sie reichen von zehn Taler für jeden Groschen und 50 Taler für jeden Taler, der vom König verboten wurde. Münzfälschern wurde Kerker und Galgen angedroht. Offenbar hat die Aussicht auf Strafen an Leib und Leben Gauner nicht abgehalten, im Hinterzimmer Falschgeld herzustellen, und oft haben sie damit sogar Erfolg gehabt, denn die Möglichkeiten des "Normalbügers", ihre Machwerke als solche zu erkennen, waren gering.

Die Liste der Münzen, die der König nicht im Lande haben wollte, ist lang. Zur besseren Orientierung hat man die inkriminierten Stücke abgebildet. Ganz oben steht das so genannte Frantz-Geld, mit dem französische Silbertaler gemeint waren, die überall in deutschen Landen und also auch in Brandenburg-Preußen umliefen und eine Art Zweitwährung waren. Zwar wurde Friedrich Wilhelm I. immer wieder von seinen Finanzbeamten gedrängt, die eigene Produktion von großem und kleinem Geld anzukurbeln, um fremde Münzen aus dem Land zu drängen. Da aber die preußischen Münzstätten den Bedarf nicht decken konnten, war man gezwungenen, zu fremden Geldstücken zu greifen. Unerwünschte Münzen stammten auch als weltlicher und geistlicher Fürstentümer wie Bayern, Württemberg, Osnabrück und Paderborn sowie von verschiedenen Städten, allen voran Frankfurt am Main.

Das preußische Münzwesen den aktuellen Bedürfnissen des Staates und seiner Einwohner anzupassen, ist dem Soldatenkönig nicht gelungen. Erst sein Sohn, der 1740 auf den Thron gelangte Friedrich II., packte das Problem an und schuf 1750 mit dem Reichstaler ein neues Nominal, das im 19. Jahrhundert als Vereintaler und ab 1908 im Deutschen Reich als Drei-Mark-Stück fortlebte. Der König war überzeugt, "an erster Stelle gehören die Einnahmen des Staates nicht dem Souverän, dies Geld hat nur eine rechtmäßige Verwendung für das Wohl und die Erleichterung des Volkes. Jeder Fürst, der dieses Geld zu Vergnügungen oder unangebrachten Freigebigkeiten verschwendet, ist in seinen Handlungen weniger Souverän als Straßenräuber, weil er dieses Geld, das reine Blut des Volkes, zu unnützen und oft lächerlichen Ausgaben verwendet."

Berlin erhielt Buchstaben A

Seinen Münzstätten erteilte der König den Auftrag, Preußen ausreichend mit dem neuen Geld zu versorgen, um "Unsere Unterthanen, von ausländischen, schlechten und geringhaltigen Gold- und Silber- auch Scheide-Müntzen zu befreyen". Kaufleute, Bankiers und "vornehmlich die Judenschaft" wurden angewiesen, möglichst das neue gute Courant-Geld im Land zu behalten. Wenn das nicht in gewünschtem Maße erfolgen sollte, kündigt der König neue geschärfte Verordnungen an. Er habe aufs neue höchst missfällig wahrgenommen, "wie obgedachtes Kippen und Wippen seit einiger Zeit dergestalt überhand genommen, daß das Gewicht nicht nur von denen Sächsischen und anderen geringhaltigen reducirten Geldern, sondern auch sogar von denen unter Unserm höchsteigenen Stempel ausgeprägten alten und neuen Müntz Sorten so starck differiret, daß von denen Geld-Beuteln, welche bey Unsern Cassen einkommen, fast keiner mehr das gehörige Müntz Gewicht hat, und öfters einige Marck daran manquirten."

Die Wiederholung solcher Ge- und Verbote zeigt, dass ihre Wirkung gering war. Aber wann hätte der Gesetzgeber je Betrüger und Verbrecher von ihrem bösen Tun abgehalten? Aus der Zeit des "Alten Fritz" ist bis heute das "A" auf den Berliner Münzen zu erkennen. Analog zeichnen die andern vier deutschen Prägeanstalten mit weiteren Buchstaben, und zwar München mit dem D, Hamburg mit dem J, Stuttgart mit dem F und Karlsruhe mit dem G. Schauen Sie mal ins Portemonnaie, da finden Sie Euro-Münzen aus diesen deutschen sowie ausländischen Geldfabriken.

10. November 2017

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