König von Frankreich und Navarra
Viele Münzen der Bourbonen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sind mit einem doppelten Titel versehen



ie Medaille von 1591 kombiniert das Bildnis Heinrichs IV. mit der Darstellung von Werkzeugen, die in einer Münzwerkstatt verwendet wurden.



Das große Wappen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts vereint die königlichen Lilien der Bourbonen mit dem Schild von Navarra.



Der Sonnenkönig Ludwig XIV. unterdrückte die Hugenotten und ließ ihre Kirchen zerstören. Wer sich nicht "bekehren" ließ, wanderte aus und fand in protestantischen Ländern freundliche Aufnahme.



Ludwig XVI., König von Frankreich und Navarra, ist auf diesem besonders gut gestalteten halben Ecu (Halbtaler) von 1792 abgebildet, ein Jahr später verlor er unter der Guillotine seinen Kopf.



Ludwig XVIII. verzichtete auf dem Fünf-Francs-Stück von 1814 auf seinen Titel als König von Navarra, der auf den Münzen seiner Vorgänger noch vermerkt wurde. (Fotos/Repro: Caspar)

Auf Münzen und Medaillen des 16. bis 18. Jahrhunderts tragen die Könige von Frankreich den lateinischen Titel "FR. ET NAV. REX", und es gibt dazu Fragen, was er zu bedeuten hat. Bis zur Abschaffung der Monarchie im Ergebnis der Revolution von 1789 war Frankreich formal eine Doppelmonarchie, bestehend aus den großen und kleinen Königreichen Frankreich und Navarra. Die Antwort auf die Frage, was Navarra bedeutet, führt in das 16. Jahrhundert zurück, als in unserem Nachbarland, und nicht nur dort, blutige Religionskriege tobten. Gegen die Übermacht der katholischen Kirchen und des die unterstützenden Adels und Bürgertums lehnten sich die Hugenotten auf, die in der Minderheit waren. Der zunächst spöttisch gemeinte, dann aber ehrenvoll gebrauchte Name dieser Protestanten, genauer gesagt Calvinisten, wurde von den "Huguenots" angeleitet, den schweizerischen Eidgenossen. Schauriger Höhepunkt der Auseinandersetzungen war die Bartholomäusnacht.

In der Nacht zum 25. August 1572, dem Bartholomäustag, wurden während der Hochzeit des aus dem Hause Bourbon stammenden Königs Heinrich IV. von Navarra und Margarete von Valois mehrere tausend Hugenotten ermordet. Unter den Opfern der Pariser Bluthochzeit befand sich auch Admiral Coligny, ihr militärischer Führer. Heinrich IV. machte den schrecklichen Religionskriegen ein Ende und gewährte den Hugenotten 1595 mit dem Edikt von Nantes Glaubensfreiheit und Gleichberechtigung.

Der kleine Pyrenäenstaat Navarra im Norden von Spanien mit Pamplona als Hauptstadt, aus dem der König stammte, gehörte zu gleichen Teilen zu Frankreich und zu Spanien. Heinrich IV. von Bourbon, den seine Untertanen auch "Henri Le Bon" und/oder "Henri le Grand" (Heinrich der Gute, der Große) nannten, bestieg 1572 den Thron von Navarra und regierte Frankreich von 1589 bis zu seiner Ermordung 1610. Nach dem Aussterben des Hauses Valois war er der erste König aus dem Haus Bourbon. Um seine Herrschaft in Frankreich durchsetzen zu können, trat der Calvinist und Führer der Hugenotten zum Katholizismus über. Dabei soll er "Paris ist eine Messe wert" gesagt haben, was nichts anderes bedeutet, dass er den Religionswechsel in Kauf nimmt, um Frankreich regieren zu können.

Sonnenkönig hob Edikt von Nantes auf

Heinrich IV. tat seinem bisher von Bürgerkriegen zerrütteten Land gut, gab ihm Frieden und schuf die Grundlagen für den französischen Einheitsstaat. Das Edikt von Nantes, das den französischen Protestanten freie Religionsausübung zusicherte, war einer der wichtigsten Leistungen seiner Regierungszeit. Frankreich entwickelte sich mit den Jahren zu einer ernstzunehmenden europäischen Großmacht. Am 14. Mai 1610 wurde der König von einem religiösen Fanatiker namens François Ravaillac ermordet. Seine Nachfolger Ludwig XIII., der bis 1640 regierte, und vor allem der Sonnenkönig Ludwig XIV., der nach ewig langer Regierungszeit und vielen Kriegen 1715 starb, wandten sich von der bisher praktizierten Toleranzpolitik ab. Ludwig XIV. hat im Zusammenhang mit der Gegenreformation den Druck auf seine protestantischen Untertanen verstärkt, um die zum Übertritt zur katholischen Kirche zu drängen. Er setzte bei den so genannten Dragonaden militärische Gewalt ein, Ließ Kirchen zerstören und hob 1685 das Edikt von Nantes auf. Wer jetzt noch zu seinem Glauben hielt, war vogelfrei und hatte schärfste Repression zu erwarten.

Die ihrer Lebensgrundlagen beraubten Hugenotten, unter denen wohlhabende Unternehmer, Militärs, Künstler und Gelehrte, aber auch Bauern und Handwerker waren, flohen in die Schweiz, nach England, Skandinavien und in einzelne deutsche Fürstentümer, so auch nach Kurbrandenburg. Dessen Kurfürst Friedrich Wilhelm nahm die Glaubensflüchtlinge (Refugiés) mit offenen Armen auf, sicherte ihnen Freundschaft und gute Entwicklungsmöglichkeiten zu und gewährte ihnen Glaubensfreiheit. Das geschah nicht nur aus Mitleid, sondern hatte auch recht handfeste ökonomische Gründe, weil die mit vielen Vergünstigungen bedachten Neuankömmling der Wirtschaft auf die Sprünge halfen und auch das kulturelle Niveau verbessern sollten. Zahlreiche Refugiés erhielten einträgliche und einflussreiche Posten am Hof, in der Verwaltung und der Armee, was von den Einheimischen nicht immer gern gesehen wurde. Sie übernahmen von den Zugewanderten feine Sitten und Gebräuche, und auch die eher karge märkische Küche profitierte von ihnen. Viele französische Worte fanden, leicht verändert und modernisiert, Eingang in die Umgangssprache und sind auch heute präsent. Oft kann man nicht mehr sagen, dass sie französischen Ursprungs sind.

Letzter König von Frankreich und Navarra war Ludwig XVI. Sein doppelter Titel steht auf unzähligen Münzen und Medaillen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er und seine Gemahlin, die aus Österreich stammende Königin Marie Antoinette, wurden 1793 hingerichtet. Nach dem Ende der Herrschaft des aus Korsika stammenden Kaisers Napoleon I. kamen die Bourbonen in Frankreich wieder an die Macht. Sie unternahmen alles, um die vorrevolutionären Verhältnisse wiederherzustellen oder, wie man sagte, zu restaurieren. Dazu gehörte allerdings nicht, dass sie ihren Titel als Könige von Navarra aufleben ließen. Ludwig XVIII., ein Bruder des geköpften Monarchen, und seine Nachfolger begnügten sich mit der schlichten Anrede "Roi de France." D

17. Oktober 2017

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