Kobberplater mit dem Schlitten transportiert
Kupferne Münzungetüme machten den Schweden vor 300 Jahren schwer zu schaffen



Königin Christina war die erste, die schwedisches Kupfer in Talerplatten verwandeln ließ. Dieser Silbertaler mit ihrem Bildnis wurde 1641 in Stettin geprägt.



Große und kleine Schwedenmünzen, gefertigt aus viereckigem Kupferblech, in einer Ausstellung des Berliner Münzkabinetts.



Zur Herstellung der Dalerplatten hat man in Schweden Prägewerke verwendet, die mit menschlicher Körperkraft betätigt wurden.



Der schwedische Medailleur Bo Thoren zeigt, wie die Kupferplatten hergestellt wurden. Auf einer weiteren Medaille wird gezeigt, wie Münzen mit gravierten Walzen angefertigt wurden. (Fotos/Repros: Caspar

Vor über 300 Jahren machte viereckiges Kupfergeld im Wert von einem oder mehreren Talern den Schweden schwer zu schaffen. Was damals ein großes Ärgernis war und die Ausgabe von Papiergeld beschleunigte, wird heute von Sammlern gesucht und teuer bezahlt. Im "Handwörterbuch der gesammten Münzkunde" (Halle und Berlin 1811) wird über die eckigen Plattenmünzen gesagt, sie seien ungemein beschwerlich für den Verkehr gewesen, und man habe sein Vermögen im Keller verwahren müssen, "wenn es das Haus nicht eindrücken sollte". Es wurden Riesenexemplare mit den Maßen 33 mal 68 Zentimeter bekannt. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, welche Schwierigkeiten es gab, wenn man mit solchen Metallungetümen bezahlen mußte. Neben diesen vier- oder mehreckigen Platten gab es natürlich runde Kupfermünzen, die viel wogen und nicht minder unhandlich wie die eckigen Kupferlinge waren. Die Platten in der Stückelung von zehn bis zu einem halben "Daler" sind numismatische Raritäten. Wenn sie hin und wieder im Handel und in Auktionen auftauchen, erzielen sie einen guten Preis. Die zwischen 1643 und 1776 durch Einschlagen von einem Wertstempel in der Mitte und vier Monogrammstempeln an den Ecken gekennzeichneten Kupferbleche - mehr sind sie im Grunde ja nicht - werden mitunter gefälscht, so dass Sammler Obacht geben und sich unter Umständen mit einem Fachmann beraten müssen. Solche Nachbildungen kommen geprägt und gegossen vor.

Anno 1776 war Schluss

Das kupferreiche Schweden, das im 17. Jahrhundert zwei Drittel des europäischen Bedarfs an diesem Buntmetall deckte, hatte Schwierigkeiten, seine Münzstätten mit Silber, dem wichtigsten Münzwerkstoff jener Zeit, zu versorgen. Es lag daher nahe, das rare Edelmetall durch das in den eigenen Gruben reichlich geförderte Kupfer zu ersetzen. Allerdings hatte die Sache einen Haken. Denn sollte ein Kupferdaler so viel wert sein wie ein Silbertaler, so musste er natürlich viel schwerer und demzufolge auch größer sein als das silberne Äquivalent. Das war ein großes Handicap und führte schließlich dazu, dass König Gustav III. im Jahre 1776 die Emission aufgab.

Die Herstellung der Plattenmünzen begann unter der Regentschaft der Königin Christine, die als eine sehr frühe Münzensammlerin in die Geschichte einging und nach dem Übertritt zur katholischen Kirche und Thronverzicht im Jahre 1689 in Rom starb. Die bei ihrer Thronbesteigung erst sechs Jahre alte Monarchin war Tochter des legendären Königs Gustav II. Adolf, der 1632 in Lützen bei Leipzig gefallen war. Christine ließ Zehndalerplatten mit dem enormen Gewicht von 19,75 Kilogramm herstellen. Solche Monstren hatte es bisher noch nicht gegeben. Dazu kamen Platten zu acht, vier, zwei und einem Daler. Die Nachfolger der Königin blieben bei den Platten, veranlassten aber einige Veränderungen. So verzichtete Karl X. Gustav auf den Zehndalerwert, und unter Karl XI. hat man Platten zu acht, fünf, drei, zwei, einem und einem halben Daler hergestellt. Ähnlich sah die Reihe auch im Verlaufe des 18. Jahrhunderts aus. König Gustav III. ließ einige Platten mit Stempeln seiner Vorgänger markieren.

Zwischen 1644 und 1776 sollen "Kobberplater" im Gegenwert von 19 Millionen silbernen Speziestalern geprägt worden sein. Wie viele erhalten geblieben sind, kann niemand sagen. Von den 26 000 Zehndalerplatten haben ganze sieben die Zeiten überdauert. Das illustriert die hohe Verlustquote. Hin und wieder finden Unterwasserarchäologen in Schiffswracks weitere Plattenmünzen.

Wert in "Silf:Mynt"

Die in der Münzstätte Avesta beziehungsweise in der Nähe von Kupferbergwerken (Falun, Husa, Kengis, Ljusdenal, Semlan) hergestellten Kupferplatten tragen im Wertstempel die Angabe "Daler Silf:Mynt" (Silbermünze). Damit sollte verdeutlicht werden, dass das Kupferstück dem Wert eines oder mehrerer Silberdaler entspricht. Die Bezeichnung ist zugleich Ausdruck dafür, dass es in Schweden einen Silbermünzfuß und einen Kupfermünzfuß gab. Da der Kupferpreis immer wieder schwankte, gab es bei den Platten acht Gewichtsabsenkungen.

Noch heute kann man an den gewalzten beziehungsweise mit Hammerschlägen lang, breit und dünn ausgeschlagenen Kupferbleche erkennen, wie sie zu Geld gemacht wurden. Dazu brauchten die Münzarbeiter Scheren und Feilen sowie einen Mechanismus, der ein schweres Gewicht auf die gravierten Stempel fallen ließ. Die Prägegeräte wurden mit Wasser- oder Pferdekraft betätigt. Die Arbeiter setzten die Stempel in die Mitte beziehungsweise an die Ecken des Kupferstücks und ließen einen schweren Hammer auf den Stempel fallen. Insgesamt musste die Platte fünfmal geprägt werden. Zum runden Wertstempel in der Mitte kamen vier Stempel mit dem gekrönten Monogramm des jeweiligen Königs und einer Jahreszahl. Wog eine Eindalerplatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch 1,1 Kilogramm, so waren es im Jahre 1726 noch 735 Gramm. Es wird berichtet, dass die Kupferplatten in Ländern außerhalb Schwedens als Rohstoff begehrt waren. Man sah in ihnen nur Barren und schmolz sie ein.

Schwerwiegend im wahrsten Sinne des Wortes wog, dass die Plattenmünzen ausgesprochen unpraktisch und unhandlich waren. Alte Chroniken und Stiche berichten davon, dass die Schweden spezielle "Platmynt"-Schlitten, Pferdefuhrwerke und andere Transportmittel benutzten oder eigens eingestellte Geldträger beschäftigten, die größere Beträge im Rucksack oder Schubkarren von einem Ort zum anderen schafften. Solche Transporte waren natürlich mit vielen Unsicherheitsfaktoren verbunden und verteuerten den Zahlungsverkehr. Um ihn zu erleichtern, wurden bereits im Jahre 1657 in Schweden sogenannte Credytif-Zedels eingeführt, die als Banknoten fungierten und es erlaubten, dass man sein schweres Geld im Keller ließ. Die erstmals im Jahre 1661 ausgegebenen Zettel mit gedruckten Erklärungen, zahlreichen Unterschriften und eingeprägten Blindsiegeln gelten als die ältesten europäischen Banknoten. Von den ältesten Ausgaben ist laut Albert Picks "Papiergeld-Lexikon" nichts erhalten, und von den 1662 bis 1664 ausgegebenen Scheinen existieren drei echte, vier verfälschte und vier gefälschte Exemplare. 13. Februar 2017

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