Das Saarland aus Silber
Ausgabe von 1957 und weitere numismatische Projekte für Gedenkmünzen blieben auf der Strecke



Die Saar-Münze von 1958 mit dem Alten Turm von Mettlach kam nur in wenigen Probestücken an die Öffentlichkeit.





Erst 2007 konnte mit einer silbernen Zehn-Euro-Münze "50 Jahre Bundesland Saar" gefeiert werden.



Als Essai (Probe) ausgewiesen ist der extrem seltene Goldabschlag einer Saar-Ausgabe von 1954 zu 100 Franken.



In geringer Stückzahl hergestellt wurden die Fünf-Mark-Stücke von 1955 und 1957 zu Ehren von Friedrich Schiller und Max Planck.



Auch die für 1970 geplante Hölderlin-Münze blieb auf der Strecke, lediglich existieren Probeabschläge wie dieses Beispiel auf viereckigem Metall. (Fotos/Repros: Caspar)

Nach dem Start der Gedenkmünzenproduktion mit dem Fünf-Mark-Stück "Germanisches Nationalmuseum" von 1952 gab es in der frühen Bundesrepublik Deutschland Ideen für weitere Gedenkmünzen, die nicht verwirklicht wurden. So sollte ein weiterer Wert zur Tausendjahrfeier der Stadt Lüneburg herausgebracht werden. Doch wurde der Antrag mit dem Hinweis abgelehnt, Jubiläen von Städten seien nicht geeignet, und wenn man erst einmal damit beginne, würden zahlreiche weitere Vorschläge dieser Art folgen. Jahrzehnte später sah man das Thema positiver, als nämlich zahlreiche Jubiläen ins Prägeprogramm aufgenommen wurden. Nicht in Betracht gezogen wurde 1957 eine Gedenkmünze zum 200. Geburtstag des Reichsfreiherrn Karl vom und zum Stein. Er hatte sich im frühen 19. Jahrhundert für die Reformierung des preußischen Staates eingesetzt und war einer der großen Vorkämpfer für die deutsche Einheit.

Planungen für eine Gedenkmünze von 1958 zur "Heimkehr der Saar", also zur Eingliederung des bisher unter französischer Verwaltung stehenden Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland, gingen entschieden weiter. Es wurde sogar ein künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben, und es wurden sogar Probeabschläge angefertigt. Dargestellt ist auf ihnen der Alte Turm in Mettlach als ältestes Bauwerk des Saarlandes und eines seiner Wahrzeichen. Erbaut von 990 bis 994 als Grabkapelle des Heiligen Lutwinus, des Gründers des Klosters Mettlach, ist der achteckige Turm dem Dom zu Aachen nachempfunden. Der von der Jury mit dem ersten Preis bedachte Entwurf von Karl Roth sollte in einer Auflage von beachtlichen 500 000 Stück ausgeführt werden. Doch dann sprach sich das Bundeskabinett gegen die Saar-Münze aus. In einer aktuellen Fragestunde im Deutschen Bundestag wurde die Ablehnung mit der angeblich unbefriedigenden Gestaltung, vor allem aber mit dem Hinweis begründet, es würden bereits viel zu viele Gedenkmünzen ausgegeben, und man sollte "diese Maßnahme wesentlich einschränken."

Die Argumentation war fadenscheinig, denn es gab zu diesem Zeitpunkt ja erst vier über fünf Jahre verteilte Sonderprägungen - Germanisches Nationalmuseum, Friedrich Schiller, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, genannt Türkenlouis, und Joseph von Eichendorff. Die Bundesregierung hatte politische Bedenken, denn sie mag es nicht für opportun gehalten haben, durch eine Sonderprägung auf eine für das nach langer "Erbfeindschaft" nun endlich befreundete Frankreich blamable Volksbefragung aufmerksam zu machen, die 1957 zur Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland führte. Erst 2007 konnte die fünfzigjährige Zugehörigkeit des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland mit einer Zehn-Euro-Münze gefeiert werden. Von Erika Binz Blanke entworfen, verbindet sie Symbole für Bergbau, Industrie, Wissenschaft und Kultur sowie eine Ansicht der Völklinger Stahlhütte mit dem Bundesadler.

Für die nicht realisierte Saar-Münze von 1957 gab es Vorläufer, denn bereits 1935 hatte die Hitler-Regierung eine Ausgabe zu fünf Reichsmark mit der Aufschrift "Deutsch die Saar" geplant. Es wird angenommen, dass das um sein internationales Renommee bemühte "Dritte Reich" das benachbarte Frankreich, das nach dem Ersten Weltkrieg die Administration im Saargebiet übernommen hatte, nicht noch durch eine reguläre Gedenkmünze reizen wollte. Nur wenige Stücke, auf denen die Saarländer im Triumphzug dem Nazistaat zustreben, gelangten aus der Preußischen Staatsmünze in Berlin an die Außenwelt. Wenn sie gelegentlich im Handel angeboten werden, sind ihnen hohe Preise sicher. Das gilt auch für einige reguläre Münzen von 1954 und 1955 im Wert von 10, 20, 50 und 100 Franken, auf denen das kreuzförmige Wappen des Saarlandes mit einer Bergbauanlage beziehungsweise im Fall des Hundert-Franken-Stücks auf einer Art Zahnrad gelegt dargestellt ist. Zu den aus Aluminiumbronze und aus Kupfer-Nickel gefertigten Umlaufmünzen gesellen sich seltene Probestücke.

Um 1970 musste die Bundesregierung Anträge für alle möglichen Gedenkmünzen abwehren, die von Vereinen und Verbänden, Kommunen und anderen Interessenten gestellt wurden. Sie tat dies unter anderem mit dem Hinweis auf die Auslastung der vier bundesdeutschen Münzämter, aber auch mit dem Ratschlag, man möge sich doch der Medaille als Medium bedienen. Abgelehnt wurden Prägeprojekte anlässlich von Jubiläen der Universitäten Kiel, Tübingen und München, aber auch zu ziemlich absonderlichen Anlässen. Nur als Probeprägungen liegt eine Fünf-Mark-Münze zum 200. Geburtstag von Johann Christian Friedrich Hölderlin, der zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern gehörte. Sie sollte in einer Auflage von drei Millionen Stück in Karlsruhe nach einem Modell von Eberhard Luttner hergestellt werden. Da aber das Bundesfinanzministerium am 27. November 1970 seinen ein Jahr zuvor erteilten Prägeauftrag zurück zog, blieb es bei wenigen Probemünzen.

9. November 2017

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