Münzen in filigranen Fassungen
Nutzung als Schmuck bewahrte manche Gepräge vor dem Tod im Tiegel



Brandenburgische Kurfürsten und preußische Könige besaßen zahlreiche mit Talern besetzte Münzkannen. Diese Kostbarkeit ist im Berliner Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick ausgestellt.



Ein Heimat- und Volkskundenmuseum im bayerischen Bergen zeigt wunderschöne Trachten, die reich mit alten Silbermünzen geschmückt sind.



In der Ausstellung des Münzkabinetts auf der Berliner Museumsinsel werden der zu Schmuck verarbeitete Familientaler aus Bayern und ein Taler des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. gezeigt



Das Zwei-Mark-Stück von 1901 auf die Zweihundertjahrfeier des preußischen Königtums aus der Jugendstil-Brosche zu entfernen, ist nicht anzuraten.



Russische Silberkopeken wurden um 1900 in eine Brosche verwandelt, dergleichen wird heute wohl kaum noch getragen. (Fotos/Caspar)

In der Vergangenheit hat man Taler, Gulden, Dukaten sowie andere Prägestücke mitunter als Zierde von Krügen und Schalen verwendet. Solche Münzgefäße sind in größerer Zahl vor allem aus der Barockzeit sowie aus der Zeit um 1900 überliefert. Doch auch schon in der Renaissance, als man die Kultur und Kunst der Antike neu entdeckte und begann, Münzen der römischen Cäsaren und anderer antiker Herrscher zu sammeln, kam die Sitte auf, Gold- und Silbermünzen in Gefäße einzulassen oder sie als Hals-, Arm-, Finger oder Hutschmuck zu verwenden. Viele Münzen, die sonst den Tod im Schmelztiegel erlitten hätten, haben, obwohl zweckentfremdet sowie durch Fassungsspuren verletzt und/oder vergoldet, auf diese Art und Weise überlebt. Das gilt auch für die zahllosen als Anhänger verwendeten Münzen, die etwa in Bayern Teil von Frauen- und Männertrachten sind und manchmal auch in Volkskundemuseen gezeigt werden.

Angesichts von Münzhumpen oder in filigranen Fassungen eingelassenen Münzen erhebt sich die Frage, was man mit ihnen anfangen soll. Natürlich würde man die Münzen am liebsten "pur", ganz ohne angelötete Ösen, bei Silbermünzen auch ohne Vergoldungen oder, was auch vorkommt, mit Emailleauflagen besitzen. Sammler und Händler bewerten solche Stücke weitaus geringer als makellose ausgaben. Dann und wann bekommt man auch gelochte Münzen und Medaillen sowie solche, wo das Loch mehr oder weniger gut gestopft ist.

Ratsam ist, die unvermeintlichen Veränderungen respektieren, Sammler haben mit ihnen interessante Beweise für die Beliebtheit von Münzen als Schmuck vor sich. Manche alten Taler mit Heiligenbildern und frommen Sprüchen dienten als Talisman und Schutz vor Krankheit, Tod und "bösem Blick". Auf der Skala standen Taler der Grafschaft Mansfeld aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit dem Bild des Sankt Georg als Drachentöter und der Inschrift BEI GOTT IST RAT UND TAT. Großen Zuspruchs als Anhänger erfreuten sich die bayerischen Madonnentaler. Auch ihnen schrieb man schützende Eigenschaften zu.

Bei Henkeln an Münzen ist zu großer Vorsicht zu raten. Wenn sie unsachgemäß entfernt werden, ist der Schaden noch größer als wenn man sie an dem Stück lässt. Am besten ist, den überkommenen Zustand zu respektieren. Wie Henkel sind auch Löcher in Münzen und Medaillen ein großes Ärgernis. Wenn sie unbedingt gestopft werden sollen, ist es ratsam, dies von einem Juwelier oder Metallrestaurator ausführen zu lassen. Auch bei sehr sorgfältiger Ausführung kann man meist unter der Lupe oder einem Mikroskop die Spuren noch erkennen. Löcher zu schließen oder Lötspuren zu beseitigen, lohnt sich eigentlich nur bei besseren Stücken. In den Katalogen des Münzhandels werden diese Veränderungen stets angegeben, weil sie sich wertmindernd auf den Preis auswirken.

Wer sich umschaut, findet in der eigenen Sammlung oder bei Sammlerfreunden, aber auch in Ausstellungen Münzen, seltener Medaillen, die zu Schmuck umgearbeitet wurden. Diese Stücke kommen in unterschiedlichen Gestalten vor, mal als Anhänger oder Brosche, auch eingefasst in Fingerringen, aneinander gelötet als Armband oder ein wenig gebogen als Jacken- oder Manschettenknöpfe. Beliebt waren und sind Münzen unterschiedlicher Zeitepochen als Anhänger von Schützenketten. Ziemlich aus der Mode gekommen sind große Goldmünzen an schweren Hals- und Armketten.

Hin und wieder findet man auf Trödelmärkten ausgesägte Münzen, manchmal kann man sogar zuschauen, wie sie entstehen. In der Regel handelt es sich um Massenware, die mit feinen Werkzeugen zu filigranem Schmuck verarbeitet werden. Solche Stücke unterstreichen, dass man auch heute in Münzen oft mehr sieht als bloße Zahlungsmittel. Ausgesägte Münzen zu sammeln, ist Geschmacksache, doch es muss Zeitgenossen geben, die an ihnen Freude haben und nicht wenig Geld für sie hinblättern, sonst wären die Münzenzersäger, die gern Jahr- und Trödelmärkte besuchen, arbeitslos. Da und dort kommen altvergoldete Münzen und Medaillen vor. Sie zu entfernen ist nicht ratsam. Der Schaden an dem Prägestück wäre zu groß. .

15. Februar 2017

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