In kostbaren Fassungen
Die manchmal rabiate Nutzung als Schmuck bewahrte die eine oder andere Münze vor dem Tod im Tiegel



Das Zwei-Mark-Stück von 1901 auf die Zweihundertjahrfeier des preußischen Königtums aus der Jugendstil-Brosche zu entfernen, ist nicht anzuraten.



In der Ausstellung des Münzkabinetts im Bodemuseum auf der Berliner Museumsinsel werden auch Gnadenpfennige gezeigt. Diese goldene Kostbarkeit von 1616 stammt aus der Zeit des brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund.



Der Goldrubel aus der Zeit von Zar Nikolaus II. hat in einer "jugenstiligen" Brosche überlebt.



Die altrömische Silbermünze in der Broschenfassung ist eine Nachahmung aus der Neuzeit.



Da und dort kann man auf Trödelmärkten ausgesägte Münzen kaufen, wer sie mag, kann sie sich an einer Kette um den Hals hängen. (Fotos: Caspar)

In der Vergangenheit hat man Taler, Gulden, Dukaten sowie andere Prägestücke mitunter als Zierde von Krügen und Schalen verwendet. Solche Münzgefäße sind in größerer Zahl vor allem aus der Barockzeit sowie aus der Zeit um 1900 überliefert, und manche kann man in Museen bewundern. Doch auch schon in der Renaissance, als man die Kultur und Kunst der Antike neu entdeckte und begann, Münzen der römischen Cäsaren und anderer antiker Herrscher zu sammeln, kam die Sitte auf, Gold- und Silbermünzen in Gefäße einzulassen oder sie als Hals-, Arm-, Finger oder Hutschmuck zu verwenden.

Viele Münzen, die sonst den Tod im Schmelztiegel erlitten hätten, haben, obwohl zweckentfremdet sowie durch Fassungsspuren verletzt und/oder vergoldet, auf diese Art und Weise überlebt. Das gilt auch für die zahllosen als Anhänger verwendeten Münzen, die etwa in Bayern Teil von Frauen- und Männertrachten sind und manchmal auch in Volkskundemuseen gezeigt werden. In filigranen, oft auch mit Edelsteinen und Perlen geschmückten Fassungen kommen so genannte Gnadenpfennige vor. Oft aus Gold bestehend, stellen sie ausgesprochene Museumsstücke dar. Die wenigen Exemplare, die bis in unsere Zeit üb erlebt haben, werden selten vom Münzhandel angeboten und müssen dort sehr hoch bezahlt werden.

Angesichts der Münzhumpen oder in filigranen Fassungen eingelassenen Münzen erhebt sich die Frage, was man mit ihnen anfangen soll. Natürlich würde man die Münzen am liebsten "pur", ganz ohne angelötete Ösen, bei Silbermünzen auch ohne Vergoldungen oder, was auch vorkommt, mit Emailleauflagen besitzen. Sammler und Händler bewerten solche Stücke weitaus geringer als makellose Ausgaben. Dann und wann bekommt man verbilligt gelochte Münzen und Medaillen sowie solche, bei denen das Loch mehr oder weniger gut gestopft ist.

Ratsam ist, die unvermeintlichen Veränderungen respektieren. Mit ihnen hat man interessante Beweise für die Beliebtheit von Münzen als Schmuck vor Augen. Manche alten Taler mit Heiligenbildern und frommen Sprüchen dienten als Talisman und Schutz vor Krankheit, Tod und "bösem Blick". Auf der Skala standen Taler der Grafschaft Mansfeld aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit dem Bild des Sankt Georg als Drachentöter und der Inschrift BEI GOTT IST RAT UND TAT. Großen Zuspruchs als Anhänger erfreuten sich die bayerischen Madonnentaler. Auch ihnen schrieb man schützende Eigenschaften zu.

Bei Henkeln an Münzen ist zu großer Vorsicht zu raten. Wenn sie unsachgemäß entfernt werden, ist der Schaden noch größer als wenn man die Stücke so lässt wie sie sind. Am besten ist, den überkommenen Zustand zu respektieren. Wie Henkel sind auch Löcher in Münzen und Medaillen ein Ärgernis. Wenn sie unbedingt gestopft werden sollen, ist es ratsam, dies von einem Juwelier oder Metallrestaurator ausführen zu lassen. Auch bei sehr sorgfältiger Ausführung kann man dann die Spuren noch unter der Lupe oder einem Mikroskop erkennen. Löcher zu schließen oder Lötspuren zu beseitigen, lohnt sich eigentlich nur bei besseren Stücken. In den Katalogen des Münzhandels werden diese Veränderungen stets angegeben, weil sie sich wertmindernd auf den Preis auswirken.

Wer sich umschaut, findet in der eigenen Sammlung oder bei Sammlerfreunden, aber auch in Ausstellungen Münzen und Medaillen, die zu Schmuck umgearbeitet wurden. Diese Stücke kommen in unterschiedlichen Gestalten vor, mal als Anhänger oder Brosche, auch eingefasst in Fingerringen, aneinander gelötet als Armband oder ein wenig gebogen als Jacken- oder Manschettenknöpfe. Beliebt waren und sind Münzen unterschiedlicher Zeitepochen als Anhänger von Schützenketten. Ziemlich aus der Mode gekommen sind große Goldmünzen an schweren Hals- und Armketten.

Hin und wieder findet man auf Trödelmärkten ausgesägte Münzen, manchmal kann man sogar zuschauen, wie sie entstehen. In der Regel handelt es sich um Massenware, die mit feinen Werkzeugen zu filigranem Schmuck verarbeitet werden. Solche Stücke unterstreichen, dass man auch heute in Münzen oft mehr sieht als bloße Zahlungsmittel. Ausgesägte Münzen zu sammeln, ist Geschmacksache, doch es muss Zeitgenossen geben, die an ihnen Freude haben und nicht wenig Geld für sie hinblättern, sonst wären die Metallhandwerker arbeitslos. Da und dort kommen altvergoldete Münzen und Medaillen vor. Die Auflagen zu entfernen ist nicht ratsam. Der Schaden an dem Prägestück wäre zu groß.

8. Juli 2017 Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"