Papstmünzen ohne den Papst
Euro-Münzen des Vatikans sind ab 2017 nur noch mit dem Wappen des Kirchenoberhaupts geschmückt



Hinter dem Petersdom inmitten von Rom arbeitet die Behörde, die die Münzen, Medaillen und Briefmarken des Vatikanstaates plant und gestalten lässt.



Gegenüber den Münzen des Vatikans (links mit dem Bildnis von Papst Benedikt XVI.) sind die der Italienischen Republik auch im Kirchenstaat allgegenwärtig.



Viele Münzen der Päpste sind mit deren Bildnissen geschmückt und bilden ein interessantes Sammelgebiet, das nur mit großen Mühen komplettiert werden kann.



Auf zahlreichen Münzen sind die Päpste nur mit ihrem Namen und Wappen präsent, hier Pius VI. auf einem goldenen Zehn-Zechinen-Stück aus dem Jahr 1787.



Die wechselvolle Geschichte des Kirchenstaates, aber auch die Sedesvakanzen zwischen dem Tod eines Papstes und der Wahl eines neuen kommen auf zahlreichen Münzen zum Ausdruck.



Auch Siegel wie diese Bleibulle von Leo X. aus dem frühen 16. Jahrhundert sind interessante Sammelgegenstände. Wer sie zu den Papstmünzen legen kann, darf sich glücklich schätzen. (Fotos/Repros: Caspar)

Die Mitgliedstaaten des Euro-Verbundes prägen ihre Cent- und Euromünzen in großen Auflagen, weshalb viele zum Nennwert zu haben sind und auch, aus fernen Ländern stammend, in unserem Alltag vorkommen. Hingegen sind die Auflagezahlen bei den Münzen des Vatikans sowie von Monaco und San Marino vergleichsweise gering. Das wirkt sich natürlich auf den Preis aus, und deshalb sind die Münzen dieser Miniaturstaaten die eigentlichen "Renner" bei den seit nunmehr 15 Jahren ausgegebenen Geldstücken.

Der Vertrag von Maastricht (1992) eröffnete dem Vatikan die Möglichkeit, Euromünzen aus Gold und Silber sowie aus unedlen Metallen zu prägen. Das garantierte dem mitten in Rom gelegenen, nur 0,44 Quadratkilometer großen Staat weiterhin eine wichtige Geldquelle. In Rom und im Vatikanstaat wird man selbst ganz neue Prägungen nur schwerlich in die Hand bekommen. Die Stückzahlen sind vergleichsweise gering, und sie werden, wenn man sie vor Ort bekommen sollte, gern als Andenken beiseite gelegt und nach Hause genommen. Das gilt sowohl für die aktuellen Kursmünzen und als auch für Sonderausgaben zu herausragenden Ereignissen im Leben der katholischen Kirche und wichtigen Jubiläen.

Der Vatikan nutzt auch beim Euro sein aus dem frühen Mittelalter stammendes Recht, eigene Prägungen auszugeben. Dargestellt werden auf ihnen die jeweils amtierenden Päpste, die Umschrift um das Bildnis des Heiligen Vaters lautet CITTA DEL VATICANO. Die Münzen werden in der staatlichen Prägeanstalt in Rom geprägt und sind mit einem R gezeichnet, das auch bei den italienischen Geldstücken verwendet wird. Die Zahl der auf Euro und Cent lautenden Münzen des Vatikan ist Legion, und wer sich nur auf die mit Bildnissen, Gebäuden, biblischen Szenen, Heiligendarstellungen und anderen Motiven geschmückten Geldstücke konzentriert, wird manche Mühe haben und einiges Geld ausgeben müssen, alle zusammen zu bekommen.

Anfang März wurde 2017 bekannt, dass Papst Franziskus auf sein Porträt auf den Euromünzen des Vatikans verzichtet. Diese Entscheidung des 2013 auf den Stuhl Petri erhobenen Kirchenoberhaupts hat eine längere Vorgeschichte, denn seit einiger Zeit erscheint der Heilige Vater nicht mehr auf Medaillen, die anlässlich seiner Auslandsreisen geprägt und an Gesprächsteilnehmer und andere Personen verteilt werden. An seinem Profil auf solchen Erinnerungstücken ist das Kirchenoberhaupt nicht interessiert, das sich auf Franz von Assisi beruft, sich als Anwalt der Armen versteht und den Standpunkt vertritt, mit Prunk und Pomp verschaffe man sich keinen Eintritt ins Paradies. Der Bescheidenheit predigende und praktizierende Papst stellt nun auch die Umlaufmünzen des Vatikans um.

Als vor einem Jahr der Wille des Papstes der auch für Briefmarken zuständigen Behörde im Kirchenstaat bekannt wurde, war es schon zu spät, die Prägungen anzuhalten und neue auszugeben. So war die letzte vatikanische Euro-Münze mit dem Papstbildnis ein goldener Wert zu 200 Euro-Münze mit der Jahreszahl 2016. Ihr wird ganz gewiss große Aufmerksamkeit und eine gewisse Wertsteigerung sicher sein. Ab diesem Jahr schmückt nicht mehr der Kopf sondern nur noch das päpstliche Wappen die Euro-Münzen des Vatikans. Sammler werden sich an diese Umstellung, die mit dem Charakter des katholischen Kirchenoberhaupts zu tun hat, gewöhnen müssen. "Vatikan" wird aber weiter ein weltweit begehrtes Sammelgebiet sein, auch wenn das Thema eine neue Wendung bekommen hat.

Die neuen Eurostücke von 2017 sind nicht die ersten Münzen aus dem Vatikan, die ohne Papstbild auskommen. Denn schon Paul VI. ließ im Heiligen Jahr 1975 eine Vatikan-Münze in Umlauf bringen, auf der sein Porträt durch sein Wappen ersetzt. Nach Auffassung von Papst Franziskus steht sein Wappen genauso sehr wie sein Porträt für das von ihm ausgeübte Pontifikat. Grundsätzlich gilt: Jeder Papst hat sein persönliches Wappen, das seine Person und sein Lehramt identifiziert, vielleicht sogar besser als ein Porträt es könnte. Denn ein Porträt kann dem Papst ähnlich sein oder nicht, aber sein Wappen ist und bleibt sein Wappen.

Wenn wir in die Vergangenheit blicken, dann lernen wir zahlreiche mehr oder weniger prunkvoll und spektakulär gestaltete Münzen und Medaillen mit den Bildnissen und Wappen des jeweils herrschenden Heiligen Vaters kennen. Die Anfänge der Serie waren mit flache Silberdenaren von Papst Paschalis I. bescheiden, der von 817 bis 824 regierte und ein Zeitgenosse von Kaiser Karl dem Großen war, und weiteren mittelalterlichen Kirchenoberhäuptern. Höhepunkte in der numismatischen Geschichte der Päpste sind die prächtigen Gepräge aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, auf denen die ja immer heiß umstrittenen und häufig in politische und militärische Bedrängnis geratenen Nachfolger Petri ihre Macht und ihre Ansprüche mit Bildnissen, Wappen und religiösen Darstellungen demonstrierten. In das Gebiet fallen auch die Papstsiegel meist aus Blei. In ihrer schlichten, über die Jahrhunderte unveränderten Gestalt stets mit den Köpfen der Apostel Petrus und Paulus unterstreichen sie Tradition und Kontinuität des Papsttums.

2. März 2017

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