Von Coburg nach Windsor
Neue Münze würdigt Namenswechsel im britischen Königshaus vor einhundert Jahren



Die neue Fünf-Pfund-Münze mit der Jahreszahl 2017 erinnert an den Namenswechsel der britischen Royals vor 100 Jahren.



Die deutschen Wurzeln von König Georg I. sind auf dem Gulden von 1716 und dem Taler von 1719 mit Wappen, dem Wilden Mann und dem Titel zu erkennen.



Das Doppelshilling-Stück mit dem Bildnis der jungen Queen Victoria ragt durch die "gotische" Schrift aus dem Einerlei der damaligen Münzprägung in England heraus.



Victoria und ihr Nachfolger Edward VII. auf Silbermünzen mit dem Heiligen Georg als Drachentöter auf der Rückseite. Die Darstellung nach einem Entwurf von Benedetto Pistrucci war und ist so beliebt, dass sie bis heute britischen Goldmünzen erscheint. (Fotos: Caspar)

Das britische Königshaus hat deutsche Wurzeln. König Georg I., der von 1714 bis 1727 auf dem Thron in London saß, war Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und ab 1698 Kurfürst von Hannover. Aus dem uralten Herrscherhaus der Welfen stammend, war er der Stammvater der bis heute regierenden britischen Dynastie sowie der Königsdynastie in Hannover, die dort 1866 im Ergebnis des Deutschen Kriegs gegen Österreich die Krone verlor. Eine neue britische Münze zu fünf Pfund Sterling erinnert daran, dass die Royals vor einhundert Jahren ihren Namen gewechselt haben.

Dass die Königsfamilie den Namen Windsor annahm und zugleich ihren deutschen Namen Sachsen-Coburg und Gotha ablegte, hat mit dem Ersten Weltkrieg zu tun. Bis zu dessen Beginn am 1. August 1914 waren die Familien Hohenzollern mit dem deutschen Kaiser und preußischen König Wilhelm II. an der Spitze und die englischen Coburger gut befreundet und vielfach miteinander verwandt. Wilhelm II. war ein Enkel von Queen Victoria, die ihrerseits mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha verheiratet war und mit ihm eine gute Ehe mit vielen Kindern geführt hatte. Als Albert 1861 in Windsor Castle starb, war die Königin untröstlich und wurde nur noch in dunklen Kleidern und schwarzem Schleier gesehen. Victoria prägte eine ganze Epoche, das bis zu ihrem Tod 1901 andauernde victorianische Zeitalter, in dem sich England zu einer Weltmacht mit riesigem Besitz an Kolonien entwickelte. 1876 legte sich die Monarchin den Titel einer Kaiserin von Indien zu, was dann auch auf Münzen vermerkt wurde. Als Indien 1947 seine Souveränität erlangte, verzichtete König Georg VI., der Vater von Elizabeth II., auf den kaiserlichen Titel, was auch zu Veränderungen auf den mit seinem Bildnis geschmückten Geldstücken führte.

Die neue Münze von 2017 zeigt auf der Vorderseite das nach rechts gewandte Bildnis der Queen mit einem Diadem im Haar, während auf der Rückseite das Wappen der Familie Windsor zu erkennen ist. Dass Elizabeth II. eine alte Dame ist, die auf eine ungewöhnlich lange Regierungszeit zurück blickt, wird bei der Porträtgestaltung nicht verschwiegen. Das Wappen besteht aus einem Turm mit aufgesteckter Fahne unter der Krone und ist von einem Eichenkranz umgeben. Von den Gedenkmünzen kommen Ausgaben in Kupfer-Nickel sowie in limitierter Stückzahl in Silber und Gold vor, und je nach Metall und Auflage wird man ziemlich tief in die Tasche greifen müssen, wenn man ein Exemplar ergattern möchte. Der Münzhandel wird bei der Beschaffung der Sondermünze helfen.

Zwischen Wilhelm II. und dem neuen König Edward VII., dem Sohn und Nachfolger von Queen Victoria, war trotz der verwandtschaftlichen Verhältnisse die politische und persönliche Entfremdung nicht zu übersehen. Großbritannien und das Deutsche Reich waren auf vielen Gebieten Konkurrenten, die beiden Staatsoberhäupter repräsentierten zwei gegnerische Militärlager, die 1914 aufeinander prallten mit den bekannten schrecklichen Folgen. Da sich mit Beginn des Ersten Weltkriegs in Großbritannien eine starke antideutsche Stimmung breit machte und die Deutschen dort als "Hunnen" verschrien waren, sah sich Edward VII. zu einem Namenswechsel genötigt. Die Königsfamilie nannte sich von nun an Windsor nach einer kleinen Stadt in der Grafschaft Berkshire. Dort befindet sich ein Schloss, in dem seit Wilhelm dem Eroberer die königliche Familie residiert. Windsor ist auch durch die von Otto Nicolai komponierte Oper "Die lustigen Weiber von Windsor" aus dem Jahr 1849 bekannt. Ob Edward VII. an den musikalischen Kleinkrieg zwischen den Damen Fluth und Reich und an den von diesen umgarnten Ritter Falstaff gedacht hat, ist schwer zu sagen.

Das auch englisches Versailles genannte Windsor Castle ist das größte und älteste durchgängig seit dem Mittelalter bewohnte Schloss der Welt. Zusammen mit dem Buckingham Palace und dem Holyrood Palace im schottischen Edinburgh ist Schloss Windsor eine der offiziellen Hauptresidenzen der britischen Monarchin. Elizabeth II. liegt der Riesenpalast am Herzen, denn hier hat sie viel Zeit während ihrer Kindheit verbracht, als London mitten im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Bomben getroffen wurde. Dass der Schlossturm auf der neuen Münze erscheint, ist eine numismatische Verbeugung vor einem herausragenden Kunst- und Geschichtsdenkmal, wie es in Großbritannien nicht noch einmal zu finden ist. Erwähnenswert ist, dass Schloss Windsor auch Festung und Gefängnis war und von den englischen Königen und Königinnen liebevoll und mit viel Geschmack ausgebaut und erweitert wurde.

7. Juni 2017

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