Steiniger Weg zur parlamentarischen Demokratie
Im Deutschen Dom am Gendarmenmarkt zeichnet der Bundestag den Weg von der Französischen Revolution bis heute nach



Der Berliner Gendarmenmarkt wird als der schönste Platz in Berlin,
wenn nicht gar Deutschlands gelobt. Zu allen Tageszeiten und auch in der Nacht ist
er einen Besuch wert. Im Hintergrund erkennt man den Deutschen Dom,
in dem der Bundestag über Parlamentsgeschichte berichtet.




In der Turmspitze des Deutschen Doms kann man Modelle des Reichstags und
anderer Bauten besichtigen. Die Siegessäule vor dem Reichstagsgebäude wurde
von den Nazis im Zusammenhang mit ihren Germania-Planungen
an den Großen Stern versetzt.




Parlamentsarbeit war in der Kaiserzeit reine Männersache, erst nach
der Abschaffung der Monarchie durften auch Frauen wählen und gewählt werden.
Die farbige Illustration gewährt einen Blick in den Plenarsaal des
Deutschen Reichstags.




Auf allen Ebenen sind Reste des Reichstagsgebäudes ausgestellt, die bei
der Enttrümmerung und den Umbaumaßnahmen geborgen wurden.




Otto von Bismarck setzte der Politik des 1871 gegründeten Deutschen Reichs
unverkennbar seinen Stempel auf. Sein 1944 eingeschmolzenes Frankfurter Denkmal wird
im Deutschen Dom als eine von Peter Gragert nach historischen Fotos geschaffene
Replik gezeigt. (Fotos/Repro: Caspar)


Der Berliner Gendarmenmarkt wird als der wohl schönste Platz der Stadt gelobt. An seinem Rand ragen die mächtigen Türme des Französischen und des Deutschen Doms in den Himmel, und in der Mitte zieht, mit dem restaurierten Schillerdenkmal davor, Schinkels Schauspielhaus bewundernde Blicke auf sich. Wer an diesem Ort Ruhe und Besinnung sucht und sich dazu noch für unser Woher und Wohin interessiert, ist im Deutschen Dom an der richtigen Adresse. Der Deutsche Bundestag zeigt hier die parlamentshistorische Ausstellung "Wege - Irrwege - Umwege". In dem zur Ausstellungshalle umfunktionierten Gotteshaus aus dem späten 18. Jahrhundert dokumentiert der Deutsche Bundestag in einer sehenswerten Ausstellung auf fünf Etagen, wie sich unsere parlamentarische Demokratie im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt hat, wer ihre Vorkämpfer und Verteidiger und wer ihre Feinde und Zerstörer waren.

Die Dokumentation widmet sich anhand von Bildern, Dokumenten und Sachzeugnissen vorrangig jenen Epochen, in denen die Grundlagen für die freiheitlich-parlamentarische Ordnung der Bundesrepublik Deutschland gelegt wurden. Die Ausstellung schildert parlamentarische Entscheidungsprozesse und Konflikte sowie Funktion und Arbeitsweise der Volksvertretungen. Wer die Ausstellung besucht, lernt darüber hinaus die Entstehung, Entwicklung und Arbeit der politischen Parteien in Deutschland kennen. Deutlich wird auf allen Etagen, dass der Weg zur parlamentarischen Demokratie steinig und mit vielen Opfern verbunden, aber nicht vergebens war.

Die auf fünf Ebenen aufgebaute Schau im Turm des Deutschen Doms und seitlichen Räumen beginnt mit der französischen Revolution von 1789 und beschreibt die Versuche mutiger Visionäre im 19. Jahrhundert, die Fürstenherrschaft und die deutsche Zersplitterung zu überwinden, um dann bei der Revolution von 1848 zu verweilen und die Ursachen ihres Scheiterns darzustellen. Geschildert wird sodann die Entwicklung des Parlamentarismus im 1871 gegründeten Kaiserreich, wobei man einiges über die heftigen Auseinandersetzungen der Parteien von ganz rechts bis ganz links erfährt. Da viel um die Person und Politik des ersten Reichskanzlers Otto von Bismarck gestritten wurde, wundert es nicht, diesem auf Bildern und Skulpturen leibhaftig zu begegnen. Im Abschnitt über die nach dem Ende der Monarchie 1918 ausgerufene Weimarer Republik wird man mit deren Errungenschaften, aber auch ihren Schwächen und den Ursachen konfrontiert, die 1933 zur Zerstörung des bei allen seinen Schwächen doch funktionierenden parlamentarischen Systems durch die Nationalsozialisten mit den bekannten schrecklichen Folgen führten.

Die Ausstellung setzt sich in weiteren Abschnitten mit dem unterschiedlichen Demokratieverständnis in beiden deutschen Staaten nach 1945 auseinander und schildert schließlich, wie heute die Mitbeteiligung des Volkes an den öffentlichen Angelegenheiten funktioniert. Wer nach so viel "Geschichte kompakt" noch Kraft hat, kann sich im obersten Geschoss des Deutschen Doms mit Zeugnissen deutscher Parlamentsarchitektur vertraut machen.

Die Parlamentshistorische Ausstellung des Deutschen Bundestages im Deutschen Dom am Berliner Gendarmenmarkt ist bei freiem Eintritt dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, von Mai bis September bis 19 Uhr und montags nur an Feiertagen geöffnet. Anmeldungen zu Führungen werden unter der Telefonnummer 030/227 304 31 erbeten, weitere Informationen im Internet www.bundestag.de.

7. Januar 2017

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