"Störe nicht meine Kreise"
Astronomenbüsten, kostbare Instrumente und ein Planetarium locken Besucher in die Treptower Archenhold-Sternwarte



Die Treptower Sternwarte ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.



Das Planetarium und eine Sammlung wertvoller Geräte, Bilder und Dokumente zum Thema Astronomie haben in der Welt einen guten Ruf.



Im Garten zieht der griechische Gelehrte Archimedes kurz vor seinem gewaltsamen Tod seine Kreise.



Die Büsten ehren Friedrich Simon Archenhold, den Gründer und Namensgeber der Treptower Sternwarte.



Das Bronze-Bildnis des Geistlichen und Astronomen Nikolaus Kopernikus erinnert an Mühen in der Zeit der Renaissance um die Erklärung der Welt und die Erkundung des Weltalls. (Fotos: Caspar)

Die Archenhold-Sternwarte an der Straße Alt Treptow ist Deutschlands älteste Volkssternwarte. Nach wie vor kann man dort im Planetarium den Sternenhimmel betrachten und erfährt vieles rund um die Astronomie und berühmte Sternenforscher. Gegründet wurde die Sternewarte im Jahre 1896 im Zusammenhang mit der berühmten Berliner Gewerbeausstellung von dem Berliner Astronomen Friedrich Simon Archenhold. Die Zeiten waren günstig, denn es gab Bestrebungen, naturwissenschaftliche und insbesondere astronomische Kenntnisse auch in breite Schichten der Bevölkerung zu tragen. Die nach Archenhold benannte Sternwarte besitzt eine hervorragende Sammlung himmelskundlicher Exponate, darunter wertvolle Mess- und Beobachtungsinstrumente sowie historische Drucke und Manuskripte zu astronomischen Themen. Hinzu kommen Bildnisse und Büsten bedeutender Astronomen und anderer Naturwissenschaftler.

Manche standen bis nach der Wiedervereinigung 1990 im Außenbereich der Sternwarte, mussten aber in die Ausstellung genommen werden, um sie vor Diebstahl und Vandalismus zu schützen. So fanden die Büsten von Nicolaus Copernicus, Galileo Galilei und Johann Gottfried Galle im Hauptgebäude der Sternwarte Asyl. Der Berliner Astronom Galle hatte 1846 den zuvor von dem Franzosen U. J. J. Levrerrier vorausberechneten Planeten Neptun entdeckt. Gestohlen wurden von Unbekannten die Büsten von Johannes Kepler und Albert Einstein. Ins Depot des Landesdenkmalamtes kamen Bronzebüsten, die im "Hain der Kosmonauten" vor der Sternwarte standen. Er war 1978 von dem DDR-Kosmonauten Sigmund Jähn und seinem sowjetischen Kollegen Waleri Bykowski eingeweiht worden und zeigte eine Weltkugel mit den Staatswappen der DDR und der Sowjetunion. Flankiert wurde dieses Denkmal von Köpfen von Juri Gagarin, des ersten Kosmonauten, sowie von Jähn und Bykowski.

Erhalten sind im Astronomischen Garten neben einer Büste von Friedrich Simon Archenhold auch die Bronzeskulptur des griechischen Mathematikers, Physikers und Technikers Archimedes von Syrakus, der von etwa 287 bis 212 vor Christus lebte. Die Figur des bärtigen Mannes, der eine bis zu den Füßen reichende Toga trägt, stammt von dem Bildhauer Gerhard Thieme. 1971 aufgestellt, zeigt das Denkmal den vielseitig tätigen Archimedes beim Zeichnen von Kreisen mit einem Stift. Damit wird angedeutet, dass der Gelehrte Großes und Bleibendes vollbrachte, so zum Beispiel die angenäherte Berechnung der Kreiszahl pi, die Entdeckung des Hebelgesetzes und die Erklärung des Auftriebs von Gegenständen in Flüssigkeiten. Beim Anblick der Figur fällt einem vielleicht auch ein, dass Archimedes den Flaschenzug erfand und die Schraube, die man sich als aufgewickelte schiefe Ebene vorstellen kann. Er benutzte das Gerät unter anderem zur Konstruktion einer neuartigen Wasserpumpe, die man bis heute zum Transport von Getreide, Sand und sonstigen Schüttgütern verwendet wird. Zur Verteidigung seiner Heimatstadt Syrakus gegen die Römer baute Archimedes große Steinschleudern. Die Angreifer siegten, und es wird berichtet, dass der Gelehrte, der gerade in seine geometrischen Figuren vertieft war, einem aufdringlichen römischen Legionär ärgerlich zugerufen hat "Störe mir meine Kreise nicht!", worauf dieser ihn erschlug. Der Ausspruch wird bis heute als geflügeltes Wort verwendet, ohne dass man sogleich seinen Ursprung kennt. Das Denkmal im Garten der Archenhold-Sternwarte erinnert an den Moment unmittelbar vor dem gewaltsamen Tod.

16. April 2018

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