DDR-Kunst wird bewahrt und erschlossen
Kunstarchive auf der Burg Beeskow und in Eisenhüttenstadt werden von der brandenburgischen Landesregierung mit namhaften Beträgen unterstützt





Das aus DDR-Zeiten stammende Wandbild in Beeskow weist den Weg zum Kunstarchiv, das im Bereich der mittelalterlichen Bischofsburg eingerichtet ist und einen wichtigen Kulturstandort in Ostbrandenburg und darüber hinaus darstellt.



Ziemlich ramponiert zeigt die Bildtafel die in Beeskow stehenden Türme aus mittelalterlicher Zeit.



Die Grafik wohl aus dem 17. Jahrhundert zeigt die Ackerbürgerstadt Beeskow, die damals noch Beseckow hieß und lange Zeit Sitz der Bischöfe von Lebus war und sich im 18. Jahrhundert über die Grenzen seiner Stadtmauer ausdehnte.



Ein Glück für die Stadt ist, dass sechs von seinen neun Türmen erhalten blieben, hier der Luckauer Torturm.



Gusseiserne Gullydeckel sind überall in Beeskow mit dem Stadtwappen geschmückt. (Fotos: Caspar)

Die brandenburgische Kulturministerin Martina Münch hat im August 2018 mit dem Ministerpräsidenten Dietmar Woidke am Rande einer Kabinettsitzung im Landkreis Oder-Spree einen Fördermittelbescheid über 200.000 Euro an das Kunstarchiv in Beeskow übergeben und anschließend das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt besucht. "Sowohl das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt als auch das Kunstarchiv in Beeskow sind bedeutende Einrichtungen zur Sicherung des historischen und kulturellen Erbes unseres Landes. Das Dokumentationszentrum mit seiner bundesweit einmaligen Sammlung und der Einbettung in die Stadtgeschichte von Eisenhüttenstadt als ehemals sozialistische Planstadt ist ein wichtiger Ort der Aufarbeitung der DDR-Geschichte und der Auseinandersetzung mit Herrschaft und Alltag in der DDR. Mit der Ende 2017 verlängerten Finanzierung wollen wir die Neuausrichtung und weitere Entwicklung des Dokumentationszentrums in Eisenhüttenstadt unterstützen. Mit der Förderung unterstützen wir das Kunstarchiv bei der derzeit laufenden Bestandsaufnahme und seiner weiteren Entwicklung", so Münch. Mit den Fördermitteln werden neue Regale für seinen künftigen Standort im ehemaligen Kreisarchiv zur Aufbewahrung und besseren Zugänglichkeit der etwa 20.000 Objekte angeschafft.

Das Kunstarchiv Beeskow verfügt über eine der umfangreichsten Sammlungen an Kunstwerken und Objekten aus der DDR-Zeit. Seit mehr als 20 Jahren sorgt es mit dem Landkreis Oder-Spree dafür sorgen, dass interessante Ausstellungen entstehen und sich wissenschaftliche Projekte mit dem Bestand befassen. Die Gemälde, Druckgrafiken, Zeichnungen und Aquarelle, aber auch Fotografien, Skulpturen, Kunstgewerbe und Medaillen gehörten bis zum Ende der DDR den Parteien, Massenorganisationen und Staatsorganen des zweiten deutschen Staats. Viele Werke entstanden in deren Auftrag, andere wurden angekauft oder sind Schenkungen. Der größte Teil befand sich in öffentlichen Gebäuden wie Erholungsheime, Schulungszentren, Geschäftsstellen, Gästehäuser oder Speisesäle.

In staatliche Obhut genommen

Nach dem Ende der DDR und der Auflösung ihrer politischen Institutionen gingen die Werke zunächst als Sondervermögen in die Verwaltung der Treuhandanstalt und 1994 nach dem Fundortprinzip in das Eigentum der jeweiligen neuen Bundesländer über. Im Kunstarchiv Beeskow befindet sich mit den Anteilen der damals "neuen" Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern der wichtigste Bestand. Das Kunstarchiv Beeskow erhält die Fördermittel des Bundes und des Landes im Rahmen des Förderprogramms "Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Ostdeutschland".

Im Auftrag des letzten Kulturministeriums der DDR wurden in allen Bezirken jene Kunstwerke eingesammelt, deren Ankäufe vom Kulturfonds der DDR finanziert worden war und die in öffentlichen Gebäuden gezeigt wurden. Nach einem Kreistagsbeschluss hat man bereits 1991 damit begonnen, die Burg Beeskow in ein ostbrandenburgisches Kultur- und Bildungszentrum umzuwandeln. Gleichzeitig wurde mit der Einrichtung einer zeitgenössischen Kunstsammlung für den Raum Berlin/Brandenburg begonnen. Das Archiv der Kunstsammlungen von Parteien, Massenorganisationen und Staatsorganen der DDR wurde 2002 von den Ländern Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern eingerichtet und wird vom Landkreis Oder-Spree betrieben. Es verwahrt Gemälde, Druckgrafiken, Zeichnungen und Aquarelle, Fotografien, Plastiken, Kunstgewerbe, Laienkunst und Medaillen. Das Land fördert 2018 die Arbeit des Archivs mit rund 70.000 Euro, weitere rund 29.000 Euro fließen in die derzeit laufende Bestandsaufnahme und Generalinventur.

Verteilt auf verschiedene Standorte

Das 1993 gegründete Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt widmet sich der Kultur-, Sozial- und Alltagsgeschichte sowie der materiellen Alltagskultur in der DDR. Es hat seit mehr als 20 Jahren rund 170.000 Gegenstände aus privaten Haushalten, ehemaligen Betrieben oder öffentlichen Einrichtungen gesammelt, von Hausrat über Bekleidung und Möbel bis zu Schallplatten, Büchern, Urkunden und Fotografien. Es zeigt seit 1995 wechselnde Ausstellungen, seit 2012 gibt es eine neue Dauerausstellung. Das Dokumentationszentrum befindet sich in einer ehemaligen Kinderkrippe im Zentrum der seit 1951 erbauten Modellstadt Eisenhüttenstadt. Die erste deutsche Stadtgründung nach dem Zweiten Weltkrieg ist das größte Flächendenkmal Deutschlands. Das Land Brandenburg unterstützt den Landkreis als Träger der Einrichtung künftig mit bis zu 150.000 Euro jährlich.

1994 ging auf Beschluss der Landesregierungen der Kunstbesitz der Parteien und Massenorganisationen und der öffentlichen Institutionen der DDR nach dem Fundortprinzip in das Eigentum der neuen Bundesländer über. Das "übrige Sondervermögen" der Treuhand-Anstalt (THA) von Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wird seitdem in einem zum Depot umgebauten Speicher in Beeskow aufbewahrt. Die Bestände des Freistaats Sachsen wurde auf der Festung Königstein zwischengelagert und 2004 in die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden integriert. Auch die öffentlichen Kunstbestände Thüringens gelangten zunächst auf die Festung Königstein und wurden sodann an zwei Museen übergeben: die Mühlhäuser Museen und das Museum für Angewandte Kunst in Gera. Die Kunstsammlung der 1987 eröffneten "Bauern-Galerie" der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) in Suhl war schon früher komplett in die Meininger Museen gekommen, und auch die Sammlung der Maxhütte in Unterwellenborn blieb erhalten. In Sachsen-Anhalt werden alle Kunstwerke des Landes, und zwar die überkommenen wie die Neuerwerbungen, insgesamt 7.500, von der Dokumentationsstelle zur Erfassung von Kulturvermögen des Landes Sachsen-Anhalt im Referat Kultur des Landesverwaltungsamtes verwaltet. Darunter befinden sich 4.000 Kunstwerke aus öffentlichem Besitz der DDR. Die Sammlung der Leuna-Werke befindet sich in einem Extradepot am Standort Leuna, der Kunstbesitz des VEB Chemiekombinates Bitterfeld im Hallenser Depot. Ähnlich wie in Beeskow wurden in Halle separate Räumlichkeiten als Depot hergerichtet. Die Dokumentationsstelle übernimmt auch die Vergabe von Dauerleihgaben und den sonstigen Leihverkehr.

29. September 2018

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