Wohin mit den Reisebussen am Humboldt Forum?
Interessengemeinschaft Kultur und Bildung Spreeinsel kritisiert zehn Jahre alte Pläne des Berliner Senats



Rund um das dem ehemaligen Berliner Schloss nachempfundene Humboldt Forum wird es eng, wenn es im kommenden Jahr als großartige Ausstellungshalle eröffnet sein wird. Der Senat steht im Wort, eine allgemeinverträgliche Lösung für die Parkraumbewirtschaftung um Berlins neueste Attraktion zu finden.





Dafür, wie Reisebusse vor der James-Simon-Galerie halten sollen, wenn die Eingangshalle zur Museumsinsel demnächst eröffnet wird, und wo diese dann in der Innenstadt auf die Besucher warten sollen, haben die Interessengemeinschaft Spreeinsel und der Senat unterschiedliche Vorstellungen. Das gilt auch für die Fläche zwischen Dom, Lustharten und Säulenhalle, die der Neuen Nationalgalerie vorgelagert ist. (Fotos: Caspar)

Der Berliner Senat will demnächst auf der Spreeinsel mit dem Bau neuer Busparkplätze beginnen, obwohl der Bereich schon jetzt von Reisebussen verstopft wird. Die Interessengemeinschaft Kultur und Bildung Spreeinsel hat ein zukunftsweisendes Verkehrskonzept vorgelegt, das Halteplätze zum Ein- und Aussteigen außerhalb der Spreeinsel vorsieht. Die in der IG zusammengeschlossenen Staatlichen Museen zu Berlin mit ihren fünf Häusern der Museumsinsel, der Berliner Dom, die ESMT Berlin, die Hochschule für Musik, die Zentral- und Landesbibliothek Berlin und das Humboldt Forum im Berliner Schloss betonen, dass die aktuellen Baumaßnahmen des Senats für die Freiflächen rund um das Humboldt Forum einem völlig veralteten Verkehrskonzept von 2008 folgen. Dieses sieht den Bau zusätzlicher Stellplätze für Reisebusse und andere Fahrzeuge direkt vor der Hochschule für Musik Hanns Eisler vor, die im ehemaligen kaiserlichen Marstall untergebracht ist. Weitere Bushalteplätze sind vor der Westfassade zwischen Schloss und künftigem Einheitsdenkmal und - wie schon jetzt - in der Bodestraße und Am Lustgarten vorgesehen. Dieses Konzept bedeutet keine Verbesserung der schon heute angespannten Situation, betont die Interessengemeinschaft, sondern wird das Bus-Chaos auf der Spreeinsel nur noch verschlimmern. Sie verweist darauf, dass sich der Senat im Koalitionsvertrag von 2016 dahingehend festgelegt hat, das Umfeld des Humboldt Forums verkehrsberuhigt und der Straßenraum bis zum Brandenburger Tor fußgängerfreundlich umzugestalten. Danach soll der motorisierte Individualverkehr zugunsten des Umweltverbundes unterbunden werden.

Auf dieser Vorgabe baut das von der Interessengemeinschaft vorgeschlagene, zukunftsweisende Konzept für den ruhenden Verkehr auf der Spreeinsel auf: Bushalteplätze werden lediglich zum Ein- und Aussteigen entlang der Karl-Liebknecht-Straße am Marx-Engels-Forum vorgeschlagen. Die Vergabe von so genannten Slots, also Zeitfenstern, zum etwa zehnminütigen Halt soll über ein funkgesteuertes System erfolgen. Personal vor Ort weist die Busfahrer ein. Zwar strebt auch der Senat ein solches internetbasiertes System nach eigenen Aussagen an, doch hat er dafür allerdings in den vergangenen zehn Jahren keinerlei konkrete Maßnahmen unternommen. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft Kultur & Bildung Spreeinsel verlangen ein für alle Beteiligten tragbares Konzept für den Reisebusverkehr. Sie fordern die Senatsbauverwaltung auf, den Bau zusätzlicher Bushalteplätze zurückzustellen, bis mit der Senatsverkehrsverwaltung ein für diesen Weltkulturerbe-Ort angemessenes und in die Zukunft gerichtetes Verkehrskonzept abgestimmt ist.

17. Oktober 2018

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