Hohenzollerngruft wird barrierefrei
Neue Pläne für die Umgestaltung des Gewölbes im Dom am Berliner Lustgarten



Als König Friedrich II. den Sarg des 1688 verstorbenen Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm inspizierte, soll er gesagt haben, sein Urgroßvater habe viel getan. Holzstich von Adolph Menzel



Eine von Ex-Kaisers Wilhelm II. im Jahr 1935 genehmigte Zeichnung zeigt, wie das Gewölbe der Domgruft ausgestattet war.



Das Kaiserpaar ist auf einer Medaille von 1905 zur Weihe des Berliner Doms abgebildet.





Vergoldete Kronen unterstreichen den hohen Rang der in der Hohenzollerngruft bestatteten Personen. Kleine Kindersärge zeigen, dass auch Prinzen und Prinzessinnen kaum das erste Lebensjahr erreichten.



In der Barockzeit wurde mit den Särgen fürstlicher Personen großer Aufwand betrieben. Der Sarg des 1688 verstorbenen Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ist mit vergoldeten Zeichen seiner Würde und Macht geschmückt.



Vom Sarg des 1797 verstorbenen Königs Friedrich Wilhelm III. blieb außer dem preußischen Wappenschild aus Zinn nicht viel übrig, fast alles ist Kriegsverlust.



In dem mit einer Krone geschmückten Holzsarg ist der 1806 im Krieg gegen Frankreich gefallene Prinz Louis Ferdinand von Preußen bestattet. (Fotos/Repro: Caspar)

Die Hohenzollerngruft des Berliner Domes ist die wohl wichtigste dynastische Grablege Deutschlands und gehört neben der Kapuzinergruft in Wien, den Königsgräbern in der Kathedrale St. Denis von Paris und der Gruft der spanischen Könige im Escorial bei Madrid zu den bedeutendsten dynastischen Grabanlagen in Europa. Seit dem 20. November 1999 ist die Grablege des preußischen Herscherhauses für Besucher öffentlich zugängig. Damals kamen um die 400.000 Touristen, heute sind es knapp 720.000. Kurfürsten und Könige und deren Familien, die Brandenbuzrg-Preußen und die Stadt Berlin maßgeblich geprägt haben, fanden hier ihre letzte Ruhe. Zu ihnen gehören Kurfürst Joachim II., der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm, König Friedrich I. und seine Frau Sophie Charlotte sowie und Königin Elisabeth Christine, die Gemahlin Friedrichs II., des Großen. Im Zweiten Weltkrieg wurden der Berliner Dom und mit ihm auch Hohenzollerngruft schwer beschädigt. Beim Einsturz der von Bomben getroffenen Hauptkuppel und Feuer stark wurden einige Särge, darunter der von König Friedrich Wilhelm II., des Nachfolgers von Friedrich dem Großen, fast vollständig zerstört.

Insgesamt enthält die Hohenzollerngruft 94 Bestattungen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit den in der Predigtkirche stehenden Prunksarkophagen und Grabdenkmälern repräsentieren sie fünfhundert Jahre brandenburgisch-preußische Sepulkralkultur. Vertreten sind alle Kunststile von der Spätgotik bis zum Neobarock mit zum Teil schlichten, aber auch aufwändig gestalteten Sarkophagen aus Stein, Metall und Holz. Besondere Raritäten sind die mit Samt und Brokat bespannten Särge aus Holz, die aufwändig restauriert wurden.

Stiftung sammelt Geld

Obwohl die Hohenzollerngruft zu den bedeutendsten Grablegen Europas gehört, kann sie nicht in ihrer historischen und künstlerischen Bedeutung präsentiert werden, weshalb die Domverwaltung in Abstimmung mit dem Berliner Landesdenkmalamt Umgestaltungen und verbessernde Maßnahmen plant. Mit ihnen sollen der Charakter der Anlage als herausragende dynastische Grabstätte und Gedenkort betont und verstärkt werden. Zu den Baumaßnahmen gehört die Verbreiterung des Zugangs zum Gruftgewölbe, der außerdem barrierefrei werden wird. Ganz wichtig ist es, in dem Gewölbe das Klima für die Särge und die Besucher nachhaltig zu verbessern. Es hat sich gezeigt, dass die Gruft wegen der vielen Besucher eine Raumfeuchtigkeit hat, die den fragilen Sarkophagen nicht zuträglich ist. Außerdem werden ein eigener Informationsbereich und neue Sanitäranlagen eingerichtet.

Die vor einigen Jahren gegründete Domstiftung hat sich die Aufgabe gestellt, nicht nur das geistliche Leben in der Gemeinde und in ganz Berlin zu fördern, sondern auch Mittel zu sammeln, um die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im und am Dom voranzutreiben, und dazu gehören weitere Maßnahmen zur Erhaltung der Hohenzollerngruft. Der Berliner Dom gehört zu den bedeutenden Kirchen der Hauptstadt und ist eine ihrer wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Wer den mächtigen Kuppelbau am Lustgarten besichtigt, lernt brandenburgische und preußische Geschichte hautnah kennen. Dass sich die Grabstätte heute wieder in einem vorzeigbaren Zustand befindet, ist dem Einsatz der Domverwaltung sowie von Historikern und Restauratoren zu verdanken. Die meisten Sarkophage sind bereits restauriert, manche aber warten noch auf ihre Sanierung und Erneuerung.

Baupläne für den Berliner Dom füllen dicke Aktenschränke und einen Berg von Büchern, im Dommuseum können Modelle und Zeichnungen betrachtet werden. Bedeutende Architekten haben sich an der Aufgabe abgearbeitet, die als von den Hohenzollern Hofkirche genutzte mittelalterliche Dominikanerkirche in der Nähe des Schlosses durch einen der Größe des Herrscherhauses und der Bedeutung ihrer Haupt- und Residenzstadt Berlin angemessenen Neubau zu ersetzen. Friedrich II., der Große, ließ 1747 bis 1750 am Lustgarten von seinem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff eine Hofkirche errichten, die bereits im frühen 19. Jahrhundert von Karl Friedrich Schinkel um- und ausgebaut wurde. Von Schinkel und anderen entwickelte Pläne für einen repräsentativen Neubau blieben allerdings liegen. Erst nach der Reichseinigung von 1871 wurde das Thema neu aufgegriffen und nun von den Kaisern Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm I. energisch vorangetrieben.

Neubau dauerte zwölf Jahre

Am 27. Februar 1905 wurde der Dom von Kaiser Wilhelm II. im Beisein der "Spitzen des Reiches" und vieler auswärtiger Ehrengäste mit großem Prunk und Pomp eingeweiht. Der Monarch zeigte sich mit dem 11,5 Millionen Reichsmark teuren Ergebnis zwölfjähriger Bauzeit zufrieden. Bis in letzte Details hatte er Einfluss auf die Entwürfe genommen und den mit der Planung und Ausführung betrauten Architekten Julius Raschdorff mit ständig neuen Veränderungswünschen zur Verzweiflung gebracht

Bevor der alte Dom abgerissen wurde, um Platz für einen neuen zu machen, hat man künstlerisch wertvolle Ausstattungsstücke und vor allem die Hohenzollernsärge geborgen. Sie fanden im neuen Dom in einem neuen Gewölbe, der so genannten Denkmalkirche, ehrenvolle Plätze. Da der in Richtung Alte Nationalgalerie gelegene halbrunde Anbau nach dem Zweiten Weltkrieg aus Kosten- und ideologischen Gründen abgerissen wurde, erhielten die Hohenzollernsärge neue Plätze im Gewölbe unter der Predigtkirche. Beispiele dafür, in welche kostbaren Gehäuse die Hohenzollern gebettet wurden, können in diesem Gewölbe, aber auch in der goldstrotzenden Predigtkirche darüber betrachtet werden. Zu nennen sind die von dem Hofbildhauer Andreas Schlüter geschaffenen barocken Prunksärge des ersten preußischen Königspaares Friedrich I. und Sophie Charlotte. Die vergoldeten Totengehäuse sind mit Kronen und allegorischen Figuren geschmückt. Eine trauernde Frau hat am Sarg der 1705 verstorbenen Königin Platz genommen und bedeckt ihr Gesicht mit den Händen. Gegenüber bewacht ein Gerippe den Sarg des ersten preußischen Königs Friedrich I. und gibt zu verstehen, dass Fürsten auch nur Menschen und sterblich sind.

Adler, Kronen, Wappen

Nur bei wenigen Sarkophagen wurde ein ähnlicher Prunk betrieben wie bei den erwähnten Königssärgen. Der 1688 verstorbene Große Kurfürst Friedrich Wilhelm liegt in einem solchen Sarg. Szenen aus seinem Leben, aber auch mit Adler, Kronen und Wappen bedecken das vergoldete Metall. Da der Große Kurfürst zweimal verheiratet war, sind die Sarkophage der Kurfürstinnen Luise Henriette (gestorben 1667) und Sophie Dorothea (gestorben 1689) seitlich aufgestellt. Hinzu kommen Särge verschiedener zur Hohenzollernfamilie gehörender Markgrafen von Schwedt und von deren Familienangehörigen. Ein paar Schritte weiter stehen Zinnsärge aus der Zeit vor und nach 1600, in die man Inschriften und Wappenschildern graviert hat, um immer zu wissen, wer wohin gebettet wurde.

Im frühen 19. Jahrhundert ging man zu edel geformten Holzsärgen über, die man bisweilen mit dunklem Samt bezogen hat. Fast auf jedem Katafalk liegt eine Krone, und sie deutet an, dass hier eine Leiche aus königlicher Familie liegt. Da und dort haben Preußen-Fans Kränze niedergelegt, etwa am Sarg des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, der im Herbst 1806 am Vorabend der Schicksalsschlacht von Jena und Auerstedt gegen französische Truppen fiel und über den Theodor Fontane schrieb: "Sechs Fuß hoch aufgeschossen, / Ein Kriegsgott anzuschaun, / Der Liebling der Genossen, / Der Abgott schöner Fraun, / Blauäugig, blond, verwegen / Und in der jungen Hand / den alten Preußendegen - Prinz Louis Ferdinand". Der Lobgesang auf den "preußischen Apoll" endet mit den künftige Katastrophen andeutenden Reim "Vorauf den andern allen / Er stolz zusammenbrach; / Prinz Louis war gefallen / Und Preußen fiel - ihm nach."

16. März 2018

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