Außen Schlüter, innen weite Säle
In rund 600 Tagen soll das Humboldt Forum für drei und mehr Millionen Besucher im Jahr eröffnet werden



Bei der Pressekonferenz standen Bernhard Wolter, Leiter der Kommunikation der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Johannes Wien, Vorstand und Sprecher der Stiftung, Lavinia Frey, Geschäftsführerin der Humboldt Kultur GmbH, sowie Bauvorstand Hans-Dieter Hegner den Medienvertretern Rede und Antwort.



In den kommenden Wochen werden die Barockfassaden fertig gestellt und ausgerüstet. Derweil läuft der Innenausbau auf Hochtouren.



Das nach Schlüters Entwürfen gestaltete Innenportal 3 vermittelt eine Vorstellung, wie der neue Kulturstandort eines Tages aussehen wird.



Wilhelm von Boddien hatte vor vielen Jahren die geniale, von manchen Leuten aber als völlig abwegig bezeichnete Idee, den Palast der Republik durch das Hohenzollernschloss zu ersetzen, dessen Ruine 1950 auf Befehl der SED abgerissen wurde.



An dieser Stelle wurde 2013 der Grundstein für den Neubau gelegt. Die Jahreszahl 1443 bezieht sich auf den von den Berlinern heftig bekämpften Beginn des Schlossbaus unter dem Kurfürsten Friedrich II., genannt Eisenzahn.



Zum 250. Geburtstag des Weltreisenden Alexander von Humboldt am 14. September 2019 - hier sein Denkmal vor der Humboldt-Universität - wäre ein gutes Datum für die feierliche Eröffnung des Humboldt Forums. (Fotos: Caspar)

Noch ist das Humboldt Forum im Herzen Berlins eine große Baustelle. Wer sie als Besucher betritt, muss einen Helm aufsetzen und eine Warnjacke tragen. Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss zählt bis zur Eröffnung noch rund 600 Tage. Sie rechnet mit jährlich drei Millionen Besuchern, doch ist sie auch auf mehr eingestellt. Wie die Massen herangefahren werden und den neuen Kulturstandort auf dem Gelände zwischen zwei Spreearmen wieder verlassen werden, ob die Parkplätze für Busse und Autos ausreichen und wie neue geschaffen werden, ist bis heute nicht geklärt. Die Planungen liegen beim Senat, und der hüllt sich in Schweigen. Hinzu kommt, dass die U-Bahnlinie 5 bis zur Eröffnung nicht fertig wird. Das Problem berührt die Schlosserbauer nur am Rande, sie konzentrieren sich voll und ganz auf die Fertigstellung des neuen Kulturstandortes und sind mit der Feinplanung für den Inhalt der über mehrere Etagen verteilten weiten Säle beschäftigt.

In Kürze werden die ersten Großobjekte aus den Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz von Dahlem hergefahren und durch große Öffnungen in der Schlossfassade ins Innere gebracht. Dort werden die aus Ländern der Südsee stammenden Segelschiffe und Hütten sowie buddhistische Höhlenmalereien und andere Objekte gut klimatisiert und vor der Staubentwicklung in den umliegenden Räumen geschützt eingelagert, um dann im Sommer 2019 ausgepackt und ab Herbst dem staunenden Publikum gezeigt zu werden. Wie Bauvorstand Hans-Dieter Hegner am 15. Januar 2018 bei einem Pressetermin erklärte, laufen der Ausbau des Humboldt Forums und die Vorbereitungen für die museale Präsentation der Exponate aus dem Besitz der Staatlichen Museen sowie aus den wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität und der Stiftung Stadtmuseum auf Hochtouren. Außerdem werden die Strukturen für die Verwaltung und den kaufmännischen und technischen Betrieb ganz nach Plan und im Kostenrahmen geschaffen. Schon jetzt kann man vom Lustgarten aus einige mit barockem Zierrat versehenen Fensterachsen betrachten. Im Sommer wird auch der prächtig Schlüterhof geöffnet, auf dass er Lust auf einen Besuch ab Herbst 2019 mache.

In den kommenden Wochen werden die von Andreas Schlüter gestalteten Barockfassaden ausgerüstet, wie Hegner sagt, und können ab Juni 2018 dann in voller Schönheit bewundert werden. Geplant ist, dass zumindest für drei Jahre der Eintritt für die Dauerausstellung gratis sein soll, für Sonderschauen wird man einen kleinen Obolus hinlegen müssen. Da das Angebot nicht an einem Tag zu schaffen ist, wird damit gerechnet, dass die Besucher immer mal wieder vorbei schauen, sagt Hegner. Die Frage nach einem konkreten Eröffnungstermin konnte er nicht beantworten, aber er sieht ihn um den 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt am 14. September 2019 angesiedelt. Bis dahin wird die Kuppel ihre Kupferhaut und die Laterne mit dem Kreuz darauf bekommen haben und an sonnigen Tagen bis weit in die Landschaft strahlen und blitzen.

Ab 2019 sind Dauerausstellungen im Humboldt Forum Spitzenstücke aus dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, eine Berlin-Ausstellung der Kulturprojekte Berlin und der Stiftung Stadtmuseum Berlin und das Humboldt Labor der Humboldt-Universität zu Berlin zu sehen sein. Sie verbinden sich mit den Sammlungen auf der benachbarten Museumsinsel zu einer einzigartigen Konzentration an Objekten und Kunstwerken. Zusätzlich zu den ständigen Ausstellungen und Sonderschauen wird es täglich drei Veranstaltungen geben, alles in allem etwa tausend im Jahr, ergänzte Johannes Wien, Sprecher der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, beim Rundgang durch die Baustelle. Die zur Gestaltung der historischen Fassade benötigten Spenden für das Mammutprojekt seien bisher in Höhe von 71,3 Millionen Euro eingegangen. Die restlichen 30 Millionen werden auch noch zusammenkommen, ist Wilhelm von Boddien überzeugt, der gute Geist des Projekts. "Ich freue mich sehr, dass alles zu einem guten Ende kommt, aber ich tue das in Demut und Dankbarkeit", sagt er. "Vor 25 Jahren hat man mich für verrückt gehalten, ein solches Mammutprojekt anzustreben. Nun sehen wir, wie es Gestalt annimmt. Ich hätte das kaum zu ahnen gewagt. Das ist auch Verdienst einer großen Zahl von Mitstreitern und Enthusiasten quer durch das Land und darüber hinaus." Beim Blick auf das wiederhergestellte Innenportal 3 weist er darauf hin, dass es da eine dunkel eingefärbte Partie aus Sandstein gibt. Aus der Erbauungszeit stammend, kontrastiert sie zu den von heutigen Bildhauern gemeißelten Verzierungen.

Was es bedeutet, nach alten Fotografien und Modellen sowie und den 1950 geborgenen Sandsteinpartien neues Barockdesign zu schaffen, schildert in Bild und Schrift das von der Stiftung herausgegeben Buch "Barock in Arbeit. Die Kunst der Rekonstruktion und das neue Berliner Schloss" (184 Seiten, ISBN 978-3-00-056766-7).

15. Januar 2018

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