Dem Besten, Größten und Berühmten
Das Denkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm stand ursprünglich auf der Berliner Schlossbrücke





Selbstbewusst zeigt sich Johann Jacobi auf dem Kupferstich mit seiner Riesenkanone Asia sowie dem 1703 auf der Berliner Schlossbrücke enthüllten Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Hintergrund, das seit 1952 im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg steht.





Von Andreas Schlüter ist kein authentisches Porträt überliefert. Deshalb musste der Grafiker seine Fantasie bemühen, als er auf dem Holzstich schildert, wie König Friedrich I. das Modell des Reiterdenkmals besichtigt. Auf einem der Reliefs, die sich rund um das Rote Rathaus ziehen, ist die gleiche Szene zu sehen.



Einige der in seiner Gießerei hergestellten Kanonen sind im Ehrenhof des Berliner Zeughauses, heute Deutsches Historisches Museum, ausgestellt. Über denn Fenstern und Türen sind die von Schlüter geschaffenen "Masken sterbender Krieger" angebracht.



Während Schlüter das Modell des Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten schuf, goss Jacobi eine Statue Friedrichs III. in der Manier römischer Cäsaren. Seit 1979 befindet sich ein Nachguss dieses Standbildes im Garten des Schlosses Charlottenburg, hingegen gilt das zuletzt im ostpreußischen Königsberg aufgestellte Original seit Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen. Das Foto zeigt den mit königlichen Zepter geschmückten Herrscher in einer 2014 Andreas Schlüter gewidmeten Ausstellung im Bodemuseum.



Das Foto zeigt die Aufstellung des Reiterdenkmals vor dem Schloss Charlottenburg im Sommer 1952, das damals noch eine Kriegsruine war.



Die vier an den Sockel geketteten Sklaven symbolisieren die Feinde, mit denen der Herrscher Kriege geführt hat - Polen und Schweden, Frankreich und das Osmanische Reich. Sie recken dem Reiter die Hände entgegen und flehen um Gnade.



In dem nach Plänen von Ernst von Ihne erbauten und 1904 als Kaiser-Friedrich-Museum eröffneten Bodemuseums auf der Museumsinsel steht eine Kopie des Schlüterschen Reiterdenkmals auf originalem Marmorsockel. Museumsdirektor Wilhelm von Bode ließ das Monument als Hommage an den Kurfürsten aufstellen, der ein großer Kunstsammler war und 1661 die heutige Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz gegründet hat. (Fotos/Repro: Caspar)

Bereits in kurfürstlicher Zeit wurden in der Nähe der Berliner Museumsinsel Figuren und Kanonen aus Bronze, einer Mischung aus Kupfer und Zinn, gegossen. Hier war in der Barockzeit der berühmter Bildgießer Johann Jacobi tätig. Ihm verdanken wir das von Andreas Schlüter im späten 17. Jahrhundert modellierte Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg. Hinzu kommen das Standbild des ersten preußischen Königs Friedrich I., das für den Innenhof des Zeughauses Unter den Linden bestimmt war, jetzt aber als Abguss vor dem Schloss Charlottenburg steht, sowie weitere hochkarätige Zeugnisse barocker Bildhauerkunst. Jacobi goss nicht nur Herrscherdenkmäler, sondern auch zahlreiche Bronzekanonen, von denen einige im Innenhof des Zeughauses Unter den Linden, dem Sitz des Deutschen Historischen Museums, aufgestellt sind.

Auf die Arbeit der Bild- und Kanonengießer deuten zwei Straßennamen im Zentrum von Berlin Mitte hin: Am Kupfergraben und Hinter dem Gießhaus. Die Straße Am Kupfergraben verläuft in eleganter Biegung am Zeughaus vorbei bis zu den Linden. Im Kupfergraben ankerten Lastkähne, die mit Brennholz und Gießmetall beladen waren. Man brauchte nur wenige Schritte bis zu Jacobis Gießerei. Der Name Zeughaus bezieht sich auf das Waffenarsenal der brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Könige und ist ein Hinweis darauf, dass man früher zu Kanonen und anderen schweren Waffen auch Zeug sagte. Abgeleitet ist davon der hohe militärische Rang des Generalfeldzeugmeisters. Die Bauhofstraße, die ein paar Schritte weiter auf den Kupfergraben zugeht, erinnert daran, dass hier Bauleute gearbeitet haben, sowie an die Ziegelsteine, Holz und andere Materialien, die man hier lagerte. Sie wurden zur Errichtung der nach der Kurfürstin Dorothea benannten Dorotheenstadt und weiterer Stadtquartiere benötigt.

Der Bildhauer und sein Bronzegießer

Wenn von dem genialen Bildhauer und Schlossbaumeister Andreas Schlüter gesprochen wird, denkt man nicht gleich an seinen engen Mitarbeiter, den Bild- und Kanonengießer Johann Jacobi. Er wurde am 13. September 1661 in Homburg vor der Höhe als Sohn eines Wagners (Zimmermann, Stellmacher, Hersteller von Rädern), Schöffen und Glöckners geboren und starb hochgeachtet am 29. August 1726 in Berlin. Zunächst als Schmiedegeselle am Bau des Homburger Schlosses beschäftigt, erlernte der in Paris die Bildgießerei und ging 1695 nach Berlin. Zwei Jahre später stellte Kurfürst Friedrich III., ein Sohn des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, ihn als Hof- und Artilleriegießer ein. Dafür, dass Jacobi Monat für Monat zehn Kanonen oder Mörser herstellen musste, erhielt er das Jahresgehalt von 1000 Gulden.

Friedrich III. krönte sich am 18. Januar 1701 in Königsberg zum König Friedrich I. "in" Preußen. Um aller Welt die Leistungsfähigkeit der Berliner Gießerei vorzuführen, erhielt Jacobi den Auftrag zum Guss der Prunkkanone Asia. Die Herstellungskosten dieses monumentalen Hundertpfünders beliefen sich auf 17.828 Taler, was etwa dem Jahresgehalt eines Generalfeldmarschalls entsprach. Jacobi wurde von dem Kupferstecher Johann Georg Wolfgang porträtiert. Auf dem Bild ist zu sehen, wie sich der kostbar gekleidete Gießer lässig, einen Degen zur Seite, auf das Rohr der Prunkkanone Asia stützt. Mit der rechten weist er hinüber zu seinem größten Werk, dem im Hofe des Gießhauses aufgestellten Reiterdenkmal Friedrich Wilhelms.

Schwere Goldkette als Belohnung

Ende 1697 hatte der Hofbildhauer Andreas Schlüter das Gipsmodell des Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten fertig gestellt, so dass Jacobi das 2,90 Meter hohe Monument am 22. Oktober 1700 in einem Stück gießen konnte, so wie er es bei Johann Balthasar Keller in Paris gelernt hatte. Der Guss des Reiterdenkmals war ein erstrangiges gesellschaftliches Ereignis, zu dem der Kurfürst mit seinem Hofstaat im Gießhaus erschien. Nachdem der Guss am 22. Oktober 1700 vortrefflich gelungen war, erhielt Jacobi als Extrabelohnung eine goldene Kette mit daran hängender Medaille mit dem Porträt Friedrichs III. Seine Mitarbeiter wurden etwas dürftig mit hundert Talern abgefundne. Diese Gnadenkette soll einen Wert von 1200 Talern gehabt haben und schmückt auf jenem Kupferstich den Hals des berühmten Bild- und Kanonengießers. Ihr Verbleib ist nicht bekannt. Oft schmolz man solche Preziosen in Notzeiten ein.

Im Jahr 1703 auf der Berliner Schlossbrücke aufgestellt, hat man rund um den Sockel vier Sklavenfiguren gesetzt. Die an den Sockel geketteten Sklaven recken dem Reiter flehentlich die Hände entgegenstrecken. An der Ausformung der von Schlüter entworfenen Körper waren die Bildhauer Friedrich Gottlieb Herfert, Johann Samuel Nahl, Cornelius Heintzy und Johann Hermann Becker beteiligt. Die Begleitfiguren wurden bei Jacobi gegossen und 1708 und 1709 dem Denkmal hinzugefügt, als Schlüter wegen des Zusammenbruchs des halbhoch aufgeführten Münzturms bei Friedrich I. in Ungnade gefallen war.

Schlüters Reiterdenkmal, das erste dieser Art in Deutschland, stand bis zum Zweiten Weltkrieg auf die Lange Brücke gleich beim Hohenzollernschloss. Das 5,60 Meter hohe Bildwerk war im Zweiten Weltkrieg zum Schutz vor Bombenangriffen abgebaut und nach Ketzin geschafft worden. Als 1947 der tonnenschwere Koloss zurück transportiert wurde, versank er im Tegeler See. Erst 1949 konnte das Monument geborgen und im Sommer 1952 im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg aufgestellt werden.

Dargestellt ist der Herrscher hoch zu Ross, angetan mit einem römischen Lederharnisch, der von einem leichten Mantel bedeckt wird. Die antikisierende Kostümierung kontrastiert zu der modischen Allongeperücke, die Friedrich Wilhelm als Menschen der Barockzeit zeigt. Der prestigesüchtige und prunkliebende Friedrich III./I. ließ am Sockel das preußische Wappen und eine lateinische Widmung anbringen, die ihn als Stifter des Denkmals feiert. Die Übersetzung lautet: "Dem erhabenen Friedrich Wilhelm dem Großen / Des Heiligen römischen Reiches Erzkämmerer und Kurfürst von Brandenburg / Seinem, des Vaterlandes und der Heere Vater, / Dem Besten, Größten und Berühmten / Da er ein unvergleichlicher Held,/ zu seinen Lebzeiten die Liebe des Erdkreises / Ebenso wie der Schrecken der Feinde gewesen / Hat dieses Monument des Gedenkens und des ewigen Ruhmes / Freudig und nach Verdienst errichtet / Friedrich / Der erste Preußenkönig aus seinem Stamm / Im Jahre nach Christi Geburt 1703". Die seitlichen Reliefs stellen die Personifikation des Kurfürstentums Brandenburg mit Kurhut und Zepter sowie die thronende Borussia als Symbolfigur des 1701 gegründeten Königreichs Preußen dar.

Sklaven bitten um Gnade

Während der Arbeiten an den Sklavenfiguren starb 1705 Königin Sophie Charlotte. Ihr tieftrauriger Gemahl Friedrich I. beauftragte Schlüter mit dem Entwurf eines vergoldeten Prunksarkophages aus Metall, der ebenfalls von Jacobi gegossen wurde. Auch das nach dem Tod des ersten Preußenkönigs 1713 modellierte Gegenstück entstand in Johann Jacobis Werkstatt. Eine weitere Gemeinschaftsarbeit von Schlüter und Jacobi ist die im Vestibül des Schlosses Bad Homburg aufgestellte Bronzebüste des Landgrafen Friedrich II. von Hessen Homburg.

Nach dem Thronwechsel von 1713 befahl der neue Herrscher, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., einen rigorosen Sparkurs. Prunkvolle Skulpturen wurden nicht mehr gebraucht, und so ging Schlüter nach St. Petersburg, wo er bereits 1714 starb, während Jacobi Kirchenglocken und Feuerspritzen goss. Der Meister heiratete 1702 Anna Sophia Damerow, mit der er sechs Töchter und vier Söhne hatte. Einer von ihnen war Heinrich Julius Jacobi, der ebenfalls als Gießer tätig war. Jacobi wurde am 1. September 1726 auf dem Friedrichswerderschen Friedhof beigesetzt. Die beiden Homburger Architekten Louis Jacobi und sein Sohn Heinrich sind direkte Nachkommen Johann Jacobis.

Mit dem Reiterdenkmal, das 2004 grundlegend restauriert und mit einer dünnen Wachsschicht konserviert wurde, wird ein Herrscher geehrt, der die nach dem Dreißigjährigen Krieg gewachsene Kraft des Kurfürstentums Brandenburg verkörpert. Es unterstreicht das gewachsene Selbstbewusstsein Brandenburg-Preußens und erinnert an einen Herrscher, unter dessen Regentschaft das Land die Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) überwand. Friedrich Wilhelm regierte sein Reich mit starker Hand und trat als Mäzen und Bauherr in Erscheinung. Brandenburg kam nach dem Dreißigjährigen Krieg mit kluger Wirtschaftspolitik und Waffengewalt wieder auf die Beine, aber auch durch die ins Land geholten französischen Hugenotten. Da Friedrich Wilhelm in erster Ehe mit der Niederländerin Luise Henriette von Oranien verheiratet war, holte er auch deren Mitbürger ins Land und bediente sich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten bei der Kultivierung der Mark Brandenburg.

23. Februar 2018

Zurück zur Themenübersicht "Berlin, Potsdam, Land Brandenburg"