Ehrung für Carl Gotthard Langhans
Neue Porzellantafel in der Berliner Charlottenstraße erinnert an Erbauer des Brandenburger Tors und des Marmorpalais in Potsdam







Die Fotos zeigen die neue Gedenktafel sowie das Brandenburger Tor und die Mohrenkolonnaden, die vom heutigen Bundesjustizministerium in der Mohrenstraße vorgelagert sind.



Das Brandenburger Tor, heier auf einer Medaille im Bsitz des Berliner Münzkabinets, feierte einen Friedensschluss des Königs anno 1788 mit den Niederlanden und ist auch ein stummer Zeuge für Ambitionen, die der Nachfolger Friedrichs des Großen, was kaum einer weiß, auf die Krone des römisch-deutschen Kaisers hatte.



Die italienischen Renaissance-Villen nachempfundene Tierarzneischule auf dem Gelände der Berliner Charité wurde vor einigen Jahren umfassend saniert und restauriert.



Carl Gotthard Langhans setzte der Marienkirche, kühn wie er war, eine edel geformte Spitze auf, die mit grün patiniertem Kupferblech verkleidet ist.





Beim Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten und anderen Bauten beschritt Langhans als Wegbereiter des von Friedrich Wilhelm II. favorisierten Klassizismus neue Bahnen.



Das nach Plänen von Langhans auf dem Gendarmenmarkt erbaute Neue Schauspielhaus, wegen seines ungewöhnlichen Bohlenbinderdaches von den Berlinern despektierlich auch "Koffer" genannt, brannte 1817 aus und wurde nach Schinkels Entwürfen durch einen ganz anders gearteten Theaterbau ersetzt. (Fotos/Repro: Caspar)

Am 1. Oktober 2018, seinem 210. Todestag, wurde eine Gedenktafel aus Porzellan in der Charlottenstraße 49 (Mitte) zur Erinnerung an Carl Gotthard Langhans, den Erbauer des Brandenburger Tores, feierlich enthüllt. Der Architekt hatte Berlins berühmtestes Bauwerk im Auftrag von König Friedrich Wilhelm II. zwischen 1788 und 1791 errichtet. Wenn man vor ihm steht, werden die wenigsten Leute auf dem Pariser Platz wissen, wer der Schöpfer war und in welchem Zusammenhang der Säulenbau errichtet wurde. "Könnte Schinkel gewesen sein", lautet eine häufige Antwort. Da die Tafel mit dem Zepterzeichen der Königlichen Porzellanmanufaktur an der Fassade des Regent Hotels, das auf dem Gelände von Langhans' früherem dreistöckigen Wohnhaus steht, wegen Einwänden des Bezirksamts Mitte zunächst nicht angebracht werden durfte, fand die Feier im Salon Langhans des prunkvoll wie in der Kaiserzeit eingerichteten Hotels statt. Die Tafel soll später am Eingang des Hotels befestigt werden. Im Rahmen des Berliner Gedenktafelprogramms wurden bisher rund 450 Tafeln zur Ehrung von bekannten und um die Stadt verdienten Persönlichkeiten, aber auch zur Erinnerung an revolutionäre Ereignisse und den Widerstand gegen das Naziregime und an Ereignisse aus der deutschen und Berliner Nachkriegsgeschichte an Hausfassaden angebracht.

Die erstaunlich vielen Teilnehmer der Feierstunde hörten im Salon Langhans den Grußworten von Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert sowie Gerhard Holtmeier, Vorstandsvorsitzender der GASAG, die das Berliner Gedenktafelprogramm fördert, ferner Frank Prietz, Vorsitzender der Carl-Gotthard-Langhans-Gesellschaft Berlin und Stefan Athmann zu, der als General Manager des Hotels Regent auf die Verbindungen seines Hauses zu dem früheren Bewohner des Eckgebäudes Charlottenstraße 49 hinwies. Zita Pöthe-Elevi, Vorstandsmitglied der Langhans-Gesellschaft Berlin, bedauerte in ihrer Laudatio, dass bisher leider kein Bild von dem Ende des 19. Jahrhunderts abgerissenen Eckhaus gefunden werden konnte. Hier in der Charlottenstraße 49 wohnte der 1788, unter der Ägide von König Friedrich Wilhelm II., zum Direktor des neu gegründeten Preußischen Oberhofbauamtes mit seiner Familie, hier hat er die meisten seiner Bauten für den preußischen Staat, die Kirche und private Auftrageber geplant und ihre Realisierung überwacht.

Bildungsreisen quer durch Europa

Der als Sohn des Rektors eines Gymnasiums in Landeshut/Schlesien geborene Langhans zählt zu den bedeutendsten Architekten vor und nach 1800, die in Berlin und Preußen wirkten. Im Oeuvre des "Mannes zwischen den Stilen", wie er manchmal genannt wird, finden sich sowohl Barock- und Rokoko- als auch klassizistische Elemente, ja auch solche der Neogotik, wie die Turmspitze der Berliner Marienkirche zeigt. In Berlin und Potsdam sind markante Bauten nach Entwürfen von Langhans erhalten - außer dem seinerzeit als Porta pacis, also Friedenstor, erbauten und mit Schadows Quadriga geschmückten Brandenburger Tor sind das Belvedere und das Theater im Charlottenburger Schlosspark zu nennen, ferner die Tierarzneischule auf dem Gelände der Charité, genannt Trichinentempel, die spätbarocken Mohrenkolonnaden in der heutigen Mohrenstraße, die neogotische Turmspitze der Marienkirche sowie das Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten, ein Paradebeispiel des frühen Klassizismus in Preußen. Einem Brand fiel 1817 das despektierlich "Koffer" genannte Theater auf dem Gendarmenmarkt zum Opfer. Auf seinen Fundamenten hat Karl Friedrich Schinkel ein paar Jahre später das Schauspielhaus erbaut, das heute als Konzerthaus viele Gäste empfängt.

1786 wurde Langhans, der bereits in seiner schlesischen Heimat Friedrich II., dem Großen, sowie reichen und einflussreichen privaten Auftragebern zu Diensten war, Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Künste und 1788 zum Direktor des neu gegründeten Preußischen Oberhofbauamtes in Berlin ernannt. Dieses Amt erforderte den Umzug nach Berlin mit sich. Der experimentierfreudige Langhans befasste sich nicht nur mit "hoher Baukunst", sondern war auch planend und eingreifend in solch profanen Bereichen wie Straßen-, Kanal- und Hafenbau sowie bei der Errichtung von Wirtschafts- und Nutzbauten aktiv, von denen kaum noch etwas erhalten ist. Langhans war es auch, der für seine Theaterbauten ovale Zuschauerräume schuf, weil er erkannt hatte, dass dort die Akustik besser ist als in kreisrunden Räumen. Bei seinen Bildungsreisen in die Niederlande, nach England, Frankreich und Italien holte er sich Anregungen für seine eigenen Bauten in Preußen. Der Bildhauer und Grafiker Johann Gottfried Schadow notierte etwas bissig über den Autodidakten, der in Halle Jura, Mathematik und Kunstgeschichte studiert, aber nie eine Bauakademie besucht hatte: "Auf seinen Reisen hatte er seine Mappen gefüllt, und eine Wiederholung anerkannter Meister dünkte ihm sichere als neue Originalen von unser einem".

Gedenkstätte in ehemaligem Mausoleum

Die neue Porzellantafel hebt einen der ganz Großen der deutschen Architekturgeschichte ins öffentliche Bewusstsein, und das ist auch das Anliegen der bereits erwähnten Carl-Gotthard-Langhans-Gesellschaft Berlin e.V., die 2015 gegründet wurde. Der gemeinnützige Verein setzt sich für Würdigung, Erhalt, Instandsetzung, wissenschaftliche Erforschung und öffentliche Vermittlung von Leben und Werk des ebenso innovativen wie einflussreichen Baubeamten und Architekten ein. Die Grabstätte seines Sohnes, des bekannten Theaterarchitekten Carl Ferdinand Langhans, befindet sich in Berlin auf den Friedhöfen vor dem Halleschen Tor (Jerusalem III am Mehringdamm). Dort hat die Langhans-Gesellschaft am 8. September 2017 eine Gedenkstätte im ehemaligen Mausoleum Massute eröffnet, in der Leben und Werk von Vater und Sohn Langhans gewürdigt werden. Die mit Viktualienhandel und Kolonialwarenhandel befassten Brüder Massute hatten im März 1826 nicht weniger als 175 Taler an die Kirchenkasse der Gemeinde für den "überlassenen Fleck Landes auf dem zur Jerusalems- und Neuen Kirche gehörigen Begräbnisplatz von Ein und 3/4 Quadrat Ruthen Flächeninhalt" gezahlt. Zwischen den Geschwistern Massute und den beiden Langhans bestanden, so weit bekannt, keine Verbindungen. Die Langhans-Gesellschaft plant für 2019 die Aufstellung einer Büste ihres Namensgebers als Ergänzung der schon gezeigten Bilder und Dokumente. Eine ähnliche museal gestaltete Gedenkstätte ist auf dem gleichen Friedhof der weit verzweigten Familie Mendelssohn gewidmet.

2. Oktober 2018

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