"Es brennt, wir sind am Limit"
Mahnwache vor dem Roten Rathaus prangert Missstände bei der Berliner Feuerwehr an und fordert die Politik zum Handeln auf



Vor dem Roten Rathaus prangert seit einer Woche eine Mahnwache bei Schnee und Regen und manchmal auch bei ein wenig Sonnenschein die katastrophalen Zustände bei der Berliner Feuerwehr an. Das Echo in der Berliner Bevölkerung ist beträchtlich. Die Politik, die lange die Augen vor den Problemen verschlossen hat, muss jetzt endlich liefern.(Fotos: Caspar)











Bei kaltem und regnerischem Wetter halten Berliner Feuerwehrleute am Roten Rathaus eine Mahnwache ab. Sie protestieren rund um die Uhr gegen die Folgen jahrelangen Sparzwangs, Personalnot, falsche Dienstplangestaltung, unbezahlte Überstunden. Unter dem Motto "Es brennt - Wir retten Berlin, wer rettet uns?" stehen sie rund um eine Feuertonne. Sie ist das Symbol ihrer Forderungen und spendet zugleich an den kalten Tagen und Nächten rund um die Ostertage Wärme. Plakate sowie rote Grabkerzen und auch Kinderspielzeug unterstreichen, wie sie die unhaltbaren Zustände bei der Feuerwehr bewerten. "Krass geht es dort zu, wir fühlen uns wie abgehängt. Bei jedem Scheiss müssen wir raus, manche Leute rufen nach uns, wenn sie ein kleines Wehwehchen haben, wenn sie von hier nach dort, einen Notfall vortäuschend, transportiert werden wollen, ja auch das ist schon vorgekommen, dass uns jemand bat, ein paar Brötchen mitzubringen. Total irre", sagen sie. "Nach jahrelangen Sparzwängen ist die Feuerwehr am Limit, sie ist regelrecht ausgeblutet - auch zum Schaden der Bürger."

Die Männer und Frauen in ihrer schwarzen und blauen Arbeitskluft erzählen, begleitet und ermuntert von ihren Familienangehörigen und Kindern sowie Freunden, von Missständen bei der Feuerwehr, da bekommt man nur Gänsehaut. Da sie Beamte sind, dürfen sie nicht streiken, aber mit der Mahnwache drücken sie ihre ganze Wut aus und geben zugleich der Hoffnung Ausdruck, dass sich etwas zum Positiven ändert.

Das Thema wird nicht zuletzt wegen der spektakulären Aktion vor dem Roten Rathaus heftig in den Medien diskutiert. Im Regionalfernsehen des RBB war eine Reportage aus der Feuerwache Mitte zu sehen, wo seit Jahrzehnten nichts repariert wurde und sich die Feuerwehrmänner und -frauen mit uralter Technik herumschlagen müssen. Wenn sie wenigstens angemessen bezahlt würden! Aber nicht einmal das bekommt der Senat hin. Von Politikern hört man nur laue Worte und Versprechungen, alles werde besser, es gebe Neueinstellungen und auch die Technik werde "aufgerüstet". Man benötige noch etwas Zeit. Nach wie vor aber scheint das böse Wort des früheren Bürgermeisters Klaus Wowereit "Sparen bis es quietscht" zu gelten. Ob die Mahnwache Wirkung hat, wird sich zeigen. Doch Teilnehmer und die vielen Passanten, die sich über die Nöte bei der Feuerwehr informieren und ihre Solidarität bekunden, befürchten, dass alles so bleibt.

31. März 2018

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