Schloss aus Bronze en miniature
Der westfälische Bildhauer Egbert Broerken ergänzte die Berliner Museumsinsel durch das Humboldt Forum







Auf dem Berliner Lustgarten kann man die Museumsinsel und jetzt auch das Humboldt Forum von allen Seiten betrachten.



Barocke Pracht ist bereits im Inneren des Humboldt Forums zu sehen, 2019 soll das Gebäude als Ausstellungshaus eröffnet werden.



An einer Säule markieren die Jahreszahlen 1443 und 2013 die Jahre des Baubeginns des Berliner Schlosses und die Grundsteinlegung des Humboldt Forums. (Fotos: Caspar)

Der Bildhauer Egbert Broerken lebt und arbeitet in einem kleinen Renaissance-Wasserschloss in der Nähe von Soest in Westfalen. Ihm verdanken etwa 150 Städte im In- und Ausland in Bronze gegossene Modelle, an denen sich Sehende und Blinde über die Lage und Größe von Häusern, Kirchen, Mauern, Toren und anderen historischen Bauten orientieren können. Erst kürzlich hat Broerken dem auf dem Lustgarten, gleich neben Schinkels Altem Museum, aufgestellten Modell der Berliner Museumsinsel das Humboldt Forum hinzugefügt. So kann man durch Betrachten und Betasten bestens über die fünf Häuser auf der Museumsinsel sowie die bald fertig gebaute James-Simon-Galerie informieren. Ganz vorn befindet sich das noch im Bau befindliche Humboldt Forum, gut erkennbar an der riesigen Kuppel. Um die Ergänzung vornehmen zu können, nahm der Künstler das Modell in seine Werkstatt und fügte ihm die Miniaturausgabe des Berliner Schlosses hinzu, dessen Kriegsruine 1950 kommunistischem Bildersturm geopfert wurde und auf dessen Grundmauern von 1973 bis zum Abriss 2006 der Palast der Republik stand.

Der Westfale Egbert Broerken, ein Mann mit weißem Bart und wallendem Haar, hat nach der Schriftsetzerlehre an der Fachhochschule Münster Design und Bildhauerei studiert. Von Metall als wunderbar wandelbarem Werkstoff fasziniert, schuf er in den vergangenen 30 Jahren jene Stadtmodelle, die überall in Deutschland und Nachbarländern Neugierige anlocken und in Erstaunen versetzen. "Die Anordnung der Plätze und Gassen lassen sich mit den Fingerkuppen gut ertasten, man kann Größenunterschiede zwischen Häusern und Kirchen erfühlen", sagt der Bildhauer und freut sich über die Erkenntnisse, die er auf diese Weise Blinden und Sehenden vermitteln kann. Dass seine Auftragsbücher gefüllt sind, zeigt ihm, dass er mit seinem Konzept Erfolg hat.

Mit Schülern und Lehrern der Westfälischen Blindenschule in Soest fügte er den Miniaturstädten Erläuterungen in Blindenschrift hinzu. Die Reliefs werden in einer Gießerei im traditionellen Wachsausschmelzverfahren hergestellt, das schon in grauen Vorzeiten filigrane Resultate ergab. Vorlagen seiner auf Steinsockeln diebsstahlsicher befestigten Kunstwerke aus Goldbronze sind alte Stadtansichten, aber auch historische Gebäude sowie Stadtmauern, Brücken und Flüsse. So entstanden bronzene Stadtkerne von Bayreuth, Celle, Hameln, Lübeck, Minden, Osnabrück, Stralsund und anderen Siedlungen. Da sich auch das Ausland für diese ungewöhnliche Art der Stadtdarstellung interessiert, liefert Broerken seine legendären Tastmodelle für Blinde und Sehende auch dorthin.

29. März 2018

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