Zitadelle mit Eisengießerei
Die brandenburgische Festungsstadt Peitz schaut auf eine über 700jährige Geschichte zurück



Der Plan aus dem Jahre 1780 zeigt die Festungsstadt Peitz aus der Vogelperspektive während der Belagerung von 1758, im zweiten Jahr des Siebenjährigen Kriegs.



In Peitz werden die Zeugnisse alter Gießerkunst sorgsam bewahrt und erforscht.





Reste der ehemaligen Festungsanlage sind bis heute in Peitz erhalten, ebenfalls das alte Eisenhüttenwerk, das als technisches Museum genutzt wird.



Die Grafik aus der Zeit um 1840 zeigt das von Pflanzen bewachsene Lieberoser Tor in Peitz.



Die Postkarte aus der Zeit um 1900 bildet den Peitzer Festungsturm ab. Auf der Spitze befindet sich ein Uhrenturm aus dem Jahr 1708.



Die Peitzer Festungswerke gehen auf Entwürfe des berühmten Baumeisters Rochus von Lynar zurück. Seine von der Berliner Siegesallee stammende Büste ist in der Spandauer Zitadelle ausgestellt, seiner bedeutendsten Baustelle.



Im Peitzer Museum warnt eine Tafel aus dem Jahr 1844 vor dem Rauchen in der Öffentlichkeit und droht Geldstrafen an. Nach der Revolution von 1848 wurde das Verbot aufgehoben. (Fotos/Repro: Caspar)

Das über 700 Jahre alte Peitz kennen viele von uns nur als Ort, wo Karpfen gezüchtet und gefangen werden. Doch wer sich in der 6000-Einwohner-Stadt umschaut, die 1301 erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde, sieht schnell, dass es um mehr als Fisch geht. Die Teiche außerhalb der Stadt gehen auf Zeiten zurück, als man Wasser angestaut und im Tagebau den gleich unter der Erdoberfläche anstehenden Raseneisenstein abgebaut und im benachbarten Hüttenwerk verarbeitet hat. Der historische Stadtkern von Peitz beeindruckt durch sein geschlossenes Bild: Plätze und Straßenräume sind wohlproportioniert angeordnet, das Rathaus mit einem schmucken Schaugiebel hebt sich von den umliegenden Bürgerhäusern ab. Im 16. Jahrhundert als brandenburgische Enklave in Sachsen gelegen, wurde die Festung mit eigenem Hüttenwerk errichtet. Noch heute kann man die ehemaligen Gräben und Reste der Zitadelle vom Festungsturm im Straßenverlauf erkennen.

Das Eisenwerk hat mit wichtigen Teilen seines Inventars die Zeiten gut überstanden und ist heute technisches Denkmal und Museum. Mit Landes- und Bundesmitteln restauriert, lädt es zu einem Streifzug durch die Geschichte der Metallverarbeitung im Land Brandenburg ein. Zu sehen sind unter anderem eine still gelegte mechanische Werkstatt und eine Ausstellung, in der die Geschichte der Eisengewinnung und -verarbeitung in der Region erzählt wird. Peitz nutzt seine schon in DDR-Zeiten zum technischen Denkmal erklärte Gießerei, um Besucher anzulocken. Immerhin ist es in Deutschland selten, eine noch weitgehend im Original erhaltene Fabrik dieser Art zu besichtigen. Die Geräte und Maschinen stammen aus Zeiten, als man in Peitz Kanonen, Kanonenkugeln und Kochtöpfe, Grabkreuze und Gitterzäune, Ackergerät und Teile von Textilmaschinen gegossen hat. Zwei vom Rost zerfressene Kanonen und weitere Exponate im Hüttenwerk und im Festungsturm erzählen aus diesen Zeiten.

Festungsturm mit meterdicken Mauern

Für die Hohenzollern war Peitz, wenige Kilometer von Cottbus entfernt, aus zweierlei Gründen wichtig. Im Jahr 1550 wurde das Hüttenwerk unter dem Markgrafen Johann V. von Küstrin, einem Bruder des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II., zur Ausrüstung von Söldnern errichtet. Zum anderen besaß die in der Urkunde von 1301 als "Pizne" erwähnte Stadt strategische Bedeutung, weil hier ein Handelsweg entlang ging und man alle möglichen Feinde abwehren musste.. Ein imposantes Relikt aus der Zeit des Johann V. von Küstrin ist der Festungsturm mit einer Wandstärke von bis zu sechs Metern und eine Höhe von etwa 36 Metern. In dem Gebäude kann man die Dauerausstellung "Glaube, Macht und Politik - Das Vermächtnis des Hans von Küstrin" besichtigen, außerdem finden hier auch Trauungen sowie kulturelle Veranstaltungen statt.

1658 wurde in Peitz der erste Hochofen der Mark Brandenburg errichtet, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch eine größere Anlage ersetzt wurde. Dieser Ofen und andere Oldtimer demonstrieren, wie man Roheisen gewonnen, das Feuer unterhalten und das Metall geschmolzen, gegossen und gewalzt hat. Zum Antrieb des Zylindergebläses und aller anderen Maschinen hat das Peitzer Eisenhütten- und Hammerwerk Wasser aus dem Hammergraben verwendet. Bei Vorführungen des Gebläses wird ein Elektromotor angeworfen, aber wenn es nach dem Museum ginge, würde der Antrieb wie in alten Zeiten wieder mit Wasserkraft vonstatten gehen.

Wie die Zitadelle in Spandau wurde die Festung Peitz im Wesentlichen von dem aus Italien stammenden brandenburgischen Festungsbaumeister Rochus von Lynar errichtet. Alte Karten zeigen, dass die Stadt in die Befestigung mit ihren Gräben und Wällen, Bastionen, Türmen und Kasematten einbezogen war. Noch heute lassen sich im Straßenbild Spuren der ehemaligen Fortifikation erkennen. Besonders beeindruckend ist der mittelalterliche Festungsturm, auch Schlossturm, Hoher Kavalier oder Dicker Turm nach seinen mächtigen Mauern genannt. Hier ist zu erfahren, dass die Geschichte mit Peitz nicht sehr liebevoll umgegangen ist. Es herrschten Hungersnöte und Stadtbrände, die Festung wurde mehrfach belagert und erobert, so im Siebenjährigen Krieg durch österreichische Truppen, der sich die aus preußischen Invaliden bestehende Garnison kampflos ergab. Verbürgt ist, dass sich der örtliche Pfarrer die Gunst des siegreichen Generals Loudon dadurch erkaufte, als er ihm seine Waffensammlung schenkte. Der Österreicher verzichtete auf die sonst üblichen Plünderungen. Doch war das für Peitz nur eine Atempause, denn ein zweites Mal wurde die Festung erobert. Als 1759 der Feind die Festung sprengen wollte, ging "durch Gottes sonderbare Schickung" Regen nieder, wie ein Chronist berichtete, und der Stadt blieb großes Unglück erspart.

Alte Steine in neuen Häusern

Obwohl Friedrich II., der Große, nach dem Siebenjährigen Krieg die Peitzer Kasematten und Bastionen niederlegen ließ, weil sich die politische Situation verändert hatte und die Festung zur Abwehr sächsischer Angriffe nicht mehr benötigt wurde, blieb erstaunlich viel Mauerwerk erhalten, oberirdisch ebenso wie im Erdreich, wie Ausgrabungen ergeben haben. Auf den eingeebneten Gräben und Wällen ließ der König Maulbeerbäume zur Zucht von Seidenraupen zur Versorgung der preußischen Seidenindustrie pflanzen. Außerdem siedelte er um 1770 sächsische Tuchmacher an. Die erste Tuchfabrik wurde 1828 eröffnet, bis 1876 entstanden sechs weitere. Nach kurzer Blüte ging die Tuchfabrikation und mit ihr die Einwohnerzahl gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurück.

Die Schleifung der massiven Festungswerke zog sich bis ins 19. Jahrhundert hin. Nach und nach verschwanden die imposanten Tore, Bastionen und Mauern. Sie wurden als Steinbruch gebraucht, weshalb unzählige Ziegelsteine in Wohn- und Wirtschaftsgebäuden der Stadt stecken. 1820 verhinderten traditionsbewusste Bürger durch eine Bittschrift an König Friedrich Wilhelm III., dass auch der alte Festungs- oder Schlossturm, der mit der Kirche die Stadt um Längen überragt, abgerissen wird.

Der 1999 gegründete Historische Verein zu Peitz e. V. hat das Ziel, den Einwohnern und Touristen die Geschichte der alten Festungsstadt näher zu bringen und Details aus der Historie der abwechselnd unter bayrischer, böhmischer, sächsischer und brandenburgisch-preußischer Hoheit stehenden Kommune zu erkunden. Der Fraunhofer IRB Verlag in Stuttgart hat eine Publikation über "Historische Festungen im Mittelosten der Bundesrepublik Deutschland" herausgebracht. Das von Hans-Rudolf Neumann herausgegebene Buch würdigt auch ausführlich die wechselvolle Geschichte der Festung Peitz und ihre Bauten.

28. Februar 2018

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