Noble Adresse Unter den Linden
Deutsche Bank baut das Berliner Prinzessinenpalais um und hat für den neuen Kulturstandort große Pläne



Im Prinzessinnenpalais neben dem Kronprinzenpalais (links) richtet die Deutsche Bank eine neue Ausstellungs- und Veranstaltungshalle ein. Die Aufnahme stammt aus der Zeit vor dem Umbau und der Fassadensanierung des Kronprinzenpalais.



Das Prinzesinnenpalais wird mit Hochdruck auf die Eröffnung als Kunsthalle der Deutschen Bank vorbereitet.



Am Eingang auf der Rückseite ist neben der Treppe die neue Bestimmung des Bauwerks als "Palais populaire" zu lesen.



Die Denkmäler von Gneisenau, Blücher und Yorck haben im hinteren Teil des Prinzessinnengartens unter hohen Bäumen einen Platz gefunden, den man erst beim zweiten Hinsehen erkennt.





Die Heimkehr der 1806 nach Paris entführten Quadriga vom Brandenburger Tor, aber auch Szenen aus den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 sind auf den Sockelreliefs des Blücherdenkmals dargestellt.



Auf einem der Reliefs erkennt man den Baumeister Karl Friedrich Schinkel im Gespräch mit einem Soldaten. (Fotos: Caspar)

Solange es die DDR gab und ein paar Jahre danach, war das zwischen Kronprinzenpalais und Staatsoper an der Straße Unter den Linden In Berlin gelegene Prinzessinnenpalais als Opernpalais ein etwas plüschig gestaltetes Café und Restaurant der gehobenen Art gut besucht. Die ehemalige Residenz unverheirateter Töchter der Hohenzollernfamilie und weiterer hochrangiger Personen besteht im Kern aus zwei Häusern, die im 18. Jahrhundert nach Plänen von Friedrich Wilhelm Diterichs eine einheitliche Fassade erhielten und durch einen oberirdischen Gang mit dem benachbarten Kronprinzenpalais verbunden wurden. Der Architekt ist uns bekannt unter anderem als derjenige, nach dessen Entwürfen das Ephraimpalais, genannt Berlins schönste Ecke, erbaut wurde. Im Zweiten Weltkrieg bis auf Reste zerstört, wurde das Gebäude von Richard Paulick äußerlich originalgetreu wieder aufgebaut und im Inneren als Operncafé in Formen des Neorokoko neu gestaltet. Der Architekt hatte mit der Rekonstruktion historischer Bauten gute Erfahrungen, war er es doch, der der benachbarten Staatsoper einen Look ähnlich dem zur Erbauungszeit unter Friedrich II. verpasste.

In einem Berlin-Lexikon von 1834 wird unter anderem berichtet, dass im Prinzessinnenpalais "Ihro Durchlaucht die Fürstin von Liegnitz (wohnt), und in dem untern Geschoß wohnten früher die Prinzen Carl und Albrecht, bis sie nach ihrer Vermählung ihre eigenen Paläste bezogen." Gemeint mit der Fürstin von Liegnitz die zweite Gemahlin Friedrich Wilhelms III., geborene Auguste Gräfin von Harrach. Die 1824 morganatisch geschlossene Ehe war in der feinen Berliner Gesellschaft umstritten, weil die Familie derer von Harrach nicht der der Hohenzollern ebenbürtig war. Königin von Preußen konnte und wollte die sich mit Hingabe um ihren Gemahl sorgende Auguste nicht sein. Das war und blieb die erste Frau des Monarchen, die 1810 mit nur 34 Jahren verstorbene Luise, eine geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz. An deren hochfürstlicher Herkunft nahm die in diesen Dingen streng der Tradition verpflichtete Hohenzollernfamilie keinen Anstoß.

Ausstellungen, Konzerte, Lesungen

Nach längerem Leerstand bekommt das Haus Unter den Linden 5 eine neue Zukunft. Nachdem das gute alte, zu dicken Tortenstücken und ebensolchen Gästen passende Kaffeehausinventar aus DDR-Zeiten ausgeräumt ist, hat die Deutsche Bank das frühere Palais in ein attraktives Ausstellungs- und Veranstaltungshaus umgewandelt, das demnächst eröffnet wird. Innen modern und luftig-leicht gestaltet, behält das "Palais populaire", so eine Inschrift am Eingang auf der Rückseite die ihm seinerzeit von Paulick verliehene Fassade. Richard Paulick ging beim Wiederaufbau des Prinzessinnenpalais ähnlich vor wie aktuell beim Stadtschloss. Verschiedene Zeitschichten sind zu sehen, weshalb die mit Stuck und Putz verdeckten Sichtbeton-Träger freigelegt wurden. "Das Prinzessinnenpalais ist ein modernes Gebäude in historischer Fassade. Das zu zeigen ist für die Deutsche Bank wichtig. Nur so konnte hier ein zeitgemäßes Ausstellungsgebäude entstehen", sagt Friedhelm Hütte, der Leiter der Kunstabteilung der Bank.

Die Deutsche Bank hat ihren Kulturstandort Unter den Linden/Ecke Charlottenstraße verlassen und bezieht und zog in das Gebäude mit dem Rokoko-Dekor, dessen Wiedergeburt etwa zeitgleich mit dem weitaus größeren Humboldt Forum erfolgte, das 2019 in der Kubatur und versehen mit der alten Barockfassade des 1950 abgerissenen Hohenzollernschlosses eröffnet werden soll. Im Prinzessinnenpalais verfügt das Bankhaus über weitaus mehr Platz als am alten Standort. So verdreifacht sich die Ausstellungsfläche von 300 auf 900 Quadratmeter in der neuen Deutsche Bank KunstHalle, und auch der Zuschnitt der Räume lässt größere Präsentationen zu. Die Deutsche Bank kann auf drei Etagen bisher im Depot befindliche Kunstwerke aus ihren Sammlungen zeigen, wobei dafür gesorgt wird, dass empfindliche Exponate vor schädlichem Lichteinfall geschützt werden. Überdies finden unterm Dach Konzerte, Lesungen, Vorträge und andere und Veranstaltungen statt. Ganz auf Kaffee, Kuchen und andere gastronomische Angebote werden Besucher des Prinzessinnenpalais nicht verzichten müssen. Allerdings ist die Zeit kalorienstarker Portionen vorbei, denn künftig steht moderne, trendige Küche auf der Karte.

Generale aus Bronze halten Wache

Im Prinzessinnengarten erinnern fünf Generalsfiguren an preußische Feldherren der Befreiungskriege von 1813 bis 1815, denen König Friedrich Wilhelm III. zu großem Dank verpflichtet war. Fünf Jahre nach diesem Krieg gegen das napoleonische Frankreich, aus dem Preußen und seine Verbündeten siegreich und gestärkt hervorgingen, begann der Bildhauer Christian Daniel Rauch die Arbeit an zwei Monumenten, die 1822 links und rechts der Neuen Wache Unter den Linden aufgestellt wurden und Gerhard David von Scharnhorst und Friedrich Wilhelm von Bülow ehren. Diese Skulpturen kamen in DDR-Zeiten auf die gegenüberliegenden Seite der Straße Unter den Linden in den vorderen Teil des Prinzessinnengartens, durch ein kleines Gitter vor Zudringlichkeiten und im Winter durch Holzeinhausungen geschützt.

Gebhard Leberecht von Blücher, der legendäre "Marschall Vorwärts", war 1819 kaum tot, als Rauch von Friedrich Wilhelm III. den Auftrag erhielt, ihn durch ein Bronzedenkmal zu ehren. Allerhöchsten Beifall fand der für damalige Zeit ungewöhnliche Entwurf, Blücher nicht wie ein antiker Krieger, sondern in zeitgenössischer Uniform darzustellen, eingehüllt in einen langen Reitermantel, den Säbel angriffslustig nach vorn gestreckt. Das Blücherdenkmal hatte wie andere Standbilder auf der Straße Unter den Linden den Zweiten Weltkrieg in einem Steinmantel überstanden, wurde 1950 abgebaut und kam auf die Museumsinsel. Die 3,25 Meter hohe Figur auf einem 4,60 Meter hohen Sockel steht heute mit seinen Nachbarn, den ebenfalls von Rauch geschaffenen Denkmälern der Feldmarschälle August Wilhelm Neidthardt Gneisenau und Hans David Ludwig Yorck von Wartenburg im hinteren Teil des Prinzessinnengartens.

Vor ein paar Jahren wurde der Prinzessinnengarten neu gestaltet, und es schloss sich die Restaurierung der drei Bronzemonumente an. Besonderes Interesse verdienen die Sockelreliefs des Blücher-Denkmals. Sorgfältig gereinigt und konserviert, symbolisieren sie Leben und Taten des populären Feldherrn und porträtieren einige von Blüchers Zeitgenossen - Theodor Körner, Wilhelm von Humboldt und Karl Friedrich Schinkel sowie die Generale Gneisenau, Bülow und Yorck und weitere Persönlichkeiten. Dargestellt sind auf dem Fries überdies Ereignisse der Zeitgeschichte wie der Auszug der Freiwilligen zum Befreiungskampf gegen die Franzosen und die Rückführung der 1806 von diesen nach Paris verschleppten Quadriga vom Brandenburger Tor nach Berlin.

15. September 2018

Zurück zur Themenübersicht "Berlin, Potsdam, Land Brandenburg"