"Das dankbare Vaterland dem siegreichen Heere"
Vor 146 Jahren wurde die Berliner Siegessäule eingeweiht / Rückgabe der erbeuteten Reliefs aus Bronze erst 1984





Seit 1938 erhebt sich die Siegessäule auf dem Großen Stern, die Goldelse auf der Siegessäule hat eine Höhe von 8,32 Metern. Otto von Bismarck ganz aus Bronze blickt auf die das Krieger- und Siegesdekmal.



In der Säulenhalle (Rotunde) auf dem hohen Sockel kann man sich mit der Geschichte und dem Aussehen von Monumentalbauten in der Art der Berliner Siegessäule informieren.



Otto von Bismarck, Kronprinz Friedrich (III.) und weitere hochrangige Persönlichkeiten werden auf dem von Anton von Werner entworfenen Mosaik in der Säulenhalle gefeiert.



Auf den Reliefs im Sockelbereich wird der Krieg als Heldenleben und Heldensterben auf dem "Feld der Ehre" geschildert. Die tödliche Wirklichkeit sah und sieht fundamental anders aus.



Zur Einweihung der Siegessäule wurde 1873 eine mit dem Kopf von König und Kaiser Wilhelm I. und der Ansicht des Denkmals geschmückte Medaille geprägt.



Die Bild- und Texttafel neben einem der Torhäuser informiert über die wechselvolle Geschichte der Siegessäule. (Fotos: Caspar)

Mit großem zeremoniellem Aufwand wurde vor 145 Jahren, am 2. September 1873, im Berliner Spreebogen die Siegessäule anläßlich des sogenannten Sedanstags enthüllt. Kaum jemand weiß heute, dass der ursprüngliche Standort ursprünglich nicht der Große Stern ist, sondern der damalige Königsplatz war, auf dem ein paar Jahre nach der Weihe das Reichstagsgebäude errichtet wurde. Nach dem Sturz der Monarchie in der Novemberevolution 1918 wurde der Königsplatz in Platz der Republik umbenannt. Ursprünglich hatte der preußische König Wilhelm I. den Bau einer eher kleinen Gedenksäule zur Erinnerung an den deutsch-dänischen Krieg von 1864 geplant, doch nach den so genannten Einigungskriegen 1866 gegen Österreich und 1870/71 gegen Frankreich wurde die Siegessäule immer wuchtiger und höher, ausstaffiert mit üppigem Relief- und Mosaikschmuck.

Oberhofbaurat Johann Heinrich Strack, der die Planungen übernommen hatte, fügte auf Wunsch des am 18. Januar 1871 in Versailles zum deutschen Kaiser gekürten Königs Wilhelm I. eroberte Kanonen als militärische Trophäen in den Steinschaft der Säule ein. Sie sind schon von weitem an der Vergoldung zu erkennen. Die Viktoria obenauf hält einen Siegeskranz und einen Stab in den Händen. Der Entwurf der überlebensgroßen Figur geht auf den Bildhauer Friedrich Drake zurück. Der adlergeschmückte Helm charakterisiert die Flügelträgerin als Borussia, die Personifikation Preußens. Der Stab in der linken Hand hat einen Kranz als Bekrönung, darin das Eiserne Kreuz ähnlich dem Attribut, das die Wagenlenkerin auf dem Brandenburger Tor in der Hand hält.

Umzug vom Königsplatz zum Großen Stern

Der viereckige Sockel aus rotem Granit wird durch große Reliefplatten aus grün patinierter Bronze geschmückt. Geschaffen von Alexander Calandrelli, Karl Keil, Moritz Schultz und Albert Wolff, verherrlichen sie die Schlachten von Düppel, Königgrätz und Sedan - daher der im Kaiserreich prunkvoll gefeierte Sedanstag - sowie den Einzug der Fürsten in die Haupt- und Residenzstadt Berlin. Kaiser Wilhelm I., Otto von Bismarck und weitere Paladine und Höflinge hoch zu Ross bilden den Mittelpunkt dieser figurenreichen Szenen, mit denen sich das erstarkte Preußen als neue Supermacht darstellte. Das aus erobertem Geschützmetall geschaffene Relief mit der Erstürmung der Düppelner Schanzen (1864) zeigt unter anderem einen Geistlichen, der die zurückbleibenden Frauen und Kinder segnet, sowie drei Erbauer der Siegessäule Strack, Knerck und Herrmann. Andere Platten präsentieren Fürsten und hohe Militärs sowie weitere Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Die Siegessäule steht auf einer offenen runden Halle, die aus 16 toskanischen Säulen gebildet wird. Ein riesiges Mosaik von Anton von Werner verherrlicht, wie es in einer älteren Beschreibung heißt, den "Kampf des freien Germanentums gegen das welsche Romanentum". Die reich bewegte Darstellung enthält allegorische Figuren und Fürstenbildnisse sowie Kriegsszenen mit Fahnen und Trompeten.

Der "Sieges- oder Kanonenspargel", wie die Berliner das Kriegsdenkmal alsbald nannten, zierte bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts den Platz vor dem Reichstagsgebäude, der anfangs Königsplatz hieß und nach dem Ende der Monarchie in Platz der Republik umbenannt wurde. Doch wurde es 1938 gemeinsam mit dem Nationaldenkmal Otto von Bismarcks und den Denkmälern der preußischen Militärs Moltke und Roon im Zusammenhang mit Hitlers Plänen zur Umgestaltung Berlins als "Welthauptstadt Germania" abgebaut und an den Großen Stern versetzt. Wegen der neuen räumlichen Verhältnisse musste die Siegessäule um eine Trommel verlängert und auf einen höheren Unterbau gestellt werden. Daher die ungeheure Monumentalität dieser Denkmalsanlage inmitten eines stark befahrenen Kreisverkehrs. Die von Hitler und seinem Generalbauinspektor Albert Speer geplante Prachtallee mit einer Länge von sechs Kilometern und einer Breite von 120 Metern sollte auf einen 300 Meter hohen Kuppelbau mit einem Fassungsvermögen von 180 000 Menschen zulaufen. Diesen aberwitzigen Plänen wurden zahlreiche Wohnbauten geopfert, den Rest erledigten die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg.

Schäden sind nach wie vor zu sehen

Das Denkmal hat diesen beschädigt überstanden, doch verlangte Frankreich als eine der Besatzungsmächte die Zerstörung der Siegessäule, weil sie der "Erbfeindschaft" der Deutschen gegenüber dem Nachbarland huldigt. Dieses Ansinnen konnte verhindert werden, wohl aber wurden die als beleidigend und chauvinistisch empfundenen Reliefs entfernt und nach Paris gebracht. Erst 1984 gab Frankreich die zum Teil nur als Torso erhaltenen Trophäen aus Bronze dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Westberlin, Richard von Weizsäcker, zurück. In einer Metallwerkstatt restauriert, wurden die mit Inschriften wie "Das dankbare Vaterland dem siegreichen Heere" versehenen Reliefs wieder in den Sockel eingefügt. Dabei beschränkte man sich nur auf die Ausbesserung der Einschüsse, verzichtete aber auf die Rekonstruktion fehlender Teile. Diese Partien sind heute durch glatte Bronze kenntlich gemacht, fehlende Köpfe und Hände hat man nicht wiederhergestellt.

Vor einigen Jahren wurde die Siegessäule innen und außen grundlegend saniert und gereinigt. Die Verjüngungskur kostete 4,3 Millionen Euro kostet und wurde im Wesentlichen von der Europäischen Union und dem Bund bezahlt. Bei den Neuvergoldungen des Siegesengels und der Kanonen zu seinen Füßen wurden 1200 Gramm Blattgold in hauchdünnen Schichten aufgelegt. Außerdem hat man den stark geschwärzten Steinschaft gereinigt und die in den Sockel eingefügten Reliefs konserviert. Notwendig war es auch, den ganzen Bau wasserdicht zu machen, denn es hatte sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er gegen Schmelz- und Regenwasser nicht immun ist. Renoviert wurde auch der Museumsraum im Säulenschaft, in dem Bilder und Dokumente über das wechselvolle Schicksal der Siegessäule informieren und ähnliche Monumente in aller Welt zeigen. Zum Restaurierungsprogramm gehörten schließlich die Sanierung der aus der Nazizeit stammenden Torhäuser am Großen Stern und der unterirdischen Gänge, durch die man zur Siegessäule kommt.

13. Mai 2018

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