Sieger über die Revolution
Welche Botschaft das Triumphtor nahe Schloss Sanssouci vermittelt und warum die Berliner Invalidensäule 1948 abgerissen wurde







Friedrich Wilhelm IV. war der Stifter des dem "Kartätschenprinzen" Wilhelm (I.) gewidmeten Triumphtors von 1851 am Weinberg unweit von Schloss Sanssouci.



Wilhelm I. revanchierte sich, indem er 1886 für seinen Bruder auf der Treppe der Alten Nationalgalerie in Berlin ein von Alexander Calandrelli geschaffenes Reiterdenkmal errichten ließ, dessen Sockel von allegorischen Figuren der Religion, Kunst, Geschichte und Philosophie bewacht wird. Beide Monarchendenkmäler wurden von den Kommunisten nicht angetastet, sondern restauriert. Andere wurden gestürzt.





Die Invalidensäule ehrte die toten Soldaten, die auf königlicher Seite in den Revolutionsjahren 1848/49 gefallen sind. Zu Füßen der Säule sind einige bestattet, zahlreiche Namen waren in Marmorplatten an den drei Mauern eingemeißelt. Auf dem Stich oben erkennt man hinten den Hamburger Bahnhof. Die Sicht ist heute durch zahlreiche Bauwerke verstellt.



Von dem im Lustgarten vor dem Alten Museum aufgestellten Reiterdenkmal Friedrich Wilhelms III. blieben nur diese beiden Sockelfiguren erhalten. Vor der Nikolaikirche aufgestellt, symbolisieren die eine Figur Clio, die Personifikation der Geschichtsschreibung. Die Frau schrieb ursprünglich mit einem Stift in das Buch der Geschichte die Widmung "Dem Gerechten". Die zweite Figur zeigt einen sitzenden Mann mit einem Globus in ein Buch blickend. Das Bild soll zeigen, dass die Wissenschaft in Preußen unter der langen Regentschaft Friedrich Wilhelms III. zu hoher Blüte kam. Die anderen Figuren verkörperten Preußens Grenzflüsse Rhein und Memel.



Lang war der Weg des Heiligen Georg vom Schlosshof über den Friedrichshain bis ins Berliner Nikolaiviertel. Ob der Drachentöter wieder in den Hof des Humboldt Forums kommt, wird sich zeigen. (Fotos/Repros: Caspar)

Am Fuß des Potsdamer Mühlenbergs unweit vom Schloss Sanssouci steht das Triumphtor, das Friedrich Wilhelm IV. 1851 zu Ehren seines Bruders Wilhelm, des nachmaligen preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm I., errichten ließ. Die Inschriften zur Straße sowie zum Mühlenberg/ Weinberg hin erklären die doppelte Bedeutung des an römische Bauten erinnernden, für märkische Verhältnisse recht ungewöhnlichen Denkmals. Dass es sich um erstrangiges politisches Monument handelt, geht aus den Inschriften hervor. Auf der Stadtseite ist zu lesen: FRIEDRICH WILHELM IV., K. v. P. (König von Preußen), HAT DIES THOR ZU ERBAUEN BEFOHLEN HUNDERT UND SECHS JAHRE NACH DER GRÜNDUNG VON SANS-SOUCI; MDCCCLI. Rückseitig zum Berg hin steht: ZU EHREN DES PRINZEN VON PREUSSEN, FR. WILHELM LUDW. (Friedrich Wilhelm Ludwig), DES FELDHERRN; DER FÜHRER UND DER KRIEGER, WELCHE DEN AUFRUHR IN DER RHEINPFALZ UND IN BADEN BESIEGTEN. MDCCCXLIX.

Vor einigen Jahren restauriert, erinnert das reich mit allegorischen Figuren und antikisierenden Reliefs aus gelbroter Terrakotta geschmückte Tor neben dem Michaelsdenkmal hinter dem Schloss Babelsberg zu den Erinnerungsmalen an die Niederschlagung der Revolution von 1848/49. Friedrich Wilhelm IV., eigentlich ein Musensohn und verhinderter Architekt, spielte in ihr eine zwiespältige Rolle. Mit brutalen Mitteln verteidigte er seine durch den Aufstand vom 18. März 1848 in Berlin und die nachfolgenden Ereignisse gefährdete Herrschaft, für die er sich durch Gottes Gnade und niemanden anders legitimiert sah. In diesem System war für eine Beteiligung des Volkes an der Macht kein Platz. Zwischen sich und seinen Untertanen wollte der "Romantiker auf dem Thron", wie man den König auch nannte, keinen Fetzen Papier dulden, womit die Verfassung mit klar definierten Rechten und Pflichten des Staatsoberhaupts und eines vom Volk gewählten und nur diesem verantwortlichen Parlaments gemeint war.

Spottname Kartätschenprinz

Nachdem im Sommer 1849 die Revolution auch mit Hilfe des Prinzen Wilhelm von Preußen blutig niedergeschlagen war und die Sieger mit den Verlierern abgerechnet hatten, ließ Friederich Wilhelm IV. das Triumphtor errichten. Für die einen, die Vertreter der bisherigen Feudal- und Ständegesellschaft, signalisierte es Freude und Genugtuung über die Rettung der alten Feudalordnung, für die anderen, die Vorkämpfer demokratischer Mitbestimmung an der Gestaltung der politischen Verhältnisse, muss es wie Hohn gewirkt haben. Dies um so mehr, als sich der auf den Reliefs in den Innenwänden des Tores wie ein römischer Triumphator aufgefasste Wilhelm (I.) wegen der brutalen Härte, mit der er und seine Truppen gegen die Aufständischen in Süddeutschland vorgingen, den wenig ehrenvollen Spottnamen Kartätschenprinz erworben hatte. Dass später viele Deutsche den alten Kaiser Wilhelm I. und seinen Kanzler Otto von Bismarck wegen ihrer Rolle bei der Gründung des Deutschen Reiches (1871) verehrten und ihnen zahlreiche Denkmäler und Gedenktürme errichteten, sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.

Das Bildprogramm des nach einer Idee Friedrich Wilhelms IV. gestalteten Tors ist auf der Stadtseite mit allegorischen Figuren der Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Stärke, Weisheit und Mäßigkeit geschmückt. Auf der Gartenseite findet man Darstellungen der Dichtkunst, Baukunst, Malerei und Bildhauerei. Die Innenseiten des Tores schildern mit antikisierenden Szenen Leben und Taten des wie ein römischer Feldherr hoch zu Ross dargestellten Wilhelm, der 1858 nach dem Schlaganfall des amtierenden, kinderlosen Friedrich Wilhelm IV. als Prinz von Preußen die Regierungsgeschäfte übernahm und nach dem Tod des Königs am 2. Januar 1861 dessen Nachfolge als König Wilhelm I. antrat. Wilhelm I. revanchierte sich, indem er seinem Bruder auf der Treppe der Alten Nationalgalerie im Jahre 1886 ein von Alexander Calandrelli geschaffenes Reiterdenkmal errichten ließ, dessen Sockel von Allegorien der Religion, Kunst, Geschichte und Philosophie bewacht wird.

Erwähnt sei, dass das Triumphtor am Potsdamer Mühlenberg Teil einer von Friedrich Wilhelm IV. konzipierten, aber nur in Ansätzen verwirklichten Triumphstraße ist. Diese Via triumphalis sollte die Schlösser und der Hohenzollern vom Belvedere auf dem Pfingstberg bis zum Belvedere auf dem Klausberg unter Einbeziehung des Schlosses Sanssouci und der Neuen Orangerie verbinden. Vor dem Pfingstberg-Belvedere wollte Friedrich Wilhelm IV., der sich gern als Vollender der Taten Friedrichs des Großen sah, diesem seinem Vorfahren ein großartiges Denkmal errichten. Aus Kostengründen und weil der König krank wurde, wurden die ehrgeizigen Pläne nicht ausgeführt.

Opfer der Märzrevolution an unterschiedlichen Orten bestattet

Während das Reiterdenkmal Friedrich Wilhelms IV. in DDR-Zeiten erhalten blieb und andere Monarchenmonumente eingeschmolzen wurden, hat man nach dem Zweiten Weltkrieg im Ostteil Berlins eine riesige Triumphsäule an der Invalidenstraße zur Erinnerung an die Niederschlagung der Revolution von 1848/9 und die auf königlich-preußischer Seite erbrachten Opfer beseitigt. Dieses National-Krieger-Denkmal im Invalidenpark, so die offizielle Bezeichnung für das auch Invalidensäule genannte Monument, hat Friedrich Wilhelm IV. den in den Revolutionsjahren 1848 und 1849 auf der königlichen Seite gefallenen preußischen Soldaten gewidmet. Zu ihren Füßen hat man 18 in der Berliner Märzrevolution von 1848 gefallenen Soldaten bestattet. Die Toten auf der anderen Seite der Barrikade fanden auf dem Friedhof der Märzgefallenen ihre letzte Ruhe.

Am 18. Juni 1850, dem "Tag von Fehrbellin und Belle Alliance" legte Friedrich Wilhelm IV den Grundstein für die nach Entwürfen von Berthold Brunckow gestaltete Säule, die zwischen 1850 und1854 unter der Leitung von August Soller und August Stüler errichtet und am 18. Oktober 1854, dem 41. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, in Anwesenheit des Königs feierlich eingeweiht. Da ihm an dem Bauwerk viel gelegen war und kein Gerede über die Finanzierung entstehen sollte, hat er alle noch offenen Rechnungen bezahlt. Nebenbei sei gesagt, dass solche Denkmalweihen gern auf historisch relevante Daten gelegt. So hat man am 2. September 1873 die Siegessäule auf dem Königsplatz eingeweiht, dem dritten Jahrestag der Schlacht von Sedan, in der der französische Kaiser Napoleon III. den deutsch-französischen Krieg verlor und sich in preußische Gefangenschaft begeben musste. Schon bald wurde der siegreiche König Wilhelm I., der jüngere Bruder von Friedrich Wilhelm IV., in Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen.

Die über 33,70 Meter hohe, dreifach gegürtete Säule aus kannellierten Gusseisen-Platten erhob sich bis zu seiner Zerstörung auf einem 5,96 Meter hohen Unterbau aus Granitsteinen. Die wie ein korinthisches Kapitell gestaltete Aussichtsplattform konnte inwendig über 189 Stufen erklettert werden. Ganz oben breitete der von August Kriesmann gestaltete Preußenadler aus Zinkguss seine insgesamt etwa acht Meter langen Schwingen aus. Drei nach Entwürfen von Albert Wolff gestaltete Reliefs aus Zinkguss schildern, wie Borussia, die Symbolfigur der Hohenzollernmonarchie, die Hinterbliebenen jener Kämpfe und den Besiegten die Waffen abnimmt. Ferner krönt Minerva einen der heimkehrenden Sieger, während Bräute am Grabmal die Gefallenen betrauern. Auf der Vorderseite hat man ein Medaillon mit dem Bildnis Friedrich Wilhelms IV. und die Inschrift angebracht: "National-Krieger-Denkmal zum Gedächtniss der in den Jahren 1848 und 1849 treu ihrer Pflicht für König und Vaterland Gesetz und Ordnung gefallenen Brüder und Waffengenossen errichtet durch den Unterstützungs-Verein von Berg und Mark am 18. Juni 1852." Um die 18 Grabstätten stand eine Steinmauer mit darin eingelassenen 38 Marmortafeln, in die man die Namen der 475 "für König und Vaterland" gefallenen Soldaten eingemeißelt hatte. Wer das Monument besuchen wollte, musste es sich vom Pförtner des nahegelegenen Invalidenhauses gegen Entrichtung einer kleinen Eintrittsgebühr öffnen lassen.

Zwar hatte die Invalidensäule den Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt überstanden, dennoch wollte man sie im Vorfeld der Jahrhundertfeiern der Revolution von 1848 nicht mehr sehen. Deshalb forderte die SED-Fraktion auf der Festsitzung der Stadtverordnetenversammlung am 18. März 1948 den Abriss des Denkmals, weil es "weder ein nationales noch überhaupt ein Krieger-Denkmal gewesen sei, sondern ein Gedenkstein zur Erinnerung an die im Kampf gegen revolutionäre Kämpfer 1848 gefallenen Soldaten". Am 14. August 1948 riss eine Baufirma die Säule mit einem Seilzug vom Sockel. Während die Trümmer verschrottet wurden, hat man die Friedhofsanlage beseitigt und jedes Andenken an die Invalidensäule getilgt. Das alles geschah in turbulenter Zeit, denn Berlin und die Bewohner der Westsektoren litten seit dem 24. Juni 1948 unter der von Stalin verhängten Blockade zu Wasser, zu Lande und in der Luft, die durch unzählige Versorgungsflüge der Westalliierten unterlaufen und am 12. Mai 1949 beendet wurde.

Erzengel sticht den Drachen nieder

Vor ein paar Jahren restauriert, gehört das reich mit allegorischen Figuren und antikisierenden Reliefs aus gelbroter Terrakotta geschmückte Tor neben dem Michaeldenkmal hinter dem Schloss Babelsberg zu den Erinnerungsmalen an die Niederschlagung der Revolution von 1848/49, in der Friedrich Wilhelm IV., der Musensohn und verhinderte Architekt, eine zwiespältige Rolle spielte. Mit brutalen Mitteln verteidigte er seine durch den Aufstand vom 18. März 1848 in Berlin und die nachfolgenden Ereignisse gefährdete Herrschaft, für die er sich durch Gottes Gnade und niemanden anders legitimiert sah. In diesem System war für eine Beteiligung des Volkes an der Macht kein Platz. Zwischen sich und seinen Untertanen wollte der "Romantiker auf dem Thron" keinen Fetzen Papier dulden, womit die Verfassung mit klar definierten Rechten und Pflichten des Staatsoberhaupts und eines vom Volk gewählten und nur diesem verantwortlichen Parlaments gemeint war Das bronzene Michaelsdenkmal von 1849 in einer ehemals prächtigen Gartenanlage hinter dem Schloss Babelsberg, dem Sommersitz des Prinzen Wilhelm (I.) erinnert wie das Triumphtor vom Mühlenberg am Rande des Parks von Sanssouci an den Sieg preußischer Truppen über die badischen Aufständischen im Jahre 1849.

Die als Brunnen gestaltete steinerne Schauarchitektur im neogotischen Stil umrahmt den geflügelten Erzengel Michael, der mit einer Lanze den Drachen zu seinen Füßen ersticht. Schöpfer des Monuments ist der Berliner Bildhauer August Kiss. Dass es sich bei der Bronzefigur neben der christlichen Symbolik um ein politisches Denkmal handelt, mit der der Schlossherr Prinz Wilhelm seine Leistungen als Führer der konterrevolutionären Truppen in Baden feierte, unterstreichen in die Schaufront eingelassene preußische Adler. Gut sichtbar ist das Kreuz des hohenzollernschen Hausordens mit der Inschrift "Vom Fels zum Meer". Dessen 1851 von Friedrich Wilhelm IV. erlassene Statuten bestimmten, dass der Orden nur an solche Personen verliehen werden kann, "die um die Erhaltung des Glanzes und der Macht des Königlichen Hauses sich verdient gemacht und eine besondere Hingebung an die Person Sr. Majestät und das Allerhöchste Haus an den Tag gelegt haben, sowohl durch gegenwärtiges fruchtbringendes Verdienst, aufopferndes und mannhaftes Benehmen im Kampfe gegen äußere und innere Feinde, als auch durch Wirken für die Zukunft, zur Erinnerung und Vorbereitung der heranwachsenden und kommenden Geschlechter zu gleicher Treue und Thun".

August Kiss hat auch das 1987 im Berliner Nikolaiviertel aufgestellte Bronzedenkmal des Heiligen Georg geschaffen, der wie der Babelsberger Erzengel Michael einen sich am Boden windenden Drachen tötet. Der Bildhauer war noch nicht lange unter der Erde, als seine Witwe das eindrucksvolle Bildwerk König Wilhelm I. schenkte. Das war im Jahre 1865. Der Monarch wies dem Blutzeugen christlichen Glaubens einen würdigen Platz in einem der beiden Höfe des Berliner Schlosses an. Nachdem der Bau 1950 auf Ulbrichts Befehl gesprengt und abgetragen worden war, erhielt der Nothelfer auf hohem Granitsockel einen neuen Platz im Volkspark Friedrichshain. Die ungünstige Aufstellung an einem kleinen Teich unter hängenden Weiden ließ von der Würde und Ausstrahlung des Bildwerks wenig übrig. August Kiss hatte die Bronzeskulptur ohne Auftrag geschaffen. Die finanzielle Lage des kinderlosen Ehepaares war so günstig, dass sich der Meister ohne Einschränkung mit der Modellierung des Drachentöters befassen konnte. Die Berliner Nationalgalerie verdankt den Eheleuten Frau eine beträchtliche Stiftung für den Ankauf von zeitgenössischer Kunst.

20. Oktober 2018

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