Schwarz-Rot-Gold sei's Panier
Burschenschaftsdenkmäler erinnern in Eisenach und Jena an jugendliches Aufbegehren



Die Grafik oben zeigt den Zug der Burschenschafter zur Wartburg bei Eisenach, die damals anders bescheidener als heute.



Während eines Burschentags 2011 in Eisenach schändeten Unbekannte das Denkmal mit grüner Dispersionsfarbe. Sie zog in den Stein ein und konnte nicht völlig beseitigt werden. Der auch durch Witterungseinflüsse beschädigte "Urbursche" gehört nach Meinung von Restauratoren unbedingt in einen Innenraum.



Das Jenaer Burschenschaftsdenkmal passte nicht ins Geschichtsbild der DDR, weshalb man es vernachlässigte. Nach der Wiedervereinigung konnte der Turm wiederhergestellt werden. (Foto/Repros: Caspar)

Kaum waren die Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich beendet, da brachen viele deutsche Fürsten ihr Versprechen, Macht an das Volk abzugeben und verfassungsmäßige Zustände herzustellen. Patriotische Ideen und rebellischer Geist wurden unter Strafe gestellt, ebenso das Verlangen, die Fürstenherrschaft zu beseitigen und ein einiges Deutschland zu schaffen. Dagegen regte sich Widerstand vor allem an den Universitäten. Die 1815 von oppositionellen Studenten gegründeten Burschenschaften veranstalteten am 18. Oktober 1817 in Eisenach zum Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig und anlässlich der Dreihundertjahrfeier der Lutherischen Reformation auf der Wartburg das Wartburgfest. Bei der Feier unter dem Motto "Schwarz-Rot-Gold sei's Panier" wurden Perücken, reaktionäre Schriften und ein Korsett verbrannt und Reden gehalten, in denen die Überwindung der Kleinstaaterei gefordert wurde.

Die Universitätsstadt Jena besitzt als Gründungsstadt der Burschenschaften ein dieser Studentenvereinigung gewidmetes Denkmal. Geschaffen von Adolf (von) Donndorf, stellt das 1883 enthüllte Monument keine reale Person, sondern einen "Urburschen" in altdeutscher Tracht mit der Fahne der Burschenschafter von 1817 in der Hand dar. Diese Idealfigur hält ein Schwert als Zeichen des Befreiungskrieges von 1813 bis 1815 vor der Brust. Der mit der Ausführung betraute Bildhauer schrieb dem Denkmalkomitee, seine Anfrage habe ihn mit herzlichem Interesse bewegt. "Wir Thüringer, die wir unser altes Jena lieben, stehen noch in einer besonderen persönlichen Beziehung zu all dem Hohen und Herrlichen, was von dort ausgegangen ist. Die Gründung der Burschenschaft ist eine der schönsten Manifestationen des Idealismus und der Begeisterung der Jugend, und diese schönste Erscheinung verdient vor allem, dass sie gefeiert wird. Mir würde es ein Bedürfnis sein, in dem Denkmale selbst einen Hauch der Jugendbegeisterung zu spüren, welche die Burschenschaftsidee erzeugt hat."

Dem geeinten Vaterlande

Interesse verdienen nicht nur der selbstbewusst in die Ferne blickende Fahnenträger aus carrarischem Marmor, sondern auch die Reliefs auf dem Sockel. Ursprünglich hatte man den drei Gründern der Burschenschaft - Karl Otto Horn, einem späteren Lehrer und Pfarrer in Mecklenburg, und seinem Kollegen Heinrich Hermann Riemann sowie Karl Hermann Scheidler, einem späteren Professor der Philosophie in Jena - durch ein gemeinsames Denkmal ehren wollen, kam aber davon ab und ließ jene von Donndorf geschaffene Idealfigur aufstellen. Dennoch wird mit dem Denkmal der Gründerväter gedacht, denn unter einem Band aus Eichenlaub sind Bronzemedaillons mit ihren Köpfen sowie das Burschenschaftswappen eingelassen. 1947 wurde das Denkmal abgebaut und eingelagert, Erinnerungen an die Freiheitsbewegung nach den antinapoleonischen Kriegen waren unerwünscht. Doch dann hat man das Denkmal von 1951 bis 2011 vor dem Hauptgebäude der Universität am Fürstengraben stehen lassen. Im Zusammenhang mit der Restaurierung 1997/98 bekam die empfindliche Statue eine Antigraffiti-Beschichtung, die aber nicht viel nutzte, als Unbekannte sie 207 mit grüner Farbe beschmierten.

An das Wartburgfest Ende Oktober 1817 erinnert das nach Plänen von Wilhelm Kreis auf der Kuppe des Eisenacher Göpelsberg gegenüber der Wartburg errichtete und 1902 eingeweihte Burschenschaftsdenkmal. Über dem Eingang des Turms aus Muschelkalkstein ist EHRE - FREIHEIT -VATERLAND zu lesen. Über der Tür steht draußen DEM GEEINTEN VATERLANDE und innen "Den deutschen Jünglingen und Männern, die nach den glorreichen Befreiungskriegen den Gedanken der nationalen Einigung fassten und ins Volk trugen, die in trüben Zeiten der Verdächtigung und der Verfolgung an ihm festhielten, ihn hegten und für ihn stritten, die in heißen Völkerkämpfen ihr teueres Blut für seine Verwirklichung vergossen und die ihn in großer Zeit durch Willenskraft, Feldherrnkunst und Staatsweisheit zu schöner That werden ließen, weiht dieses Denkmal in unauslöschlicher Dankbarkeit die Deutsche Burschenschaft."

Die deutsche Einheit wurde erst 1871 mit Blut und Eisen verwirklicht, um ein Zitat von Otto von Bismarck zu verwenden. Jahre später nahm der Plan Gestalt an, den im Krieg gegen Frankreich gefallenen Burschenschaftern in Eisenach ein Denkmal zu setzen. Allerdings sollte das Monument nicht nur an sie, sondern auch an die Teilnehmer des Wartburgfestes von 1817 und Vorkämpfer der deutschen Einheit erinnern. Der Innenraum des 33 Meter hohen Turms mit der offiziellen Bezeichnung "Kaiser-Wilhelm-Denkmal der deutschen Burschenschaften" wurde als Gedächtnishalle mit Statuen des Weimarer Großherzog Carl August, der 1817 das Wartburgtreffen ermöglichte, sowie der Erneuerer des Reiches gestaltet - Kaiser Wilhelm I., Reichskanzler Otto von Bismarck sowie Generalfeldmarschall Hellmuth von Moltke und Kriegsminister Albrecht von Roon. Auf Gedenktafeln sind Namen gefallener Burschenschafter der Einigungskriege sowie solche von Urburschenschaftern vbermerkt. Oberhalb der neun Säulen wurden die in Stein gehauenen Köpfe von Herrmann dem Cherusker, Karl dem Großen, Luther, Dürer, Goethe und Beethoven eingelassen. Ein von Otto Gussmann, einem Mitglied der Dresdner Künstlergruppe "Die Brücke", geschaffenes und Deckengemälde schilderte den Kampf des germanischen Göttergeschlechts der Asen mit den Mächten der Finsternis.

Der SED ein Dorn im Auge

Der SED und ihrer Führung war in DDR-Zeiten das Eisenacher Burschenschaftsdenkmal als Monument des Strebens für Freiheit und die Einheit Deutschlands ein Dorn im Auge. Zwar wurde der Turm nicht gesprengt, weil dieser Akt von Bilderstürmerei in Eisenach für Unruhe gesorgt hätte und man gegenüber Besuchern der Wartburg in Erklärungsnot geraten wäre. Aus dem gleichen Grund hat man, dies sei nebenbei gesagt, auch das Kyffhäuserdenkmal stehen gelassen. Der Turm in Eisenach fiel aber absichtlicher Vernachlässigung und mutwilliger Zerstörung anheim. So wurden die bunten Glasfenster zerschlagen, die dem Innenraum eine sakrale Note verliehen. Außerdem wurden die Figuren in der Halle demoliert. Nach der Rückübertragung des Turms an die Deutschen Burschenschaften obliegen einem eigens dafür gegründeten Denkmalerhaltungsverein Betreuung und Restaurierung der Anlage. Die Arbeiten, die im Wesentlichen durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert werden, schließen die Wiederherstellung des plastischen Schmucks und der Fenster ein. Eine Ausstellung im Turm informiert über die Geschichte der deutschen Burschenschaft und die des Denkmals.

1. März 2018

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