Schinkel entwarf preußischen Orden
Das Eiserne Kreuz wurde 1813 am Vorabend der Befreiungskriege für Verdienste um König und Vaterland gestiftet



Sowohl für einfache Soldaten als auch hohe Offiziere und Zivilisten war das 1813 gestiftete sowie 1870, 1914 und 1939 erneuerte Eiserne Kreuz bestimmt. Das Foto zeigt die Ausgabe von 1914.



Karl Friedrich Schinkel hält als Bronzedenkmal, in einen Künstlermantel gehüllt, im Eingangsbereich des von ihm erbauten Schauspielhauses am Berliner Gendarmenmarkt Wache.



Im Volksmund hieß die ovale, am Band zu tragende Auszeichnung für Nichtkombattanten "Eiserne Pflaume". Die mit der Königskrone und den Initialen FW (Friedrich Wilhelm) kombinierte Inschrift auf der Vorderseite lautet: "Gott war mit uns. Ihm sey die Ehre! Für Pflichttreue im Kriege."



Überall auf dem Berliner Kreuzbergdenkmal erkennt man das Eiserne Kreuz, das auch an einfache Soldaten verliehen wurde, die sich im Krieg gegen das napoleonische Frankreich durch besondere Tapferkeit hervorgetan haben.



Auf der Spitze des nach einem Entwurf von Schinkel geschaffenen gusseisernen Denkmals zur Erinnerung an die Schlacht von Dennewitz (Landkreis Teltow-Fläming) am 6. September 1813 prangt das Eiserne Kreuz.



Während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) gab es eine Neuauflage der Bewegung "Gold gab ich für Eisen". Wer Gold und anderes Edelmetall bei den Sammelstellen ablieferte oder gegen Zahlung eines großen oder kleinen Obolus Nägel in Holzfiguren schlug, bekam als Bestätigung für seinen Patriotismus eiserne Medaillen und gedruckte Quittungen, die man voller Stolz bei sich zu Hause präsentieren konnte. Wer wollte, konnte sich auch einen Silbering mit Eisernem Kreuz an den Finger stecken. (Fotos/Repro: Caspar)

Kein Krieg ohne Orden - das sagte sich im Frühjahr 1813 Preußens König Friedrich Wilhelm III. und stiftete am Vorabend der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 eine der populärsten, aber auch umstrittensten Auszeichnung der deutschen Militärgeschichte - das Eiserne Kreuz. Mit ihr sollten Tapferkeit vor dem Feind und Verdienste an der Heimatfront belohnt werden. Zugleich wollte die schlichte Auszeichnung zu neuen Heldentaten aufrufen. Entworfen wurde sie nach einer Vorgabe des königlichen Stifters von Preußens oberstem Baumeister Karl Friedrich Schinkel. Um das geschwärzte Eisenkreuz mit Eichenlaub, dem Monogramm FW (Friedrich Wilhelm), der Krone und der Jahreszahl 1813 ist ein silbernes Band gelegt. Getragen wurde die Dekoration am schwarzweißen Band um den Hals. Seit Februar 1813 wurde an dem Projekt gearbeitet, zu einem Zeitpunkt, an dem sich Preußen offiziell von Frankreich noch nicht losgesagt hatte.

Die Stiftungsurkunde ist auf den 10. März 1813 datiert, den Geburtstag der Königin Luise. Die Gemahlin Friedrich Wilhelms III. war knapp drei Jahre zuvor gestorben, und so sollte das Eiserne Kreuz an die beliebte und viel betrauerte Monarchin erinnern. "Sr. Königl. Maj. haben beschlossen, für die Dauer des jetzigen Krieges eine eigenthümliche Auszeichnung des Verdienstes eintreten zu lassen. Sie soll in einem schwarzen in Silber gefassten Kreuz aus Gusseisen bestehen, und dessen Vorderseite ganz glatt und ohne alle Inschrift bleiben, die Kehrseite aber zu oberst den Namenszug FW mit der Krone, in der Mitte drey Eichenblätter, unter die Jahreszahl 1813 enthalten. Se. Maj. haben allerhöchstselbst die anliegende Zeichnung davon entworfen, und wünschen eine sauber ausgeführte Zeichnung." Das Eiserne Kreuz wurde in zwei Stufen und einer Sonderstufe, genannt Blücherstern, für herausragende Leistungen eines Feldherrn verliehen, der eine Schlacht gewonnen oder eine Festung erobert hat.

Mit der Stiftung des Eisernen Kreuzes wollte der König von Preußen patriotische Gefühle und Leistungen für das Vaterland stimulieren. Das lag im Trend der Zeit, hatte Preußen doch bedeutende Reformen im militärischen, wirtschaftlichen und kommunalpolitischem Bereich hinter sich und befand sich in einer bis dahin nicht gekannten Aufbruchstimmung, die das ganze Volk erfasste. Die Stiftung des Eisernen Kreuzes markierte eine Wende im Ordens- und Auszeichnungswesen. Um es verliehen zu bekommen, musste man nicht adliger Herkunft sein, auch einfache Soldaten, ja selbst Zivilisten konnten die begehrte Auszeichnung bekommen. Ein ähnliches Ziel verfolgte die von Napoleon Bonaparte (ab 1804 Kaiser Napoleon I.) im Jahr 1802 gestiftete französische Ehrenlegion, in die auch einfache Leute bei gehörigem Verdienst aufgenommen werden konnten, verbunden mit der Verleihung von Ordenskreuzen und -sternen. Dass das 1870, 1914 und 1939 erneuerte und im Design veränderte "EK", so die allgemeine Abkürzung für das Eiserne Kreuz, geradezu inflationär verliehen wurde, steht auf einem anderen Blatt. Nach dem Zweiten Weltkrieg schmückten sich Träger des von Hitler persönlich verliehenen Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes, einer Art Pour le Mérite des Nationalsozialismus, mit der entnazifizierten Fassung, die auf das Hakenkreuz verzichtete.

Eisen avancierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einem patriotischen Stoff. Zahlreiche Denkmäler, Brückengeländer, Grabkreuze, Möbel und Haushaltgegenstände wurden aus Eisen gefertigt. Es war billiger als Bronze, hatte aber den Nachteil, dass es schnell rostet und daher einen konservierenden Anstrich benötigt. Die Aktion "Gold gab ich für Eisen" war die Grundlage einer groß angelegten Sammelaktion in Preußen am Beginn der Befreiungskriege, mit der die Ausrüstung von Freiwilligen finanziert wurde. An ihr beteiligten sich sowohl die königliche Familie und ihr Hof als auch weniger vermögende Kreise bis hinunter zu ganz einfachen Leuten, die ihre letzten Groschen in die Sammelbüchsen taten. Wer es mochte, steckte sich eiserne Ringe mit dem Eisernen Kreuz darauf an den Finger. Es war in der Tat eine eiserne Zeit, und so ließ Ernst Moritz Arndt sein "Vaterlandslied" so beginnen: "Der Gott, der Eisen wachsen ließ, / der wollte keine Knechte, / drum gab er Säbel, Schwert und Spieß / dem Mann in seine Rechte; / drum gab er ihm den kühnen Mut, / den Zorn der freien Rede, / dass er bestände bis aufs Blut, / bis in den Tod die Fehde […] Lasst wehen nur, was wehen kann, / Standarten wehn und Fahnen! / Wir wollen heut uns Mann für Mann / zum Heldentode mahnen: / Auf, fliege, stolzes Siegspanier, / voran den kühnen Reihen! / Wir siegen oder sterben hier / den süßen Tod der Freien."

21. August 2018i

Zurück zur Themenübersicht "Geschichte, Zeitgeschichte, Ausstellungen"