Wenig Glück mit Monumenten
Wie in Hamburg, Düsseldorf, Berlin und Ludwigsfelde an Heinrich Heine erinnert wird



An die nationalsozialistische Bücherverbrennung am 10 Mai 1933, bei der auch Werke von Heinrich Heine von johlenden Horden dem Feuer übergeben wurden, erinnert ein Relief auf dem Sockel des Hamburger Heinedenkmals.





Heinrich Heine ist in Berlin zweimal mit einer Bronzeskulptur vertreten, oben das Original von 1956 im Park am Weinbergsweg und darunter der Nachguss vor einem Seitenflügel der Humboldt-Universität.



Die Reliefs vom Sockel zeigen Motive aus dem Werk des Dichters, der viele Jahre seines Lebens als Exilant in Paris verbrachte, wo er 1856 starb und bestattet ist.





Der Nachguss des Heinedenkmals in Ludwigsfelde wird durch Reliefs aus Stein mit Bezügen zur Unterdrückung und Ausbeutung des einfachen Volkes vor, während und nach der Revolution von 1848 ergänzt. In seinem Lied "Deutschland, ein Wintermärchen" lässt der Dichter ein kleines Harfenmädchen "das alte Entsagungslied [singen] Das Eiapopeia vom Himmel, / Womit man einlullt, wenn es greint, / Das Volk, den großen Lümmel."



An der Heinrich-Heine-Straße unweit des gleichnamigen Berliner U-Bahnhofs schaut der Dichter interessiert auf die Vorübergehenden und lädt sie zum Verweilen ein.



Das silberne Zehn-Mark-Stück von 1997 kombiniert das Bildnis von Heinrich Heine mit dem Gedicht von der Loreley "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten…", darunter der ins Deutsche übersetzte Ausspruch "Dieser Mann, das bin ich". (Fotos: Caspar)

Heinrich Heine wird seit 1981 durch ein Denkmal auf dem Rathausplatz in seiner Geburtsstadt Hamburg geehrt. Von Waldemar Otto geschaffen, steht die schlanke Gestalt des Dichters und wortstarken Zeitkritikers auf einem Steinsockel mit Reliefs, welche auf die Geschichte des Denkmals eingehen. Nachdenklich, den Kopf ein wenig zur Seite gelegt, schaut Heine auf die Passanten. Die Aufstellung des Denkmals geht auf eine Initiative der 1977 gegründeten Heinrich-Heine-Gesellschaft und des aus dem Exil in Palästina nach Deutschland zurückgekehrten Schriftstellers Ariel Goral zurück. Bereits 1926 war im Hamburger Stadtpark ein Heine-Denkmal aufgestellt worden, welches den Dichter ebenfalls stehend mit überkreuzten Beinen und den Kopf in die linke Hand gestützt darstellt. Dafür hatte der Bildhauer Hugo Lederer, dem wir unter anderem das Hamburger Bismarck-Denkmal verdanken, einen Auftrag 15 Jahre zuvor von der Hansestadt erhalten. Dieses 3,40 Meter hohe Bronzedenkmal auf einem würfelförmigen Steinsockel wurde nach der Errichtung der Nazidiktatur vom Sockel gestürzt, weil Heine getaufter Jude war und seine Werke nicht ins Weltbild der Nazis passten und von ihnen als "undeutsch" verunglimpft wurden. Zunächst in der Hamburger Kunsthalle deponiert, wurde Lederers Skulptur im Zweiten Weltkrieg zur Gewinnung von Buntmetall für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen.

Mit öffentlichen Denkmälern hatte Heinrich Heine, im Gegensatz zu etlichen Dichter-Kollegen, wenig Glück. Ein von Ernst Herter entworfener lieblicher Loreley-Brunnen wurde in seiner Geburtsstadt Düsseldorf und auch nicht in Mainz aufgestellt, weil man dem Rebellen Heine und scharfsichtigen Zeitbeobachter einer solchen Ehrung am Rhein aus politischen Gründen und vor allem auch weil er Jude war, einer solchen Ehrung nicht würdig genug hielt, während man bei Monarchen- und Feldherrndenkmälern wenig wählerisch war. Der Brunnen zu Ehren des zu Hause in konservativen Kreisen sogar als "Schmutzfink" im deutschen Dichterwald verunglimpften Dichters kam in New York zur Aufstellung. Ein von Ulrich Rückriem entworfenes und 1993 in Bonn, wo Heine kurze Zeit studiert hatte, enthülltes Ensemble aus polierten Granitblöcken ist nur mit seinem Namenszug versehen, könnte aber auch ganz unverbindlich an einen x-beliebigen anderen Menschen oder an ein historisches Ereignis erinnern. Dann leistete sich Norderney 1983 ein Heine-Denkmal mit einem sitzenden Jüngling, den der bei Hitler hochangesehene Bildhauer Arno Breker geschaffen und der Nordseeinsel überlassen hat, weil keiner sie haben wollte. Auf dem Universitätscampus in Düsseldorf wurde 1994 eine Heine-Figur von Otto Schönfeldt aufgestellt, die an das Hamburger Denkmal von Waldemar Otto erinnert.

Dichter im Doppelpack

Auch Berlin besitzt ein Heine-Denkmal. Es steht im Volkspark am Weinbergsweg in Bezirk Prenzlauer berg und erinnert an den Dichter, der in der damaligen preußischen Hauptstadt studiert und ihr in seinen "Briefen aus Berlin" ein wunderbares literarisches Denkmal gesetzt hat. Das 1956, zu Heines einhundertstem Todestag, von Waldemar Grzimek geschaffene Bronzemonument zeigt den jungen Heine in bequemer Kleidung mit offenem Hemdkragen sitzend auf einem Stuhl ohne Lehne, als ob er gerade ein Gedicht deklamiert. Die Beine hat der Dichter weit von sich gestreckt. Eine Inschrift an der Vorderseite des Denkmals zitiert den ihn so: "Wir ergreifen keine Idee, sondern die Idee ergreift uns und knechtet uns und peitscht uns in die Arena hinein, dass wir wie gezwungene Gladiatoren für sie kämpfen."

Der Bildhauer musste sich gegen den Verdacht zur Wehr setzen, Heine nicht kämpferisch genug und viel zu feingliedrig und zu intellektuell dargestellt zu haben, keineswegs als großen Sänger und Streiter des deutschen Vormärz, als Freund von Marx und Engels. Weil es den Erwartungen der damaligen Führung und offiziellen Kunstkritik nicht entsprach, wurde das Denkmal von der Straße Unter den Linden im Februar 1958 auf seinen jetzigen Standort abgeschoben. Ursprünglich sollte das Denkmal mit Sockelreliefs, welche Lebensstationen Heines, Szenen aus seinem dichterischen Werk schildern und Episoden aus der Revolution von 1848/9 schildern, im Kastanienwäldchen unweit von Schinkels Neuer Wache aufgestellt werden, doch schien dieser Platz den DDR-Oberen viel zu prominent und unpassend. Immerhin paradierte vorn an der Straße Unter den Linden die Nationale Volksarmee im Stechschritt, und der hätte Heine ganz sicher zu bissigen Kommentaren herausgefordert. So war es ein Akt der Ehrenrettung gegenüber dem Dichter und dem Bildhauer, dass im Jahr 2002 auf Initiative des Berliner Unternehmers und Mäzens Peter Dussmann ein Zweitguss an eben diesem von Kastanien umrauschten Platz unweit der Straße Unter den Linden aufgestellt wurde.

Wenig bekannt ist, dass zu Heines einhundertstem Geburtstag 1956 ein Abguss von Grzimeks Denkmal in Ludwigsfelde (Landkreis Teltow-Fläming) aufgestellt wurde. Das Bronzemonument schmückt, links und rechts durch figurenreiche Sandsteinstelen im Stil des sozialistischen Realismus ergänzt, den Heinrich-Heine-Platz als Mittelpunkt eines an deutsche Poeten erinnernden und unter Denkmalschutz stehenden Dichterviertels aus den fünfziger Jahren. Erwähnt sei ein weiteres Heine-Denkmal in Berlin, das 1991 zum 135. Todestag des Dichters an der Ecke Heinrich-Heine-Straße/Köpenicker Straße im Bezirk Mitte nahe des S-Bahnhofs Jannowitzbrücke enthüllt wurde. Gestaltet von Carin Kreuzberg, zeigt das Steinmonument den Dichter im langen Mantel, aus dem nur die Hände heraus schauen, umgeben von Betonstelen, in die gebrannte Terrakottatafeln eingelassen sind. Die Reliefs kombinieren männliche Akte rückseitig mit zwei Heine-Gedichten.

11. Mai 2018



Zurück zur Themenübersicht "Geschichte, Zeitgeschichte, Ausstellungen"