Tapferen Kriegern gewidmet
Bau der Befreiungshalle im bayerischen Kehlheim war mit manchen Problemen behaftet



Der kunstbesessene König Ludwig I. von Bayern war vom "Bauwurm" befallen. Mit Denkmälern und Staatsbauten wollte er die Kultur im Lande anheben und den Patriotismus seiner Untertanen fördern. Das Foto rechts unten zeigt den Monarchen nach seiner 1848 durch die Lola-Montez-Affäre erzwungenen Abdankung.



Die Grundsteinlegung der Befreiungshalle in Kehlheim fand am 18. Oktober 1842, dem Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, in Anwesenheit des Königs und seines Hofes statt.





Die Medaillen wurden 1863 zur Weihe der Befreiungshalle und 1913 zur Hundertjahrfeier der Befreiungskriege geprägt.





Nicht immer wurde in der NS-Zeit an der Münchner Feldherrnhalle der Arm zum Hitlergruß erhoben, es gab auch Leute, die Umwege in Kauf nahmen, um dieser lästigen Pflicht nicht nachkommen zu müssen. (Fotos/Repros: Caspar)

König Ludwig I. von Bayern ließ bis zu seiner durch die Affäre mit der Tänzerin Lola Montez erzwungenen Abdankung im Revolutionsjahr 1848 Denkmäler zur Erinnerung an bedeutende Ereignisse und Gestalten der deutschen und insbesondere der bayerischen Geschichte errichten oder regte deren Schaffung an. Viele dieser von hochkarätigen Künstlern geschaffenen Bauten und Figuren bezahlte er aus der eigenen Tasche und schenkte sie dem Staat. Zu den Erinnerungsmalen an die napoleonische Zeit, in der das Kurfürstentum Bayern in ein Königreich umgewandelt wurde, und die Befreiung vom napoleonischen Joch wurde zwischen 1842 und 1863 nach Plänen von Friedrich von Gärtner und Leo von Klenze die Befreiungshalle in Kehlheim, Regierungsbezirk Niederbayern, erbaut. Versehen mit der Widmung MOECHTEN DIE TEUTSCHEN NIE VERGESSEN WAS DEN BEFREIUNGSKAMPF NOTHWENDIG MACHTE UND WODURCH SIE GESIEGT ist der tempelartige Rundbau mit reichem Figurenschmuck jenen "teutschen Befreiungskämpfern" gewidmet, die tapfer und entschlossen Großes für die Überwindung des französischen Jochs geleistet haben und dafür ihr Leben gaben.

Schwierig und teuer war die Planierung des Baugrundes für die Befreiungshalle auf dem zerklüfteten Bergmassiv, die sich bis 1845 hinzog. Nach dem Tod von Friedrich von Gärtner (1847) trat eine Pause ein, doch bald schon wurde Leo von Klenze mit dem Weiterbau beauftragt. Die Modifizierung der urspünglichen Pläne im Sinne des Klassizismus kostet viel Zeit. Nach der Abdankung Ludwigs I. gab es erneut eine Unterbrechung, ja sogar die Aufgabe der Baustelle. Als Bayern sich nach der Revolution von 1848/49 wieder in ruhigeren Gewässern befand, konnte der Bau fortgeführt werden, allerdings weniger aufwändig und kostspielig als es die ursprünglichen Pläne vorsahen. Ein paar Säulen, die nicht verwendet wurden, wurden in den Portikus der Akademie und den Erweiterungsbau der Universität in München Das Innere des kolossalen, reich mit Marmor ausgekleideten Kuppelraumes stehen 18 von den Bildhauern Ludwig von Schwanthaler und Max von Widnmann geschaffene Siegesgöttinnen, die die nach der napoleonischen Fremdherrschaft weiter existierenden deutschen Staaten symbolisieren sollen. In den Händen halten sie Bronzetafeln mit Namen von Schlachten der Befreiungskriege. Weitere Tafeln verkünden den Ruhm der bedeutendsten Feldherren, außerdem nennen vergoldete Inschriften im Architrav der Säulengalerie die Namen der eroberten Festungen.

Bayernprinz auf dem griechischen Thron

134 wurde in Oberwittelsbach im Regierungsbezirk Schwaben ein neogotisches "Denkmal der Anhänglichkeit Bayerns an seinen Herrscherstamm", wie es auf einem Geschichtstaler mit dem Bildnis Ludwigs I. und der Ansicht der Säule heißt. Die von Daniel Ohlmüller entworfene Fiale ähnelt ein wenig dem Berliner Kreuzbergdenkmal zur Erinnerung an die Helden der Befreiungskriege und ist im gleichen Stil gestaltet wie eine 1835 errichtetes "Denkmal der Trennung der Königin Therese von ihrem Sohne König Otto von Griechenland", errichtet von bayerischen Frauen. Die neogotische Gedenksäule in Bad Aibling wurde an der Stelle zwischen Aibling und Rosenheim aufgestellt, an sich die Königin von Prinz Otto 1832 verabschiedete. Er begab sich von hiernach Athen, um seine Herrschaft als König der Hellenen anzutreten. Sie stand unter keinem glücklichen Stern, denn der noch sehr junge und unerfahrene Herrscher aus dem fernen Deutschland wurde mit den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissein in dem lange von den Türken beherrschten Land nicht fertig. Vergeblich versuchte sein Vater Ludwig I. von München aus, ihm bei der Neuordnung des Staates zu helfen, auch mit militärischer Unterstützung. Seinem Sohn riet er ab, den Griechen eine Verfassung zu geben. "Eine Verfassung, die Teutsche vertragen, können sobald noch Griechen nicht vertragen, in Hellas fehlen die Elemente", behauptete der Vater.

Erwähnt sei die 1828 errichtete Konstitutionssäule in Gaibach bei Volkach (Landkreis Kitzingen), ein im Grunde anachronistisches Bauwerk, denn verfassungsmäßige Zustände, die auch die Rechte und die Pflichten des Königs festlegten und seine macht beschränkten, waren in der damaligen Zeit ein äußerst heikles Thema. In Auftrag gegeben vom Grafen Franz Erwein von Schönborn und auf dessen Ländereien aufgestellt, erinnert das Denkmal mit einer Aussichtsplattform an die dem Land im Jahr 1818 von König Maximilian I. Joseph gegebene Verfassung. "Würde die Verfassung auch zur Verhinderung manches Wünschenswerten, manches Trefflichen missbraucht, so bestimmt mir dieses die Überzeugung nicht, dass wesentlich heilsam sie sei, der ich bereits in den Tagen napoleonischer Zwangsherrschaft sowie nach errungener Befreiung für Verfassung lebhaft fühlte", schrieb der König dem Grafen bei der Übersendung eines mit der Ansicht der Säule geschmückten Geschichtstalers. Ein ähnliches Monument wurde 1833 in Karlsruhe, der Hauptstadt des Großherzogtums Baden, auf dem Rondellplatz nach Plänen des Architekten Friedrich Weinbrenner erbaut. Dies geschah in Zeiten, da im Deutschen Bund verfassungsmäßige Zustände, gar eine Beteiligung des Volkes an der Macht nicht gewollt, sondern bekämpft und Personen verhaftet und eingekerkert wurden, die sich für Mitbestimmung und die Abschaffung der Zensur und anderer Zwangsmaßnahmen einsetzten.

Gerecht und beharrlich

Weniger heikel als solche Verfassungsmonumente war 1833 die Errichtung des auf drei Stufen stehenden und 29 Meter hohen Obelisken auf dem Karolinenplatz in München zur Erinnerung an die 30 000 im Feldzug gegen Russland an der Seite der napoleonischen Truppen gefallenen bayerischen Soldaten (Architekt: Leo von Klenze). Es folgten ebenfalls in der Landeshauptstadt das dem Konstantinbogen in Rom nachempfundene Siegestor (Architekt: Friedrich von Gärtner, erbaut 1843-1852) und die Propyläen am Königsplatz (Architekt: Leo von Klenze 1846-1860). Sie sind markante Zeugnisse für das Bestreben Ludwigs I., dessen Wahlspruch "Gerecht und beharrlich" war, seine Haupt- und Residenzstadt prächtig auszuschmücken und sich damit selber ein Denkmal zu setzen.

Unrühmlich ging die ebenfalls unter Ludwig I. zwischen 1841 und 1844 als südlicher Abschluss der Ludwigstraße erbaute Feldherrnhalle auf dem Odeonsplatz in die Geschichte ein. Die von Friedrich von Gärtner erbaute und nach drei Seiten offene Halle mit einer Freitreppe wurde nach der Loggia dei Lanzi in Florenz nachempfunden. Sie ist im Inneren verdienstvollen Befehlshabern der bayerischen Heere gewidmet und mit Bronzestatuen der bayerischen Feldherren Tilly und Wrede (Bildhauer: Ludwig von Schwanthaler), einem Armeedenkmal (von Ferdinand von Miller d. J.) und auf der Treppe mit zwei Löwen aus Marmor geschmückt. Auch dieses für fast eine Viertelmillion Gulden erbaute Ehrenmal wurde vom König dem bayerischen Staat geschenkt. Nach dem "Marsch auf die Feldherrnhalle", dem gescheiterten Puschversuch des Führers der NSDAP, Adolf Hitler, und seiner Anhänger am 9. November 1923 avancierte das an italienischen Vorbildern orientierte Gebäude zu einer Kultstätte der Nationalsozialisten, die jenen Demonstrationszug in den Jahren ihrer Schreckensherrschaft stets am 9. November symbolisch wiederholten. Hitler wurde nach dem Putschversuch zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, musste aber nur acht Monate in Landberg verbüßen und verfasste in dieser Zeit seine Hetzschrift "Mein Kampf".

Ehrenhallen für Naziführer

Um das Andenken an ganz besonders Getreue für alle Zeiten zu ehren, befahl ein Jahrhundert später Hitler, in Berlin und München Ehren- oder Soldatenhallen zu errichten. Ausgangspunkt war das tödliche Attentat auf Reinhard Heydrich am 25. Mai 1942 in Prag. Dem Chef des Sicherheitsdienstes der SS und Beauftragten für die Endlösung der Judenfrage sowie stellvertretenden Reichsprotektor Böhmen und Mähren wurde in Berlin ein prunkvolles Staatsbegräbnis bereitet. Das Grab des Mannes, von dem man sagte "Himmlers Hirn heißt Heydrich", auf dem Berliner Invalidenfriedhof ist nicht mehr aufzufinden, und auch die Ehrenhalle, die für ihn und weitere Helden des Nationalsozialismus errichtet werden sollte, ging über die Planung nicht hinaus. In einem Führererlass verfügte Hitler am 19. Juni 1942: "Es ist mein Wille, dass Deutsche, die sich um das Deutsche Reich in besonderem Maße verdient gemacht haben, künftig in Ehrenhallen beigesetzt werden sollen. Es wird dem Wunsch dieser Männer entsprechen, dass ihre Frauen, die ihnen im Leben treu zur Seite gestanden haben, auch im Tode von ihnen nicht getrennt werden". Hitler bestimmte, dass bei einer Beisetzung in einer Ehrenhalle Vorsorge getroffen werden soll, dass neben ihm ein Platz für die Beisetzung seiner Gattin freigehalten wird. Hitler bestimmte auch, dass Staatsakte nie im Freien stattfinden sollen, "damit nicht die Feierlichkeit nicht durch plötzlich einsetzenden Platzregen oder dergleichen gestört würde".

1. April 2018

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