Hohenzollern im Viererpack
Köln erinnert mit zwiespältigen Gefühlen an preußische Könige und deutsche Kaiser







Vieles ist vom reich figurierten Reiterdenkmal Friedrich Wilhelms III. auf dem Kölner Heumarkt erhalten geblieben. Der alte Sockel musste durch ein neues Betonpostament ersetzt werden.



Die Medaille von 1878 zeigt den ursprünglichen Zustand des preußischen Herrschermonuments.



Preußen im Zeitalter der Industrialisierung findet auf dem Kölner Königsdenkmal eine angemessene, freilich auch idealisierte Würdigung.





Als Reverenz an das preußische Herrschergeschlecht fanden auf der Kölner Hohenzollernbrücke die Reiterdenkmäler Wilhelms II., kenntlich am Adlerhelm seiner Garde (oben), und seines Vaters Friedrichs III. Aufstellung. Die anderen Monumente ehren Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. (Fotos: Caspar)

Man kann kaum behaupten, dass die Kölner wie auch die Rheinländer große Preußenfreunde sind. Schließlich geriet die Region im Ergebnis des Wiener Kongresses von 1814/15 als neu gebildete Rheinprovinz unter die Fittiche des schwarzen, wenig geliebten Preußenadlers. Dessen ungeachtet hat die alte Bischofs- und zugleich reichsfreie Stadt Köln den Hohenzollern einiges zu verdanken, so vor allem den von König Friedrich Wilhelm IV., dem "Romantiker auf dem Thron", veranlassten Wiederaufbau des seit dem Mittelalter unfertig gebliebenen Doms. Auffälligstes Zeichen der wohl nicht von allen Kölnern geteilten Verehrung des preußischen Herrschergeschlechts ist die 1907 bis 1911 als Nachfolgebau der Dombrücke von 1855 bis 1859 nach Plänen von Fritz Beermann (Konstruktion) und Franz Schwechten (architektonische Aufbauten) für den damaligen Riesenbetrag von 14 Millionen Goldmark errichtete Hohenzollernbrücke.

Sie überquert den Rhein von Köln nach Deutz und ist an den vier Ecken durch Reiterstandbilder geschmückt. Auf der Kölner Seite sind als Brückenwächter hoch zu Ross Kaiser Friedrich III. und Kaiser Wilhelm II. aufgestellt, zwei Arbeiten des Bildhauers Louis Tuaillon aus dem Jahr 1910, während auf der Deutzer Seite König Friedrich IV. (von Gustav Blaeser, 1861-1863) und Kaiser Wilhelm I. (von Friedrich Drake, 1867) die Blicke auf sich ziehen. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs gesprengt, wurde die Hohenzollernbrücke in den Fünfzigerjahren wieder aufgebaut, wobei man auf die neoromanischen Brückentürme hinter den Reiterfiguren verzichtet hat. Jetzt stehen die Reiter ohne ihre ursprüngliche architektonische Kulisse, aber immerhin sie stehen.

Dargestellt sind die vier Herrscher auf edlen Rössern mit Helmen auf dem Kopf und wehenden Feldherrnmänteln, die ihnen malerische Konturen verleihen. Das Reiterdenkmal Wilhelms II. gilt als das einzige, das sich der letzte Hohenzoller auf dem preußischen Königs- und dem deutschen Kaiserthron zu Lebzeiten errichten ließ. Das verwundert, denn der Monarch war nicht zimperlich, wenn es um seine Selbstdarstellung ging, man könnte auch von Personenkult und dem Byzantinismus sprechen, der an seinem Hof und in Teilen der deutschen Öffentlichkeit gepflegt wurde. Unzählige große und kleine Büsten sowie Münzen, Medaillen und andere Erinnerungsstücke an den von seinem Gottesgnadentum restlos überzeugten Herrschers wurden gefertigt, eine ganze Kunstindustrie lebte von ihm.

Solche auch fürs Buffet oder den Arbeitsplatz bestimmten Skulpturen konnte man per Katalog bestellen, und die vielen mit ihrer Anfertigung befassten Bildhauer und Gießereien lebten nicht schlecht davon. Der sang- und klanglose Abgang von "Wilhelm dem Letzten" vor einhundert Jahren in der Novemberrevolution von 1918 verhinderte weitere Standbilder. Wilhelm II. setzte sich durch Stiftung und Förderung von Denkmälern vor allem zur Erinnerung an seinen über alles geliebten Großvater Wilhelm I., den er in Anlehnung an den Preußenkönig Friedrich II. immer "den Großen" nannte, überall im Land selber ein Denkmal und ging daher als "Denkmalwilly" in die Geschichte ein.

Ein anderes, von Gustav Blaeser (Ross und Reiter) geschaffenes und nach dessen Tod 1874 von Alexandra Calandrelli und Rudolf Schweinitz (Sockelfiguren und Reliefs) vollendetes Reiterstandbild des preußischen Königs Friedrich Wilhelms III. auf dem Kölner Heumarkt ist nur noch in seinen Hauptbestandteilen erhalten. Geplant war das Monument für das Jahr 1865 zur Erinnerung an die fünfzigjährige Vereinigung der Rheinlande mit Preußen, wie es in einem "Handbuch von Köln" aus dem Jahr 1925 heißt. Doch verzögerten die Einigungskriege von 1866 gegen Österreich und seine Verbündeten sowie 1870/71 gegen Frankreich die Fertigstellung des 14 Meter hohen und für lange Zeit wohl gewaltigsten Reitermonuments, das in seinem Aufbau an das Denkmal Friedrichs des Großen Unter den Linden in Berlin erinnert.

Der auf dem Kölner Heumarkt reitende Friedrich Wilhelm III. ist barhäuptig im Hermelinmantel nicht mit dem üblichen Feldherrnstab, sondern mit einem adlergeschmückten Zepter dargestellt. Rund um den Sockel haben bekannte Zeitgenossen - Politiker, Militärs, Gelehrte und Künstler - Aufstellung genommen. Zu erkennen sind die Feldherrn der Befreiungskriege Blücher, York von Wartenburg, Gneisenau und Bülow, die Gelehrten Wilhelm und Alexander von Humboldt sowie Arndt, die Politiker Hardenberg und Stein und sowie andere Persönlichkeiten, die sich um Preußen und das Rheinland verdient gemacht haben. Vergleicht man historische Fotos mit dem Denkmal, wie es sich heute zeigt, so fallen Unterschiede ins Auge. Der ursprüngliche Bronzesockel ist durch einen Betonblock mit den genannten Figuren ersetzt, darunter erzählen Reliefs von Stationen der preußischen Geschichte. Der reitende König wurde nach seiner Kriegszerstörung nach alten Bildern und Modellen neu geschaffen. Mit ihrer grünen Patina schauen Ross und Reiter aus, als stünden sie schon immer auf dem Kölner Heumarkt.

3. März 2018

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