Mit aller Macht zur Krone
Der brandenburgische Kurfürst und ab 1701 preußische König Friedrich I. warf das Geld seiner Untertanen mit vollen Händen zum Fenster hinaus



Das vergoldete Bildnis Friedrichs I. schmückt das Portal des nach Plänen von Andreas Schlüter erbauten Zeughauses Unter den Linden in Berlin.



Seine Krönung nahm Friedrich I. selber vor, wie dieser Kupferstich aus einer Folge von Illustrationen zur Standeserhöhung des Kurfürsten von Brandenburg zeigt.



In der Schatzkammer des Charlottenburger Schlosses werden die Goldkronen, die Friedrich I. und seine Gemahlin 1701 trugen, und weitere Krönungsinsignien gezeigt. Die Edelsteine ließ Friedrich II. entfernen.



Das Kreuz des 1701 gestifteten Schwarzen Adlerordens und weitere Preziosen sind in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ausgestellt.





Festliche Umzüge und Gelage, Empfänge, Bälle, Feuerwerke und andere spektakuläre Haupt- und Staatsaktionen verschlangen unzählige vom einfachen Volk erarbeitete Taler und Dukaten. Die feinen Damen und Herren am königlichen Hof kümmerten sich um die Verschwendung von Staatsgeldern einen Dreck. (Fotos/Repros: Caspar)

Der am 11. Juli 1657 in Königsberg geborene erste preußische König Friedrich I. war bei den Geschichtsschreibern und in der eigenen Familie wenig beliebt. Man bezichtigte ihn übertriebener Prachtentfaltung und rechnete ihm vor, was die Günstlingswirtschaft an seinem Hof gekostet hat. Besonders kritisch äußerte sich Friedrich II. über seinen Großvater, der ursprünglich nicht den brandenburgischen Thron hatte besteigen sollen, dies aber tat, weil der eigentliche Kronprinz, sein zwei Jahre älterer Bruder Karl Emil, bereits 1674 gestorben war. "Friedrich I. war klein und ungestaltet, seine Gesichtsbildung gemein und seinen Mienen dabei doch stolz", beschrieb der Große König seinen Großvater Friedrich I. "Wer einmal eine gewisse Gewalt über ihn gewonnen hatte, konnte seinen Geist, der aus Eigensinn heftig und aus Sorglosigkeit sanft war, entflammen oder dämpfen. Er verwechselte Eitelkeit mit wahrer Größe und hing mehr am Glanze, der blendend, als an dem Nützlichen, das nur dauerhaft ist". Friedrich I. sei prachtliebend und freigebig gewesen, aber um welchen Preis habe er das Vergnügen erkauft, um seine Leidenschaften zu befriedigen, fragte Friedrich II. und warf dem Gescholtenen vor, er habe wie "die umherschweifenden Tartaren" das Blut seiner Untertanen den Engländern und Holländern "verhandelt" und sich 15 000 totgeschlagene Männer mit einem großen Diamanten bezahlen lassen. Um sich die Königswürde zu verschaffen, habe Friedrich I., der im Kleinen groß und im Großen klein gewesen sei, in den Kriegen des Kaisers und seiner Bundesgenossen 30 000 Mann geopfert, "und doch strebte er in keiner andern Absicht so eifrig nach ihr, als um seine Lust am Zeremoniell befriedigen und durch einen scheinbaren Vorwand die Verschwendungen seiner Prunksucht rechtfertigen zu können".

Thronfolger durch tragischen Zufall

Bei seinem vernichtenden Urteil über den Monarchen übersah Friedrich II., dass er es letztlich seinem Großvater verdankte, in der europäischen Königsklasse mitspielen zu können. Denn die Ende des 17. Jahrhunderts unter strenger Geheimhaltung vorbereitete "Erhöhung" des brandenburgischen Kurfürsten zum König "in" Preußen war die wohl wichtigste Leistung Friedrichs I., der 1688 nach dem Tod seines Vaters, des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, als Friedrich III. den Thron bestieg und sich nach seiner pompös zelebrierten Krönung im Dom zu Königsberg Friedrich I. nannte.

Friedrich hatte einen älteren, zur Thronfolge bestimmten Bruder. Diese Karl Emil wurde nachgesagt, er habe großes Interesse am Militär und an der Jagd gehabt. Hingegen waren das Lesen und das Lernen wohl nicht seine Sache, das überließ er dem kleinen Friedrich, der als Bücherwurm und Stubenhocker geschildert wird. Man geht sicher nicht falsch in der Annahme, dass sich der Kurprinz wie sein Vater zu einer barocken Kraftnatur entwickelt hätte, wäre er nicht schon als Jüngling gestorben. Prinz Friedrich, der spätere Kurfürst und König, war das ganze Gegenteil von Karl Emil, ein stiller Junge, der von allerlei Ängsten geplagt wurde. Zwar hatte man ihm bei seiner Geburt im Königsberger Schloss im Überschwang der Gefühle prophezeit, eines Tages König zu werden, doch gab es für diese schmeichelhafte Ankündigung es keinen realen Grund. Nur durch den frühen Tod von Karl Emil rückte der wegen eines Unfalls in zartem Kindesalter etwas verwachsene und immer kränkliche Friedrich in der Thronfolge auf. Wegen der körperlichen Gebrechen, denen man mit schmerzhaften Korsetten beizukommen versuchte, war "Fritzchen" wohl auch der Liebling seiner Mutter Luise Henriette, während er beim Vater weniger Zuwendung empfing.

Beide Prinzen wurden gemeinsam erzogen. Mit dieser nicht leichten Aufgabe wurde ein Intimus der kurfürstlichen Eltern, Otto von Schwerin, betraut. Als Oberpräsident des Geheimen Rates stand der Freiherr an der Spitze der kurbrandenburgischen Verwaltung. Er nahm das Amt als Erzieher sehr ernst und sorgte dafür, dass sich Kurprinz Karl Emil in den Glaubenslehren und gutem Benehmen, in fremden Sprachen sowie in der Geographie, Redekunst und Mathematik übte, den Körper ertüchtigte und beim Tanzen eine gute Figur machte. Sinngemäß galt die Aufgabe auch für den kleinen Bruder, der aber wegen seiner Behinderung nicht das Pensum seines Bruders bewältigen konnte. Damit die Prinzen ihre Studien und Übungen ungestört von den "Verleitungen des Hofes" durchführen konnten, lebten und lernten sie wochenlang auf dem Schwerinschen Gut in Altlandsberg bei Berlin. Eigentlich hatte Otto von Schwerin andere Aufgaben, als die Erziehung der Prinzen zu überwachen, und so suchte und fand einen neuen Erzieher für den jungen Friedrich in Gestalt des zweiundzwanzigjährigen Eberhard (von) Danckelmann, der 1665 offiziell mit dieser Aufgabe betraut wurde. Es bleibt dahingestellt, ob sich Danckelmann in die Psyche seines behinderten Schützlings Friedrich versetzen konnte. Von seinem Lehrer als Esel gescholten, hatte der Kleine ständig vor Augen, dass sein älterer Bruder viel kräftiger gewachsen ist, sich gerade hält, reiten, tanzen und fechten kann, während er selber auf alle diese Vergnügungen verzichten musste.

Gerissene und geldgierige Karrieristen

Als Friedrich 1688 nach dem Tod des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm den brandenburgischen Thron bestieg, wurde der in den Adelsstand erhobene Danckelmann leitender Minister und bekam die Aufgabe, die Zentralbehörden zu reorganisieren und die Finanzen zu ordnen. Durch seine feste Moralauffassung und Strenge verschaffte sich der tüchtige Beamte, von dem man sagte, er habe nie gelacht, viele Feinde, zumal ihm vorgeworfen wurde, er protegiere über Gebühr seine ebenfalls am brandenburgischen Hof tätigen sechs Brüder. Friedrich III. rückte erst von seinem Vertrauten ab, als dieser sich weigerte, die Pläne seines Herrn zur Erlangung der preußischen Königskrone zu unterstützen. Offiziell wurde dem seiner Ämter enthobenen und auf die Festung geschickten Danckelmann Misswirtschaft und außerpolitisches Versagen vorgeworfen. Obwohl sich alle Anschuldigungen als haltlos erwiesen, wurde Danckelmann bis 1707 in Haft gehalten. Erst nach dem Regierungswechsel von 1713 erfolgte unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. die Rehabilitierung. Dass frühe Differenzen zwischen Friedrich und Danckelmann zu diesem Zerwürfnis führten, kann vermutet werden. Auf jeden Fall zahlte Friedrich III. mögliche Demütigungen, die er als Kind von seinem unsensiblen Lehrer erfahren hatte, mit Zins und Zinseszins heim.

Als Danckelmann in Ungnade gefallen und gefangen gesetzt war, drängten sich gerissene und geldgierige Karrieristen und Machtmenschen an seine Stelle. Das "Dreifache Weh" - die Grafen Wartenberg, Wartensleben und Wittgenstein - übten einen verheerenden Einfluss auf den am Regieren wenig interessierten Herrscher aus. Millionen Taler flossen in die Taschen der hochadligen Günstlinge. Obwohl deren schändliches Treiben bekannt war, gelang es ihnen, sich einen ehrenhaften, mit vielen tausend Talern versüßten Abgang zu verschaffen, während Danckelmann, der gegen den Traum seines Herrn von der Königskrone opponiert hatte, weiterhin in Festungshaft blieb.

Friedrich I. brauchte Geld und immer wieder Geld für seine verschwenderische Hofhaltung und seine Prunkbauten. Da war jedes Mittel recht, um das gewünschte Geld und Gold herbeizuschaffen. Dies tat eine Clique von zwielichtigen Ratgebern, die er mit prächtigen Titeln, hohen Gehältern und großen Gütern ausstattete, um sich ihrer Ergebenheit zu versichern. Gleichzeitig entfernte er Ratgeber aus seinen Augen, die diesen Kurs nicht mitzumachen gewillt waren. Neben dem in den Stand eines Reichsgrafen erhobenen Casimir Kolbe von Wartenberg taten sich auch Hofmarschall Graf August von Sayn-Wittgenstein und Generalkriegskomissar Graf Alexander Hermann von Wartensleben mit Intrigen und dubiosen Geldgeschäften hervor. Vor allem der mit hohen Orden und Titeln geschmückte Wartenberg richtete in Brandenburg-Preußen großen Schaden an. Indem er den Kurfürsten in schmeichlerischer Absicht unterstützte, die preußische Königskrone zu erlangen, und damit den in dieser Hinsicht zögerlichen Danckelmann ausbootete, machte er sich diesem unentbehrlich. Pikant ist, dass Wartenberg seine Gemahlin dem König als "Maitresse an titre" zur Verfügung stellte. Historiker vermuten, dass der Herrscher mit der aus den Niederlanden stammenden Dame von zweifelhaftem Ruf und "niedriger Geburt", wie man sagte, gar kein Verhältnis hatte. Aber da eine Geliebte in der damaligen Zeit zum Image hochgestellter Persönlichkeiten gehörte, war der Reichsgraf froh, seinem Herren diesen Gefallen tun zu können.

Gähnende Leere in der Staatskasse

Alle Versuche, Wartenberg aus der Umgebung des Herrschers zu entfernen, scheiterten. 1696 zum Oberkämmerer und 1702 zum Ersten Staatsminister ernannt, erfand er immer neue Steuern, so auf das Tragen von Perücken, von Gold- und Silberstickereien oder auf das Trinken von Kaffee und Kakao. Um frisches Geld in die gähnend leere Staatskasse zu bekommen, versilberte der König Teile seines eigenen Grundbesitzes. Doch auch das half wenig, sie war ständig leer. König und sein Hof lebten weitgehend auf Pump. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I. übernahm 1713 ein bankrottes Land.

Lange, viel zu lange schaute man sich am Berliner Hof und im Lande das Treiben von Wartenberg und Konsorten an, doch irgendwann war das Maß voll. 1711 brachten der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Soldatenkönig, und andere Persönlichkeiten den König dazu, Wartenberg zu entlassen. Er tat seinem Günstling aber nicht weh, sondern schickte ihn mit seinem riesigen Vermögen nach Woltersdorf bei Berlin ins Exil, wo er 1712, noch vor seinem Gebieter, starb. Zuvor waren die beiden anderen "bösen W" - Wittgenstein und Wartensleben - ihrer einträglichen Posten enthoben und vom Hof entfernt worden. Prozesse gegen das korrupte Trio fanden mit Rücksicht auf die Staatsraison nicht statt, denn sie hätten den König doch zu sehr belastet.

Nach dem frühen Tod von Luise Henriette, der Mutter von den beiden Prinzen Karl Emil und Friedrich sowie weiterer Kinder, am 18. Juni 1667 heiratete Kurfürst Friedrich Wilhelm bereits ein Jahr später erneut. Seine zweite Frau, die energische Dorothea von Lüneburg-Celle, hätte nur zu gern ihren eigenen Sohn mit Kurhut und Zepter ausgestattet. Doch der Vater hielt zu Friedrich und schickte diesen wegen seiner angegriffenen Gesundheit gelegentlich zu Kuraufenthalten ins Ausland, ließ ihn aber auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen hospitieren. Der frühe Tod des Kurprinzen Karl Emil anno 1674 in einem fernen Kriegslager hatte am Berliner Hof große Bestürzung und manche Spekulation ausgelöst. Von Giftmord war die Rede, auch ging das Gerücht um, dass die Stiefmutter den hoffnungsvollen Thronfolger auf dem Gewissen hat. Doch Mediziner bestätigten, dass Karl Emil eines natürlichen Todes gestorben war, an einem hitzigen Fieber, das man heute wohl als Typhus diagnostizieren würde. Kurfürst Friedrich Wilhelm, den die Schreckensnachricht in Colmar erreichte, ordnete die Überführung des Leichnams nach Berlin an. Heute kann man den prächtig dekorierten Zinnsarg des Frühverstorbenen und weitere Sarkophage in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms betrachten. Giftmordgerüchte hielten sich noch längere Zeit am Berliner Hof und waren auch anderswo Gesprächsthema.

Aus Lietzenburg wurde Charlottenburg

Im Jahr 1688 auf den Thron gelangt, trat Friedrich III. durch besondere kriegerische Erfolge nicht in Erscheinung, auch wenn barocke Medaillen und Denkmäler suggerieren, er sei ein großer Feldherr gewesen. Nach kurzer Ehe mit seiner Cousine Henriette von Hessen-Kassel, die schon 1683 starb, heiratete er die von Zeitgenossen als ebenso schön wie geistreich und musisch interessiert gelobte braunschweigsche Prinzessin Sophie Charlotte, die sich in der Lietzenburg, dem heutigen Charlottenburg vor den Toren Berlins, einen Musenhof schuf und dort mit klugen Köpfen wie dem aus Hannover stammenden Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz parlierte. Dieser Universalgelehrte war es auch, der Friedrich III./I. bewog, in Berlin eine Akademie der Wissenschaften, die dritte in Europa, zu gründen. Als Sophie Charlotte im Jahr 1705 starb, ging ihr königlicher Gemahl 1708 eine dritte Ehe mit Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin ein, doch war das Glück nur von kurzer Dauer, da die Dame dem Wahnsinn verfiel. Als "weiße Frau" soll sie durchs Berliner Schloss gegeistert sein.

Für den als Freund der Wissenschaften und Künste agierenden, als Kriegsheld aber unbedeutenden Kurfürsten von Brandenburg besaß die Erlangung der mit dem ehemaligen Ordensland Preußen an der fernen Ostseeküste verbundene königliche "Dignität" (Würde) große Bedeutung. Die von ihm mit allen diplomatischen Mitteln betriebene Standeserhöhung lag im Trend, denn seit 1697 war der zum katholischen Glauben übergetretene sächsische Kurfürst August der Starke polnischer König, und Herzog Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, seit 1708 Kurfürst von Hannover, strebte den englischen Thron an, den er 1714 als Georg I. bestieg, während der Herzog von Savoyen König von Sizilien und Sardinien wurde.

Höchstes Ziel - die königliche Dignität

König im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation zu werden, war für Friedrich nicht möglich und auch nicht erstrebt, daher musste er sich außerhalb seiner Grenzen umtun und hatte Glück in Preußen. Das souveräne Herzogtum an der Ostseeküste mit Königsberg als Hauptstadt befand sich seit einem Jahrhundert im Besitz der Kurfürsten von Brandenburg befand. Die Aufrichtung des neuen preußischen Königreichs sei eine der größten Begebenheiten dieser Zeit und eine Zierde des neuen Jahrhunderts, schrieb Leibniz. Das sahen andere Monarchen anders, und so dauerte es längere Zeit, bis sie den Herrscher über die "Streusandbüchse", wie man Brandenburg spöttisch nannte, und weitere über das ganze Reich und außerhalb seiner Grenzen verstreute Landesteile als König und als ihresgleichen anerkannten. Um sein Ziel zu erreichen, beschäftige Friedrich ganze Stäbe von Rechtsgelehrten und Diplomaten, die das ehrgeizige Vorhaben nach allen Seiten gutachterlich abklopften und mit allerhand Tricks und Bestechungssummen beförderten. Denn letztlich musste Kaiser Leopold I. in Wien dem Vorhaben zustimmen, und dessen Votum war nicht für umsonst zu haben. Sicher hätte der Hohenzoller das Verfahren abkürzen können, wäre er wie sein sächsischer "Kollege" August der Starke zum katholischen Glauben übergetreten. Indes hielt Friedrich III. an der reformierten Konfession seiner Väter fest. Für ihn stand fest, dass er seine Religion "umb alle Crohnen der Welt nicht verwechseln werde". Lieber würde er das ganze "Werck" fallen lassen und sich statt der irdischen mit der ewigen Krone begnügen.

Friedrich III. wusste die Schwierigkeiten für sich zu nutzen, denen sich das kaiserliche Reichsoberhaupt am Vorabend des Spanischen Erbfolgekrieg gegenüber sah. In diesem verlustreichen Ringen von 1701 bis 1714 ging es um die Besetzung des spanischen Throns durch einen Habsburger beziehungsweise einen Bourbonen. Friedrich stimmte den Kaiser gnädig, indem er ihm Soldaten "lieferte". Und so verbluteten brandenburgische Bauern und Handwerker für ihren prestigesüchtigen Herrn auf fernen Schlachtfeldern oder zogen sich schwere Verletzungen zu, nur damit sich der Brandenburger mit "Majestät" anreden lassen konnte. Natürlich wurde auch mit Bestechungsgeldern und teuren Geschenke politische Landschaftspflege betrieben, wie wir heute sagen würden. Und so bekam der Brandenburger von Leopold I. die Zusicherung "in Betracht des uralten Glanzes und Ansehens des Hauses Brandenburg und wegen der von dem jetzt regierenden Kurfürsten dem gemeinen Wesen bisher geleisteten großen Dienste eine solche wohlverdiente Dignität dem Kurfürsten beizulegen".

Pompöse Krönungsfeier in Königsberg

Der Kaiser verpflichtete sich auch im Namen seines Sohns, den Kurfürsten von Brandenburg "wegen des Herzogtums Preußen" als König ehren zu wollen. Und so konnte am 18. Januar 1701 im fernen Königsberg die überaus pompöse und teure Krönungszeremonie stattfinden und durch aufwändige Medaillen gefeiert werden. Die neue Würde war Friedrich wichtig, weil sie auch seine Stellung im römisch-deutschen Reich festigte. "Wan ich die Königliche Dignitet auf meine Brandenburgische Lande nehmen will, so bin ich kein souverainer König sondern ein Lehn König und werde ich deshalb mit dem gantzen reich zu thun haben und bekommen, wan Ich aber wegen Preußen die Königliche Dignitet annehme, so bin ich ein indepedanter (unabhängiger) König", schrieb der Hohenzoller. In Machtfragen unerbittlich, stellte er fest, solange er nicht mehr als Kurfürst ist, "opponiret man Mihr allemahl". Die Königskrone würde demnach die Stellung ihres Trägers gegenüber etwaigen Kontrahenten außerhalb seiner Landesgrenzen, aber auch an seinem eigenen Hof erheblich stärken.

Nachdem Kurfürst Friedrich III. im Winter 1700/1701 auf beschwerlichem Weg nach Königsberg gekommen war, setzte er sich im Beisein seiner Familie und engsten Vertrauten am 18. Januar 1701 im Schloss die brillantbesetzte Königskrone auf. Die von seinen Beratern empfohlene Salbung erfolgte anschließend in der benachbarten Schlosskirche, denn nur gesalbte Könige durften nach damaliger Auffassung den Titel "Sacra Majestas" tragen und sich als "vornehme und rechte" Könige betrachten im Gegensatz zu "gemeinen", also ungesalbten Königen. Es bedurfte einiger Überzeugungskraft, Friedrich von der Notwendigkeit dieser Salbung zu überzeugen, nicht zuletzt um Schwierigkeiten mit dem Wiener Hof zu vermeiden. Mit der Abfolge Selbstkrönung und Salbung wollte der Hohenzoller ausdrücken, dass er die preußische Krone nur Gott und sich selbst und seinem Verdienst verdankt, niemand anderem.

5. Juli 2018



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