"Oberster Feuerwehrmann des Landes"
Mecklenburger setzten sich für großherzogliche Denkmäler in Schwerin und Neustrelitz ein







Das Paul-Friedrich-Denkmal ist auf einer Medaille aus Silber und Bronze abgebildet, die 1849 nach damaligem Brauch an Ehrengäste der Einweihung vergeben, aber auch von Normalsterblichen gekauft wurde. Der Erlös kam der Finanzierung des Projekts zugute.







Friedrich Franz II. aus Bronze hoch zu Ross - das großherzogliche Denkmal im Schwerin mit vier Assistenzfiguren und Sockelreliefs hat wie durch ein Wunder dem Bildersturm in der DDR standgehalten.



Auch in Neustrelitz hat man Großherzog Georg ein durch Spenden aus der Bürgerschaft finanziertes Bronzedenkmal gewidmet. Wegen der besseren Statik an einen Baumstamm gelehnt, segnet der Monarch seine Untertanen.(Fotos: Caspar)

Die ehemaligen herzoglichen Residenzen Schwerin und Neustrelitz sind, verglichen mit anderen Städten, mit Herrscherdenkmälern unterm freien Himmel nicht gerade reich gesegnet, aber immerhin kann man dort welche betrachten. In Schwerin fallen zwei auf - das von Christian Daniel Rauch geschaffene und 1849 - der Pulverdampf der Revolution war gerade verraucht - enthüllte Standbild von Großherzog Paul Friedrich, der von 1837 bis 1842 Mecklenburg-Schwerin regierte, sowie das von Ludwig Brunow modellierte Reiterstandbild seines Sohns Friedrich Franz II., der die Herrschaft von 1842 bis 1883 ausübte. Mit der Aufstellung des Paul-Friedrich-Standbildes drückten die Einwohner von Schwerin ihrem Regenten Dankbarkeit und Hochachtung dafür aus, dass er die Stadt bei seinem Regierungsantritt wieder zur Landeshauptstadt gemacht hat. Da die Herzöge, die sich 1815 den Titel Großherzog zulegten, seit 1756 im nahe gelegenen Ludwigslust residierten, war Schwerin ziemlich ins Hintertreffen geraten. Paul Friedrich und Friedrich Franz II. sorgten für den großzügigen Ausbau der malerisch am Schweriner See gelegenen Residenzstadt. Sie begann regelrecht aufzublühen, und auch die Einwohnerzahl ging spürbar nach oben, denn der Hof gab vielen Menschen Lohn und Brot. Verschiedene repräsentative Palais und die Anlage neuer Stadtviertel fallen in diese Zeit, in der auch die Umgestaltung des Schlosses durch Georg Adolph Demmler begann.

Für Schwerin und das ganze Großherzogtum war Paul Friedrich ein Glücksfall, ein Mann von gediegener Bildung und großen Plänen. Weniger an Politik interessiert, für die er seine Minister hatte, war er der Kunst und schönen Frauen zugetan, bürgernah, volkstümlich, zupackend im wahrsten Sinne des Wortes. Ihm wurde zum Verhängnis, dass er sich in den Abendstunden des 24. Januar 1842 an Löscharbeiten für drei neue Häuser am Pfaffenteich beteiligte. Seine Erkältung wuchs sich zu einer Lungen- und Unterleibsentzündung aus, so dass der wie man anerkennend sagte, "oberste Feuerwehrmann des Landes" am 7. März 1842 starb.

Wie populär Paul Friedrich war, zeigt das Ergebnis einer Geldsammlung, die binnen weniger Jahre 20 000 Taler ergab. Während Rauch noch am Modell arbeitete, wurden schon die ersten Granitblöcke, die Graf Friedrich von Bassewitz gestiftet hat, in der Schweriner Schleifmühle bearbeitet und auf Hochglanz poliert. Angetan ist der auf hohem Sockel stehende Großherzog in Generalsuniform mit einem schweren Herrschermantel darüber, ohne den man sich solche Monumente kaum vorstellen konnte. Lange Zeit stand das Monument mit der Inschrift "Ihrem Paul Friedrich die Stadt Schwerin MDCCCXLIX" im Alten Garten unweit des Schweriner Schlosses. In der NS-Zeit war es an den Burgseeflügel abgeschoben worden, weil der Platz für Aufmärsche und Kundgebungen gebraucht wurde. Eine Bürgerinitiative, die sich um die Rückverlegung des Denkmals an den ursprünglichen Ort vor dem Landesmuseum bemühte, hatte 2011 damit Erfolg.

Das 1883 im Schweriner Schlossgarten aufgestellte Reiterdenkmal des Großherzogs Friedrich Franz II. aus Bronze hat starke Ähnlichkeit mit vielen anderen Monarchenmonumenten, die überall im deutschen Kaiserreich aufgestellt wurden. Der 1883 verstorbene Großherzog bekleidete den Rang eines preußischen beziehungsweise russischen Generalfeldmarschalls und wird in voller Uniform mit der "Pickelhaube" auf dem Kopf dargestellt. Ross und Reiter stehen auf einem monumentalen, mehrfach getreppten Granitsockel. An den Ecken haben die weiblichen Symbolfiguren der Religion und Wehrkraft, des Gesetzes und der Weisheit Platz genommen. Interesse verdienen die Relieftafeln auf dem Sockel. Sie schildern die militärische und die friedliche Seite in der Regentschaft dieses Monarchen - zum einen den Einzug mecklenburgischer Truppen nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich (1871), der zur Gründung des deutschen Kaiserreiches führte, und zum anderen die Übergabe des unter Friedrich Franz II. neu erbauten Universitätsgebäudes in Rostock (1870). Vor dem Portal der Universität huldigen Professoren in langen Talaren dem Großherzog.

Den Zweiten Weltkrieg haben die Denkmäler von Paul Friedrich und Friedrich Franz II. gut überstanden, aber 1951 bestand die Gefahr, dass das als militaristisch und künstlerisch wertlos eingestufte Reiterdenkmal im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Schlossgartens in einen "Volkspark" verschrottet wird. Solchen bilderstürmerischen Aktivitäten fielen damals überall in der DDR zahlreiche Denkmäler und Brunnenfiguren aus Bronze oder Zinkguss zum Opfer, allen voran das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Berliner Schlossfreiheit. Dem beherzten Eingreifen und geduldigen Taktieren Schweriner Denkmalpfleger zwischen örtlichen Parteigremien und übergeordneten Dienststellen in Berlin ist es zu verdanken, dass die bilderstürmerischen Pläne für das Reiterdenkmal von Friedrich Franz II. nicht verwirklicht wurden.

Die herzogliche und - ab 1815 - großherzogliche Residenzstadt Neustrelitz besitzt nicht mehr ihr Schloss, das kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs ausbrannte und 1948 gesprengt und abgetragen wurde. Erhalten sind im ehemaligen Schossbezirk unter anderem der Louisentempel. Er wurde 1891 zur Erinnerung an die Strelitzer Prinzessin und preußische Königin Luise errichtet, die 1810 in Hohenzieritz starb und dort durch einen Rundtempel geehrt wird. Im Inneren der Neustrelitzer Erinnerungsstätte befindet sich eine Kopie ihres von Christian Daniel Rauch geschaffenen Grabdenkmals im Park des Berliner Schlosses Charlottenburg.

Luises Bruder Georg trat 1816 als Großherzog die Herrschaft in Mecklenburg-Strelitz an und starb nach über 45-jähriger Regentschaft im Jahr 1860. Zu seinem Andenken ließ sein Sohn und Nachfolger unter Verwendung von Spenden aus der Bevölkerung ein von Albert Wolff, einem Schüler von Christian Daniel Rauch, geschaffenes Bronzestandbild aufstellen. Auf dem Friedrich-Wilhelm-Buttel-Platz stehend, zeigt es den Großherzog an einen Baumstamm gelehnt, als würde er sein Land segnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert, kam das glücklicherweise nicht eingeschmolzene, sondern nur deponierte Bronzedenkmal erst 1988 wieder zum Vorschein und wurde nach seiner Restaurierung im August 1989 aufgestellt. Als ob der Landesherr zu sich spräche, heißt es in einem Bericht in der Zeitung "Der Morgen" vom 6. September 1989: "Freilich, mein Lebenswerk ist heute noch umstritten, doch letztlich war es wohl meine progressive Rolle im Freiheitskampf gegen Napoleon, die mir wieder auf die Beine half". Erwähnt sei ein von Georg mit Preußen im Jahr 1837 abgeschlossener Erbvertrag. Sollte das Haus Mecklenburg in Schwerin und Strelitz aussterben, würden beide Großherzogtümer an das benachbarte Königreich fallen. Dieser Fall ist nicht eingetreten. Vor einhundert Jahren war im Zuge der Novemberevolution von 1918 die Zeit für die mecklenburgischen Großherzogtümer und all die anderen deutschen Bundesfürsten abgelaufen.



17. Januar 2018

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