Dem erhabenen und frommen Herrscher
Römischer Kaiser Antoninus Pius bewacht das um 1900 rekonstruierte Limeskastell Saalburg



Auf seinen Münzen sind Kaiser Antonius und seine Gemahlin Faustina lebenswahr abgebildet. Die Geldstücke werden in der Ausstellung des Münzkabinetts im Bodemuseum auf der Berliner Museumsinsel gezeigt.



Der antiken Vorbildern nachempfundene Statue des Kaisers Antoninus Pius lädt grüßend die Besucher in das Kastell Saalburg ein.



Kaiser Wilhelm, hier dargestellt auf einer Medaille von 1913 zu seinem 25-jährigen Regierungsjubiläum, war an der Archäologie interessiert und finanzierte Ausgrabungen. Was aber nicht seinem Geschichtsverständnis und Kunstgeschmack entsprach, hat er verachtet, bis auf Ausnahmen aber geduldet.



In der Ausstellung wird das Leben in einem Römerkastell, wie Saalburg eines war, anhand von originalen Fundstücken wie diese Inschriftenplatte und rekonstruierten Gegenständen geschildert.





Große Sorgfalt haben Archäologen, Architekten und andere Fachleute für die Rekonstruktion der Römerbauten im Kastell Saalburg verwendet. (Fotos: Caspar)

Im Jahre 1870 besuchte der elf Jahre alte Preußenprinz Wilhelm Ausgrabungen im römischen Limeskastell Saalburg bei Bad Homburg und gewann dabei unvergessliche Eindrücke. Nachdem er 1888 seinem Vater Friedrich III. auf dem preußischen Königs- und deutschen Kaiserthron gefolgt war, veranlasste der nunmehrige Wilhelm II. ab 1898 den Wiederaufbau der Anlage weitgehend nach den archäologischen Befunden und betraute den Architekten und Archäologen Louis Jacobi mit der Ausführung. Die Saalburg entwickelte sich seit ihrer Eröffnung 1907 zu einem der beliebtesten Museen in Hessen und bietet den jährlich bis zu 200 000 Besuchern ein anschauliches Bild vom Alltag der Römer sowie von der Lebensweise, Ausrüstung und Versorgung der Legionäre, die hier stationiert waren. Geschildert werden auch Ausdehnung und Funktion der Grenzanlagen, die die Römer zwischen sich und fremden Völkern vor 2000 Jahren zu ziehen begannen.

Gleichsam als Wächter steht vor dem Eingang das Bronzedenkmal des römischen Kaisers Antoninus Pius, der von 138 bis 161 nach Christus regierte. Der Imperator hebt grüßend und segnend die rechte Hand, während er in der linken Hand einen Mantel sowie ein Adlerzepter als Herrscherzeichen hält. Der Körper des kaiserlichen Wächters wird von einem reich geschmückten Lederpanzer geschützt. Die lateinische Sockelinschrift nennt Antonius Pius einen erhabenen und frommen Herrscher und erwähnt als Stifter Wilhelm II., Kaiser der Germanen (Imperator Germanorum). Damit stellte sich der deutsche Kaiser, der von einer regelrechten Denkmalmanie befallen war und deshalb hinter vorgehaltener Hand Denkmalwilly genannt wurde, gleichsam in eine Reihe mit den römischen Cäsaren. Das trug ihm im In- und Ausland manche höhnische Bemerkungen ein, wie überhaupt der Kult, der nach 1900 mit der Saalburg betrieben wurde, Anlass zu Kritik gab. Der römische Kaiser ist keine "wortgetreue" Nachbildung antiker Statuen, sondern ein eigenständiges künstlerisches Werk des Bildhauers Johannes Götz, dem Wilhelm II. detaillierte Anweisungen gab, wie er die Statue zu gestalten habe. Ursprünglich standen zwei weitere, ebenfalls von Götz geschaffene Denkmäler der Kaiser Hadrian und Alexander Severus im Hof der Saalburg, doch wurden sie später aus konservatorischen Gründen in die Saalburg-Ausstellung genommen, flankiert von Büsten des 99-Tage-Kaisers Friedrich III. und seines 1888 auf den Thron gelangten Sohns Wilhelm II.

Die Saalburg war Teil des Limes, der als Reichsgrenze unter Caesar, Augustus und ihren Nachfolgern zur Sicherung ihrer eroberten Gebiete angelegt wurde. In regelmäßigen Abständen errichteten die Römer Türme zur Überwachung der Postenabschnitte sowie Kastelle, in denen die Soldaten untergebracht waren. Zwischen diesen Bauten erstreckte sich ein aus Erdwällen, Gräben und Palisaden gebildeter Wall. Zunächst bestand die Saalburg aus Holzbauten für einhundert Soldaten, entwickelte sich aber im Verlauf von 200 Jahren zu einem der bedeutendsten Limes-Stützpunkte der Römer. Vor den Toren des Kastells entstand ein durch Ausgrabungen dokumentiertes Dorf mit Handwerkern, Händlern und Gastwirten.

Dass Antoninus Pius und kein anderer im Kastell Saalburg geehrt wird, war gut überlegt, denn er war einer der erfolgreichsten und wohl auch friedlichsten Kaiser, die je an der Spitze des Römischen Reiches standen. Unter seiner Herrschaft wurde der Limes an den Grenzen des Römischen Reiches weiter ausgebaut. Doch schon um das Jahr 260 nach Christus wurde der zum Schutz vor eindringenden Germanen angelegte Wall aufgegeben. Die Römer nahmen ihre Grenze zum Rhein zurück und überließen ihre Wallanlage sich selbst. Nachfolgende Generationen haben die Befestigungen, darunter auch die Saalburg, als Steinbruch benutzt.

Erst im Jahre 1818 untersagte Landgraf Ludwig V. von Hessen-Homburg diese zerstörerische Art der Gewinnung von Baumaterial. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurde die historische Bedeutung der Anlage erkannt, und so fanden erste Ausgrabungen nach 1850 statt. Die systematische Erkundung des seit dem Deutschen Krieg von 1866 unter preußischer Herrschaft stehenden Geländes setzte ab 1870 ein und erhielt mit der von Wilhelm II. veranlassten Rekonstruktion der Saalburg und der Aufstellung von Kaiserstatuen ihren letzten Schliff. Für die von Kaiser Wilhelm II. veranlassten Nachbauten im Kastell Saalburg dienten aufgefundene Grundrisse und andere Hinterlassenschaften als Vorlagen, doch ist manches auch reine Fantasie.

17. Februar 2018



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