"Für König und Vaterland"
Historische Orden auf Münzen und Medaillen / Anregungen für ein ausbaufähiges Sammelgebiet (Teil 2)





Auf dem österreichischen Konventionstaler von 1768 ist das Goldene Vlies zweimal vertreten, auf der Brust Josephs II. und gelegt um den doppelköpfigen Reichsadler. Kaiser Franz I. von Österreich in der samtenen Tracht der Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies.



Einhundert Jahre nach der Stiftung des Militär-Maria-Theresien-Ordens erschien 1857 diese mit dem Bildnis der Kaiserin und dem am rot-weiß-roten Band bis zum Ende der Monarchie verliehenen Ritterkreuz, zu dem auch ein Stern gehört.





Der kindliche Zar Iwan III. im Schmuck des von Peter dem Großen gestifteten Andreas-Ordens sowie der russische Doppeladler mit den Insignien dieser Auszeichnung auf einem Petersburger Rubel von 1741. Ludwig XV. trägt auf dem französischen Écu von 1726, in Deutschland auch Laubtaler genannt, auf der Brust den Stern des Ordens vom Heiligen Geist, kenntlich an einer vom Himmel zur Erde fliegenden Taube.



Das achthundertjährige Bestehen des Deutschen Ordens wurde 1990 durch eine silberne Zehn-Mark-Münze gefeiert.



Münzen des Deutschen Ordens - hier ein Taler aus dem Jahr 1603 - erinnern im Design an Tiroler Guldengroschen von 1486. (Foto/Repros: Caspar)

Bei blitzenden Ordenssternen, emaillierten Gold- und Silberkreuzen und Verdienstmedaillen am bunten Band lacht des Sammlers Herz. Viele Münzen und Medaillen bilden historische Orden ab. Sie feiern ihre Stiftung oder Erneuerung, und sie verherrlichen deren Großmeister und einzelne Ordensritter. Silberne Ordensterne, emaillierte Goldkreuze, blitzende Ordensketten sind Bestandteil zahlreicher Wappenschilder auch auf neuzeitlichen Münzen und Medaillen abgebildet. Unsere zweite Folge stellt sie in einer Auswahl vor und möchte damit auf ein ausbaufähiges Sammelgebiet aufmerksam machen. Für die Wiedergabe von Orden auf geprägtem Metall gab es in der Barockzeit mit ihrer Vorliebe für aufwändige "Haupt- und Staatsaktionen", für Pomp und Repräsentation viele Anlässe. Zu nennen sind die Stiftung eines Ordens, die Verleihung eines ausländischen Ordens an den Landesherrn, die langjährige Zugehörigkeit eines Ritters zu der Vereinigung oder die Erneuerung von Ordensstatuten durch den Großmeister. Da Münzen und Medaillen als "Histoire métallique" der fürstlichen Propaganda dienten, nimmt es nicht wunder, dass alles, was mit Orden zu tun hatte, auch auf geprägtem Metall verewigt wurde. Beliebte Motive war die Darstellung von Sternen und Kreuzen, um die lateinischen Wahlsprüchen gelegt sind.

Am Hals ein goldenes Widderfell

Zu den vornehmsten und ältesten Orden in Europa gehört das Goldene Vlies. Die Insignien 1430 von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund, gestifteten Ritterordens finden sich auf unzähligen Gemälden, Skulpturen und Grabmälern, aber auch auf Münzen und Medaillen. Mit dem Goldenen Vlies wurden Fürsten, Militärs, Minister und andere Persönlichkeiten geschmückt, die sich um Kaiser und Reich verdient gemacht haben. Das um den Hals getragene Widderfell aus Gold bezieht sich auf die griechische Mythologie. Danach sollen im goldreichen Kaukasus Schaf- oder Widderfelle benutzt worden sein, um winzige Goldpartikel aus fließendem Gewässer zu gewinnen. Zum Goldenen Vlies kommt der Maria-Theresien-Orden und weitere Auszeichnungen, die die Habsburgermonarchie bis zum Ende des Ersten Weltkriegs für ausgezeichnetes Verhalten vor dem Feind, insbesondere zur Belohnung freiwillig übernommener und mit Glück durchgeführter Wagnisse, Angriffe und herzhafte Taten verliehen, wie es in einem Ordensbuch von Maximilian Gritzner aus dem Jahr 1893 heißt.

Allein numismatische Belegstücke nur zum Goldenen Vlies und den österreichischen Orden zusammenzutragen, ist eine Lebensaufgabe und, da viele Exemplare selten sind, zudem noch eine teure, aber interessante Angelegenheit. Erheblich älter als das Goldene Vlies sind geistliche Gemeinschaften wie der Orden des Heiligen Grabes, der Deutsche Ritterorden, der Johanniter-Orden, der Orden der Tempelherren und der Marianer-Orden. Nach ihrem Vorbild stifteten im 14. und 15. Jahrhundert weltliche Herren eigene Orden, von denen einige wenige noch heute bestehen, so den englischen Hosenbandorden und der Bath-Orden, den savoyische Annunziaten-Orden, den französischen Orden vom Heiligen Geist und den dänischen Elefanten-Orden. Es versteht sich, dass Ordensträger die Insignien auf Münzen und Medaillen abgebildet haben.

Bei Sammlern beliebt sind der von römisch-deutschen Kaisern verliehene Maria-Theresiaorden und der Stephansorden sowie der russische Andreasorden und der Orden der Heiligen Anna und des Heiligen Stanislaus, um einige markante Beispiele zu nennen. Von diesen gibt es sowohl gestickte Sterne als auch kunstvoll und kostbar mit Brillanten besetzte Kreuze und Sterne aus Gold und Silber. Nahezu jedes Fürstenhaus in Deutschland und anderen Staaten besaß und verlieh solche Auszeichnungen, deren Statuten und Gestalt immer wieder erneuert und überarbeitet wurden. Eine weitere Kategorie sind die Militär- und Zivilverdienstorden zur Ehrung von Personen, die sich durch besondere Leistungen auf militärischem Gebiet beziehungsweise als Minister, Künstler und Gelehrte oder in anderen Eigenschaften um den Staat verdient gemacht haben. Die oft in mehreren Klassen verliehenen Auszeichnungen sind Legion und in faleristischen, also ordenskundlichen Werken sowie Angeboten des Ordens- und Münzhandels zu finden.

Brillantgarnituren im Grünen Gewölbe

Die sächsischen Fürsten aus der albertinischen und ernestinischen Linie haben Kreuze, Sterne und Medaillen an adlige Standespersonen, Offiziere und Staatsbeamte, aber auch an Künstler und Gelehrte und, in niedriger Stufe, bisweilen auch an Leute aus dem Volk verliehen. Dazu kommen speziell für Damen verliehene Orden. Im Dresdner Grünen Gewölbe, der Brillant-, Juwelen- und Preziosensammlung der Wettiner, sind die brillantgeschmückten Ausführungen des 1705 von August dem Starken in Anlehnung an den preußischen Schwarzen Adlerorden gestifteten Weißen Adlerordens, der ihm verliehene Orden vom Goldenen Vlies sowie weitere Auszeichnungen als Zeugnisse sächsischer Goldschmiedekunst ausgelegt. Dem Weißen Adlerorden schlossen sich der Militär-St.-Heinrichs-Orden, der Hausorden zur Rautenkrone, der Albrechtsorden und der für vornehme und verdienstvolle Damen bestimmten Sidonienorden und Maria-Anna-Orden an. In eine diesbezügliche Sammlung gehören die Orden der sächsischen Herzogtümer sowie medaillenförmige Ehrenzeichen, darunter der Weimarer Orden der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken mit der (übersetzten) Inschrift "Durch Wachsamkeit steigen wir empor", der an bedeutende Vertreter von Kunst und Wissenschaft wie Goethe, Schinkel, Liszt, Berlioz und Haeckel verliehen wurde. Überhaupt ist im Verlaufe des 19. Jahrhunderts zu beobachten, dass nicht nur Fürstlichkeiten, Staatsmänner und Militärs mit Kreuzen und Sternen bedacht wurden, sondern auch Personen bürgerlichen Standes.

Bei den Orden gab es immer wieder Veränderungen bei Inschriften, neue Abstufungen und manchmal auch Pannen. Sammler und Händler können an winzigen Veränderungen ablesen, aus welcher Zeit ein Stern, ein Kreuz oder eine Medaille stammt. So lassen sich bei dem 1850 zum 350. Todestag von Herzog Albrecht, dem Stammvater der Albertinischen (königlichen) Linie des Hauses Wettin, gestifteten Albrechtsorden für Verdienste um den Staat, bürgerliche Tugenden und Leistungen auf dem Gebiet von Kunst und Kultur zwei Versionen ausmachen. Das Porträt des Kurfürsten Johann des Beständigen, des Bruders Friedrichs des Weisen, hielt man das des Herzogs Albrecht. Den Brüdern Julius Erbstein und Heinrich Albert Erbstein, ihres Zeichens Direktor des Grünen Gewölbes beziehungsweise der Dresdner Porzellansammlung und des Münzkabinetts und allen Sammlern von Münzen und Medaillen durch ihre numismatischen Schriften wohlbekannt, gelang der Nachweis des "wahren Aussehens" Albrechts, worauf das Ordensmedaillon geändert wurde.

800 Jahre Deutscher Orden

Viele Ordenstaler und -medaillen sind selten und teuer. Leicht zu bekommen ist hingegen das deutsche Zehn-Mark-Stück von 1990, das anläßlich des achthundertjährigen Bestehens des Deutschen Ordens in einer hohen Auflage geprägt wurde. Die Silbermünze erinnert daran, dass deutsche Kreuzfahrer im Jahr 1190 während des dritten, von Kaiser Friedrich I. Barbarossa geführten Kreuzzuges in Palästina ein Hospital für kranke und verwundete Landsleute gegründet haben. Die Gründung dieser Vereinigung mit der Bezeichnung "Brüder vom Hause St. Mariens der Deutschen in Jerusalem" oder kurz Deutscher Orden beziehungsweise Deutschritterorden war 800 Jahre später Anlass für die Herausgabe der in Hamburg geprägten Zehn-Mark-Münze mit der Randschrift ES BLEIB IN GEDÄCHTNIS SO LANG GOTT WILL.

Der letzte Hochmeister, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, wandelte 1525 das preußische Ordensland auf den Rat von Martin Luther in ein weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit um. Nachdem im 17. Jahrhundert das ehemalige preußische Ordensland als weltliches Herzogtum unter die Herrschaft der Hohenzollern geraten war, krönte sich der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. am 18. Januar 1701 in Königsberg zum König "in" Preußen. Dessen Nachfahre Friedrich Wilhelm IV. ließ die verfallene Marienburg im 19. Jahrhundert aufwendig restaurieren. Der von einem Hochmeister aus altadliger Familie geführte Deutsche Orden bestand im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation bis zu seiner Auflösung durch Napoleon 1809 im württembergischen Mergentheim weiter und wurde 1834 in Österreich als Hoch- und Deutschmeisterorden mit dem vorrangigen Ziel der karitativen Arbeit neu gegründet. Ein interessantes Sammelgebiet bilden die mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzen, auf denen sich der Deutsche Orden und einzelne seiner Hochmeister präsentieren. Im 17. Jahrhundert geprägte Taler lehnen sich mit der Darstellung des Deutschordensmeisters Erzherzog Maximilian stehend und als Reiter im Wappenkranz an die Tiroler Guldengroschen des Erzherzogs Sigmund des Münzreichen aus dem Jahr 1486 an.

Für ehrenvolle Dienstesjahre

Bayern leistete sich im 19. Jahrhundert den Luxus von Geschichtstalern, auf denen neben wichtigen Aktivitäten des Königs wie die Errichtung von großartigen Staatsbauten oder die Weihe von Denkmälern auch familiäre Ereignisse und solche aus der Landespolitik gefeiert wurden. Hinzu kam die Stiftung von Orden zur Auszeichnung herausragender Leistungen für die Krone und Anhänglichkeit für den Staat. Die Serie der Geschichtsmünzen stets mit dem Kopf des Monarchen auf der Vorderseite begann 1825 mit dem Regierungsantritt des kunstsinnigen und baufreudigen Ludwig I. und endete im Revolutionsjahr 1848 mit seinem unfreiwilligen Rücktritt als Ergebnis einer Affäre mit der berühmt-berüchtigten Tänzerin Lola Montez und innerer Unruhen. Gedenktaler erinnern an die Stiftung des Ludwig-Ordens und des Theresien-Ordens (beide 1827) sowie an die Umwandlung des schon seit langem bestehenden St. Michael-Ordens zum Verdienstorden (1837). Der Ludwigorden wurde laut Statut "zur Belohnung von Hof- und Staatsdienern für in Rechtschaffenheit und Fleiß und zur Allerhöchsten Zufriedenheit zurückgelegte 50 Dienstjahre" verliehen. Das Ordenskreuz mit dem Medaillon des Stifters in der Mitte ist korrekt auf dem Geschichtstaler von 1827 ohne die gehörige Krone abgebildet. Die Widmung auf der Rückseite FÜR EHRENVOLLE FÜNFZIG DIENSTESJAHRE ist nicht wörtlich zu nehmen, denn abgeleistete Militärzeiten zählten doppelt. Wenn man sich überlegt, dass die Lebenserwartung im 19. Jahrhundert nicht hoch war und die meisten Männer kaum das 65. oder 70. Jahr erreichten, werden nicht viele in den Genuss des Ludwigsordens gekommen sein.

Indem der König den Ludwigsorden auf jener Silbermünze abbilden ließ, fügte er den bisherigen Landesmünzen ein neues Sujet zu, denn bis dato erschienen Orden auf bayerischen Münzen nur im Zusammenhang mit einem Wappen oder als Dekoration am Hals des jeweiligen Monarchen. Über lange Zeit wurde die Kette des hoch angesehenen Ordens vom Goldenen Vlies um das gekrönte Bayernwappen gelegt, doch gibt es auch Münzen mit weiteren Abzeichen wie dem Sankt Hubertusorden und dem Sankt Georgsorden. Auf kurfürstlich-bayerischen Münzen des ausgehenden 18. Jahrhunderts trägt der Landesherr sowohl das Goldene Vlies als auch die Schärpe eines bayerischen Ordens, hinzu kommen Prägungen, auf denen zwei Ordensketten um den Hals des Landesherrn gelegt sind.

Der Theresienorden wurde am 12. Dezember 1827 von Königin Therese, der Gemahlin Ludwigs I., für unbemittelte Damen aus bayerischem Adel gestiftet. Die Trägerinnen mussten christlich, ehelich geboren und unverheiratet sein. Außerdem bestand die Möglichkeit, auswärtige Damen unbeschränkter Anzahl in den Orden aufzunehmen, allerdings gegen eine Gebühr von 200 Gulden, später 600 Mark. Damit wurden die Pensionszahlungen an inländische Inhaberinnen des Theresienordens mitfinanziert. Ziel der Stiftung war es, unvermögende und ledigen Töchtern aus Adelskreisen bis zu deren eventueller Verheiratung eine Jahresrente von 300 Gulden, nach der Reichseinigung von 516 Mark, zu gewähren. Dargestellt ist auf dem Geschichtstaler der Theresienorden, um den ein auf Jungfräulichkeit weisender Lilienkranz gelegt ist. Um das T in gotischer Schrift, das für die Königin Therese steht, ist ein Rautenkranz gelegt. Die Rückseite trägt die Inschrift UNSER LEBEN SEY GLAUBE AN DAS EWIGE und die Jahreszahl 1827. Die zwischen den Kreuzarmen liegenden Wecken deuten an, dass es sich bei dem Orden um eine bayerische Auszeichnung handelt.

24. September 2018

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