Schwarzer Adler und ein Hosenband
Fürstliche Orden schmücken Münzen und Medaillen / Anregungen für ein ausbaufähiges Sammelgebiet (1)





Preußens höchste Auszeichnung war bis zum Ende der Monarchie 1918 der von Friedrich I. 1701 gestiftete Schwarze Adlerorden, zu sehen im Deutschen Historischen Museum (Bismarcks Schwarzer Adlerorden) sowie in der Ausstellung der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.





Die Medaille von Christian Wermuth aus dem Jahr 1703 ehrt den thronenden König, darunter der gestickte Stern und Handschuhe Friedrichs des Großen in der Ausstellung des Deutschen Historischen Museums.



Zahlreiche englische und wegen der engen Beziehungen nach Deutschland auch braunschweigische und hannoversche Münzen sind mit dem Hosenbandorden geschmückt, ergänzt durch den Wahlspruch "Gott und mein Recht".



Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg war auf den ihm verliehenen Hosenbandorden so stolz, dass er das Landeswappen mit ihm schmücken ließ, hier ein Doppeldukat von 1685.





König Friedrich III. von Dänemark schmückte sein Wappenschild auf dem Taler mit dem Elefantenorden, Herzog Christian Ludwig von Mecklenburg-Schwerin tat es ihm auf dem Gulden von gleich und fügte dem Landeswappen noch den russischen Andreasorden hinzu.



Der Beichlingsche Ordenstaler von 1702 brachte seinem Namensgeber, dem Großkanzler und Oberhofmarschall Wolf Dietrich Graf von Beichlingen, Ärger ein.



Unübersehbar ist der hessische Löwenorden auf dem Sternentaler von 1778, genannt Blutdollar, weil der Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel seine Untertanen an die Engländer verkaufte, die in Amerika gegen die Franzosen kämpften und starben. (Fotos/Repros: Caspar)

Am Vorabend seiner Krönung in Königsberg zum preußischen König stiftete Friedrich I. den Hohen Orden vom Schwarzen Adler, die bis zum Ende der Monarchie 1918 höchste preußische Auszeichnung. Der Staatsakt war ein solch wichtiger Vorgang, dass er auf Gemälden und Medaillen, durch Stiche und gedruckte Berichte bekanntgemacht wurde. Tafelgeschirre wurden mit den Insignien des neuen Ordens verziert, und auch Soldatenmützen sowie Pferdedecken erhielten den Ordensstern als Schmuck. Die von Friedrich I. unterzeichnete Stiftungsurkunde beschreibt die Aufgaben des Schwarzen Adlerordens so: "Als ein König des Geflügels schicket er sich wohl zu Unserer Königlichen Würde, weßwegen Wir ihm auch eine Königliche Krone auf das Haupt gesetzet. Als Unser Reichs-Wappen bezeichnet er um so viel eigentlicher den Ort und Sitz dieses Ordens, um alsobald vor andern Orden erkandt zu werden: Und als ein Bild der Gerechtigkeit zeiget er eben den Endzweck Unsers Reiches und Ordens an, und worauf beydes abzielet; nämlich Recht und Gerechtigkeit zu üben, und jedwedem das Seine zu geben."

Ursprünglich trugen die Hohenzollern und andere Ordensritter auf ihren Uniformen einen aus Silberfäden gestickten Stern mit dem schwarzen Preußenadler im Medaillon, dazu am orangefarbenen Schulterband ein blau emailliertes achtspitziges Kreuz mit vier kleinen schwarzen Adlern in den Winkeln. Zu feierlichen Anlässen legte man das Ordenskreuz an einer Brustkette um, bei der sich goldene Medaillons mit dem königlichen "F" für Friedrich sowie schwarze Adler abwechselten. Erst im 19. Jahrhundert ging man zu Ordenssternen aus geprägtem und emailliertem Silber über. Der Berliner Goldschmied Johann George Hossauer entwickelte Methoden zur kostensparenden Herstellung der Ordenszeichen und wurde zum Kommerzienrat ernannt sowie Ritter des preußischen Roten Adlerordens sowie anderer Auszeichnungen. Der Schwarze Adlerorden indes blieb dem aus dem Bürgertum stammenden Hoflieferanten Preußen verwehrt. Da Münzen und Medaillen eine große Rolle als Mittel fürstlicher Selbstdarstellung spielten, schufen talentierte Stempelschneider ansprechende Arbeiten. Der Gothaer Medailleur Christian Wermuth steuerte der Serie unter anderem eine Medaille auf die Stiftung und Vergabe des Schwarzen Adlerordens bei. Gut zu erkennen sind die Insignien der Auszeichnung, mit der der König der Tugend seine Anerkennung erweist, so die deutsche Übersetzung der lateinischen Inschrift um den thronenden König, der einem knienden Ordensritter die Dekoration überreicht.

Jedem das Seine

Als Ordensgroßmeister bestimmte Friedrich I., wer in die exklusive Vereinigung aufgenommen werden darf. In der Regel wurden hohe Militärs und Beamte zu Rittern des Schwarzen Adlerordens geschlagen. Unter ihnen waren manchmal auch gerissene Emporkömmlinge, die alles andere als eine Zierde des preußischen Hofes waren. Nach den Statuten wurde anfangs die Zahl der inländischen Mitglieder auf 30 festgelegt. Hinzu kamen die Prinzen des königlichen Hauses, sobald sie das zehnte Lebensjahr erreicht und eine Uniform anzogen hatten. Um freundschaftliche Beziehungen zu befördern, haben die Könige von Preußen ausländische Potentaten zu Ordensrittern gemacht, so wie sie von diesen in deren Ordensgemeinschaften aufgenommen wurden. Wer einem solchen fürstlichen Orden angehörte, war dem Verleiher verpflichtet. Er konnte sagen: "Seht her, ich gehöre einer berühmten Gemeinschaft an, die unter dem Schutz eines edlen und mächtigen Herrschers steht. Wer mich angreift, greift auch meinen Meister an!"

Dass König Friedrich I. den von ihm gestifteten Schwarzen Adlerorden auf seinen Talern und Dukaten darstellen ließ, versteht sich von selbst, war ihm doch daran gelegen, seiner Stiftung auch durch Münzen weite Bekanntheit und Anerkennung zu verschaffen. Die Rückseiten zeigen das gekrönte Monogramm "FR" (Fridericus Rex) mit der Kette des Schwarzen Adlerordens darum. Programm ist die Ordensdevise "SUUM CUIQUE". In Deutsche "Jedem das Seine" übersetzt, bringt sie feudales Standesdenken auf den Punkt. Danach sollte jeder in seiner Klasse oder Schicht das Allerbeste für die Dynastie und den Staat leisten, nicht erwünscht war das Überspringen der Standesschranken.

Wichtig für den Ritterschlag war der Nachweis einer langen adligen Ahnenreihe. Dieses Kriterium garantierte, dass die Ordensritter "unter sich" waren. Die sogenannte Ahnenprobe wurde Mitte des 19. Jahrhunderts unter Friedrich Wilhelm IV. als unzeitgemäß abgeschafft, und so war es möglich, dass auch bürgerliche Personen den Schwarzen Adler erhalten konnten. Unter ihnen war der Maler Adolph Menzel. Indem Kaiser und König Wilhelm II. ihm die Auszeichnung für Verdienste um die Kunst und das Haus Hohenzollern verlieh, erhielt Menzel das Prädikat Exzellenz und ein "von" im Namen. Ursprünglich war der Schwarze Adlerorden nur Männern vorbehalten, erst im späten 19. Jahrhundert hat man ihn auch fürstlichen Damen verliehen. Allerdings tauschte der Soldatenkönig das Motto "SUUM CUIQUE" gegen den für ihn charakteristischen Wahlspruch "PRO DEO ET MILITE" (Für Gott und die Soldaten) aus. Sich selber ließ der Monarch mit dem breiten Band des Schwarzen Adlerordens über dem Harnisch darstellen. Wie wichtig dem Soldatenkönig der Orden war, zeigt die Verwendung des Sterns als Dienstsiegel seines aus den berühmt-berüchtigten "Langen Kerns" bestehenden Königsregiments in Potsdam.

Ein Lump, der Schlechtes dabei denkt

Bevor sich Friedrich I. den Schwarzen Adlerorden zulegte, trug sein Vater, der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, den englischen Hosenbandorden. Wie alte Chroniken berichten, war er ihm bereits 1654 von dem damals wegen der englischen Revolution unter Cromwell nach Paris geflüchteten König Charles II. aus Dankbarkeit für erwiesene Freundschaft sowie zur Befestigung derselben verliehen worden. An die Aufnahme Friedrich Wilhelms in den renommierten Ritterorden erinnern Medaillen aus dem Jahr 1684 sowie undatierte runde und ovale Ausgaben. Zu sehen sind der Stern mit dem Kreuz darin, aber auch das Kurwappen mit dem umgelegten Hosenband, unter anderem im und am Schloss Oranienburg nördlich von Berlin. Für den Großen Kurfürsten war die Ehre, in die uralte, hochexklusive Rittergemeinschaft aufgenommen zu werden, so wichtig, dass er Goldmünzen mit dem Kurzepter und dem darum gelegten Ordensband prägen ließ. Deutlich sichtbar ist darauf die Devise "HONI SOIT QUI MAL Y PENSE" zu lesen, was nichts anderes als "Ein Lump, der Arges dabei denkt" heißt. Heiliger Georg als Drachentöter Ordenskundlern und -sammlern ist die Geschichte der berühmten Auszeichnung bekannt, doch sei sie hier in Kürze erzählt. Danach soll die Geliebte von König Edward III. beim Tanzen ein Strumpfband verloren haben. Galant hob der Monarch es auf und rief mit dieser Geste wohl einiges Kichern bei der Hofgesellschaft hervor. Roten Kopfes wollte die ins Zwielicht geratene Gräfin Salisbury das Fest verlassen, doch der König hielt sie auf und schwor, das Band werde eines Tages alle Spötter beschämen, und es werde zu einer begehrten Auszeichnung werden. So kam es, dass der 1348 von Edward III. gestiftete Hosenbandorden zu den exklusivsten europäischen Orden wurde. In Ländern, die sich nach der Lutherschen Reformation von der katholischen Kirche abgekehrt hatten, avancierte der Hosenbandorden quasi zum Gegenstück zum Goldenen Vlies, das vom Oberhaupt des Hauses Habsburg an katholische Potentaten und Würdenträger verliehen wurde. Wer von den protestantischen Fürsten den Hosenbandorden erhielt, durfte sich des Wohlwollens des englischen Königs, der zugleich Oberhaupt der anglikanischen Kirche war, gewiss sein und schmückte daher sein Wappen mit dem Hosenband und/oder dem an einer kostbaren Kette hängenden Kleinod, das den Heiligen Georg als Drachentöter zeigt.

Nicht nur der Kurfürst von Brandenburg, sondern auch seine sächsischen Kollegen und andere deutsche Fürsten waren Ritter des Hosenbandordens. Auf Gedenkmünzen und Medaillen der Barockzeit haben sie diese hohe und prestigeträchtige Ehrung immer wieder kundgetan. Durch Herausgabe von Ordensmünzen aller Art sowie von Medaillen sollten Existenz und Ansehen der Auszeichnungen und die Bedeutung ihrer Träger aller Welt bekannt gemacht werden. Mit ihnen bekannten sich die fürstlichen Ordensritter zu den Statuten der Orden und verpflichteten sich zu gottgefälligem Leben, zu Tapferkeit vor dem Feind, Milde gegenüber den Untertanen und Loyalität gegenüber dem Großmeister. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts kamen zu den genannten Geprägen weitere hinzu. Erinnert sei an die Ordenstaler von Hessen-Kassel, die man nach dem abgebildeten Stern des Ordens vom Goldenen Löwen im Volksmund auch Sterntaler nannte. Die Ausgaben mit dem 1770 gestifteten Hausorden werden häufig angeboten und könnten mit anderen Stücken den Grundstock einer numismatisch-phaleristischen Motivsammlung bilden. Der hessische Hausorden vom Goldenen Löwen war 1770 vom Landgrafen Friedrich II. zur Belohnung und Würdigung ausgezeichneter Dienste um die Krone gestiftet worden, wobei die Heilige Elisabeth, geborene Prinzessin von Ungarn und Ahnfrau des Landgrafen, zur Schutzpatronin erwählt wurde.

Symbol für Treue und Weisheit

Obwohl er ein unbedeutender Reichsfürst war, prunkte Markgraf Christian Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth, ein Verwandter der in Preußen regierenden Hohenzollern, mit aufwändigen Geprägen. Auf einem Konventionstaler von 1779 erscheinen Kette, Kreuz und Stern des Roten Adlerordens, der 1705 von Erbprinz Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth gestiftet worden war. Markgraf Carl Alexander erneuerte 1777 den Roten Adlerorden und ließ dies auf jenem Gedenktaler feiern. In den Roten Adlerorden konnten nur 50 Mitglieder aufgenommen werden, und ein jeder musste die Ahnenprobe bestehen, also einen langen adligen Stammbaum vorweisen können. Nach Abtretung der Markgrafschaft an Preußen im Jahr 1791 erhob Friedrich Wilhelm II. den Roten Adlerorden zur zweithöchsten Auszeichnung seines Landes. Spätere Könige fügten der Ersten Klasse weitere hinzu, so dass auch Personen niedrigen Standes die begehrte Auszeichnung bekamen, Wer den Schwarzen Adlerorden trug, war automatisch auch Ritter des Roten Adlerordens. Dessen Großmeister Friedrich Wilhelm IV. hat im 19. Jahrhundert dahingehend verändert, dass auch verdienstvolle Personen ohne langen Stammbaum mit zweiten und weiteren Klassen ausgezeichnet werden konnten.

Ab und zu wurde ein mecklenburgischer Herzog in den dänischen Elefantenorden aufgenommen und konnte sich mit der begehrten Auszeichnung schmücken, mit der Dänemark sparsam umging. Das am blauen Schulterband zu tragende Ordenszeichen besteht aus einem goldenen, weißemaillierten Elefanten, auf dessen Kopf ein winziger Mohr sitzt. Laut Statuten sollte der 1462 von Christian I. gestiftete und 1693 von Christian V. erneuerte Orden nur 30 Ritter haben, zu denen noch der König als Ordensherr und seine Söhne kamen. Dass man statt eines Löwen, Bären oder Adlers einen Elefanten als Symbol wählte, kam nicht von ungefähr, galt doch der exotische Rüsselträger als Inbegriff von Stärke und Weisheit, Treue, Geduld, gutes Gedächtnis und eheliches Glück. Elefanten wurden in allen Kulturkreisen, zumal wenn sie weiß waren, als heilige Tiere verehrt. In der christlichen Kunst galt der Sturz eines Elefanten als Symbol für den Sündenfall.

Nach der Reformation wurden einige deutsche Landesherren wie die Kurfürsten von Sachsen und die Herzöge von Mecklenburg zu Rittern des Elefantenordens geschlagen, hinzu kamen Souveräne einiger kleinerer sächsischer Herzogtümer und andere Fürstlichkeiten. So kommt es, dass die Insignien des dänischen Elefantenordens auch auf mecklenburgischen und sächsischen Münzen und Medaillen der Barockzeit erscheinen. Die Serie der mecklenburgischen Ordensmünzen beginnt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts allerdings nicht mit dem Zeichen des Elefantenordens, sondern unter dem Schweriner Herzog Christian I. Ludwig mit zwei edlen Auszeichnungen aus Frankreich. Da Christian Louis, wie er sich nannte, lange Zeit am Hof in Versailles gelebt und dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. unter anderem einige tausend mecklenburgische "Landeskinder" als Kanonenfutter für einen Krieg gegen die Niederlande zur Verfügung gestellt hatte, wurde er französischer Ordensritter. Deutlich sind auf Talern, Gulden und anderen Münzen die Ketten und Kreuze des Ordens vom Heiligen Geist, der vom französischen König Heinrich III. im Jahre 1578 gestiftet worden war, sowie vom Orden des Heiligen Michael zu erkennen, den Ludwig XI. im Jahre 1469 ins Leben rief.

19. September 2018

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