Peter Behrens ganz aus Silber
Staatliche Münze Berlin lud zum Anprägen einer neuen Gedenkmünze ein



Ulrich Bühler und Anna Steinmann beim Anprägen der neuen Peter-Behrens-Münze 2018 mit dem Münzzeichen A.



Der preisgekrönte Entwurf von Anna Steinmann wird in der Berliner Münze geprägt.



Lehrreich und sehenswert ist ein Rundgang durch das Betriebsmuseum der Staatlichen Münze Berlin.



Andreas Schikora erklärt die Arbeitsweise einer aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kniehebelpresse, die nach 1945 vor der Verschrottung bewahrt wurde.



Mit der um 1910 gebauten Kopier- und Reduziermaschine konnte man in einer stundenlangen Prozedur das Relief von einem Münz- oder Medaillenmodell auf einen kleinen Stahlstempel übertragen. (Fotos: Caspar/Wuthenow)

Wenn die ersten Exemplare einer neuen Münze geprägt werden, nennt man das Anprägen, und diese Zeremonie wird in der Staatlichen Münze Berlin an der Ollenhauer Straße 97 im Bezirk Reinickendorf seit Jahren regelmäßig zumeist im Beisein der Künstlerin oder Künstler gepflegt, deren Entwurf für eine Kurs- oder Gedenkmünze aus dem Gestaltungswettbewerb siegreich hervorgegangen ist. Eingeladen waren am 5. Juni die Berliner Goldschmiedin und Produktdesignerin Anna Steinmann aus Berlin. Sie hatte den künstlerischen Wettbewerb für die Gestaltung der Gedenkmünze zu 20 Euro anlässlich des 150. Jahrestags des berühmten Architekten und Designers Peter Behrens gewonnen. Dabei waren auch Mandy und Ulrich Bühler aus Tübingen, die ein Gewinnspiel im Rahmen des vom Battenberg-Gietl-Verlag Regenstauf gefeierten Jubiläums "50 Jahre MünzenRevue" in Kooperation mit der Münze Berlin gewonnen hatten.

Gemeinsam mit Anna Steinmann drückte Ulrich Bühler an einer Prägemaschine einen Knopf, worauf aus einer silbernen Ronde die ersten Gedenkmünzen "150. Geburtstag von Peter Behrens" entstanden. Um die Prägequalität "Polierte Platte" anfertigen und allerfeinste Details wiedergeben zu können, waren drei Hübe nötig. Anna Steinmann war sichtlich erfreut, die ersten Exemplare in den Händen zu halten. Ihr sei der Begründer der industriellen Formgestaltung und führende Architekt von Industriebauten und Fabriken der AEG sowie anderer Auftraggeber seit ihrem Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bestens bekannt, sagte sei. Deshalb freue sie sich besonders, dass die ihm gewidmete Gedenkmünze nun in Berlin nach einem von ihr angefertigten Entwurf hergestellt wird. Die Jury hatte das Geldstück mit dem Bildnis von "Mister Werkbund" in Kombination mit einer von ihm entworfenen Turbinenhalle als Sinnbild für die nach 1900 in Berlin aufblühende Elektroindustrie als besonders gelungen bezeichnet.

Bei einer Führung durch die Produktionsräume erläuterte Dr. Andreas Schikora, der Leiter der Berliner Münze, wie dort die Abläufe gestaltet sind, auf welchen geräuscharm arbeitenden Maschinen produziert wird und wohin der Traditionsbetrieb mit einer auf das Jahr 1280 zurück gehenden Geschichte seine Münzen und Medaillen liefert. "Als eine von fünf deutschen Münzprägeanstalten produzieren wir mit knapp 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa 250 Millionen Kurs- und Gedenkmünzen im Jahr, die an die Deutsche Bundesbank geliefert werden. Der Anteil an der deutschen Gesamtproduktion beträgt etwa 30 Prozent. Den Hauptanteil haben Euro- und Centmünzen, daneben übernehmen die Münzen in Berlin, Hamburg, Karlsruhe, München und Stuttgart anteilmäßig die Herstellung von Gedenkmünzen zu 20 Euro aus Silber sowie zu 50 und 100 Euro aus Gold. Außerdem werden bei uns und den anderen Prägeanstalten die neuen Fünf-Euro-Münzen mit dem farbigen Polymerringen hergestellt, die sich zu einem ausgesprochenen Verkaufsschlager entwickelt haben. Darüber hinaus stellen wir im Auftrag von privater Seite bis zu einer halben Million Medaillen in unterschiedlichen Metallen und Größen her. Das alles sichert die wirtschaftliche Lage der Berliner Münze, die seit 1750 mit dem ihr von Friedrich dem Großen verliehenen Kennbuchstaben A zeichnet", sagte Schikora beim Rundgang.

In dem wie eine gläserne Pyramide gestalteten Eingangsbereich der Staatlichen Münze konnten die Besucher erfahren, wie bescheiden ihre Anfänge in markgräflicher und kurfürstlicher Zeit waren und was an verschiedenen Standorten in der Doppelstadt Berlin-Kölln produziert wurde. Da noch ein wenig Zeit war, konnten sie einen Blick auf uralte Präge- und Reduziermaschinen werfen, die noch im VEB Münze der DDR im Einsatz waren und vor der Verschrottung gerettet wurden, als der Gerätepark modernisiert wurde.

Die Teilnehmer der kleinen Feierstunde bekamen eine neue Broschüre, in der Andreas Schikora nicht nur die Zwei-Euro-Münzen europäischer Staaten aus dem Jahr 2017 in Bild und Schrift vorstellt, sondern auch zahlreiche Medaillen meist aus Silber vorstellt, die die Staatliche Münze Berlin in den vergangene Jahren anlässlich von Jubiläen aller Art und zu Ehren von Politikern, Künstlern und Gelehrten hergestellt hat. Dass der Traditionsbetrieb die Gelegenheit ergriffen hat, auf diese Weise seine eigenen Medaillen mit hervorragenden Fotos von Norbert Meise und kurzen Texte von Andreas Schikora zusammenfassend zu präsentieren, wird viele Münz- und Medaillensammler erfreuen.

Siehe auch Eintrag auf dieser Internetseite/Münzen vom 3. Dezember 2017

5. Juni 2018

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