"Durch Eintracht wachsen kleine Dinge"
Seit dem 17. Jahrhundert prägen die Niederlande Dukaten mit altertümlichem Design



Der Doppeldukat von 1807 wurde in einer Zeit geprägt, als die Niederlande französisch besetzt und beherrscht wurden.



Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hat man in Hamburg solche mit einem Ritter als Wappenhalter geschmückte Dukaten geprägt.



Ein Glasfenster von 1624 aus der Münze zu Konstanz schildert die Prägung von Münzen und Medaillen auf einer Spindelpresse, die im 17. Jahrhundert das Modernste war, was damals auf dem Markt war.



Die Münze Österreich stellt bis heute das Vier-Dukaten-Stück von 1915 mit dem jugendlichen Bildnis von Kaiser Franz Joseph II. her. (Fotos/Repro: Caspar)

Nach einer langen Periode, in der im Mittelalter fast Silberpfennige oder Silberdenare geprägt wurden, traten Goldmünzen im 13. Jahrhundert ihren Siegeszug quer durch Europa an. Den Anfang machten mit der Ausgabe der Florene und Dukaten die italienischen Stadtstaaten Florenz und Venedig. Der 1284 vom Großen Rat der Inselrepublik aus der Taufe gehobene Dukat lehnte sich im Gewicht und Feingehalt an die Florentiner Florene an, hat aber ein ganz anderes Aussehen. Auf der Vorderseite kniet der Doge als Oberhaupt von Venedig vor dem stehenden Heiligen Markus, der in der Adriarepublik besondere Verehrung genoss. Der Evangelist übergibt dem Dogen (Dux) eine Fahne als Zeichen für die ihm von Gott verliehene Herrschaft über das Herzogtum (Ducatus), das ja formell eine Republik war. Auf der Rückseite ist Jesus Christus segnend dargestellt. Stark abgekürzt ruft die Inschrift "Sit tibi Christe datus, quem tu regis, iste ducatus - Dir, o Christus, sei jenes Herzogtum gegeben, welches du regierst" göttlichen Segen an. Das letzte Wort ducatus verschaffte der überaus beliebten Goldmünze den Namen Dukat.

Die ersten niederländischen Dukaten wurden im 17. Jahrhundert mit einem stehenden Ritter und einer viereckigen Schrifttafel geprägt. Auf ihr wird darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Goldstück um ein nach dem Gesetz der vereinigten Provinzen geschlagenes Geldstück handelt. Die lateinische Umschrift auf der Vorderseite der einfachen Dukaten lässt sich mit "Durch Eintracht wachsen kleine Dinge" oder populär "Einigkeit macht stark" übersetzen. Die Pfeile in der Hand des mit einem Schwert bewaffneten Ritters unterstreichen, dass nichts und niemand den Vereinigten Niederlanden anhaben kann, wenn sie fest zusammenstehen.

Die niederländischen Dukaten waren weit verbreitet und kommen auch in Münzfunden vor. Gelegentlich hat man sie nachgeahmt, denn ein Copyright gab es auf die Gestaltung nicht. So ließ die Freie und Hansstadt Hamburg bis in die Mitte des 19. Jahrhundert Dukaten mit einem Ritter prägen, der ein Schild mit dem Hamburger Wappen und einen Speer in den Händen hält. Um jeden Zweifel zu zerstreuen, dass es sich um eine besonders hochwertige Münze handelt, ist deren Goldgehalt mit 23 ½ Karat angegeben.

Dass die Niederlande vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart die altertümlich gestalteten Rittermünzen prägen, ist ungewöhnlich und lässt sich mit einem Brauch in England vergleichen, wo Pfundmünzen stets die gleiche Rückseite mit dem reitenden Sankt Georg zeigen, jedoch mit unterschiedlichen Monarchenköpfen geschmückt sind. Die niederländischen Dukaten sind im Lande und auch jenseits der Grenzen ausgesprochen beliebt, und je älter sie sind, umso begehrter und teurer sind sie. Der Münzhandel bietet verschiedene Jahrgänge in oft herausragenden Erhaltungsgraden an, denn in den Umlauf dürften sie wenigsten Ausgaben gelangt sein. Vielmehr hat man sie gern als Geschenk und für schlechte Zeiten beiseite gelegt.

Unser Nachbarland prägt bis heute nicht nur Goldmünzen in altertümlich anmutendem Design, sondern auch silberne Albertustaler, obwohl es schon längst die Gemeinschaftswährung Euro gibt. Die Silbermünzen haben einen Durchmesser von 40 Millimetern und zeigen wie die Dukaten auf der Vorderseite einen stehenden Ritter mit dem Schwert und einem neben ihm stehenden Wappenschild. Die Rückseite zeigt das gekrönte Wappen der Niederlande, flankiert von der Jahreszahl. Die Inschriften auf beiden Seiten gleichen denen der Goldmünzen. Die ganze Gestaltung ähnelt älteren Rittertalern, die der Münzhandel in reichlicher Zahl anbietet.

Der Brauch, altbewährte Nominale immer wieder neu zu prägen und damit auch für die Staatskasse einigen Gewinn zu erwirtschaften, beschränkt sich nicht nur auf die Niederlande, sondern wird auch in andern Ländern praktiziert. Bestes Beispiel ist der seit 1780 in riesigen Stückzahlen in Wien und anderen Münzstätten hergestellte Maria-Theresien-Taler. Bis zum 19. Jahrhundert war er in der österreichisch-ungarischen Monarchie ein beliebtes Zahlungsmittel und ließ auch in anderen Ländern um. Das als Braunschmuck und Schatzbildung beliebte Vier-Dukaten-Stück aus Gold mit dem jugendlichen Bildnis von Kaiser Franz Joseph I. von 1915 wird bis heute offiziell nachgeprägt und stellt wie die niederländischen Dukaten und manch andere Ausgaben eine krisensichere und dazu auch gut gestaltete Anlagemünze dar.

4. Januar 2018

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