Badespaß in der Ostsee
Mecklenburgische Medaille von 1793 erinnert an Gründung des Seebades in Doberan



Der Gründung des mecklenburgischen Ostseebades Doberan ist die Medaille von 1793 mit einem Obelisken und dem herzoglichen Badehaus gewidmet.



Die vergoldete Inschrift auf dem 1843 gesetzten Findling erinnert an die Gründung des Ostseebades Heiligendamm im Jahr 1793.



Im neugotischen Stil ist dieses hell angestrichene Gebäude am Strand von Heiligendamm gestaltet, vor einigen Jahren wurde es mit weiteren Häusern saniert und restauriert.



Die restaurierte Klosterkirche zu Doberan auf einer Medaille von Otto Schultz aus dem Jahre 1900 mit den Köpfen von vier Schweriner Herrschern.



Zur Erhebung des Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin im Jahr 1815 zum Großherzog wurden 1915 in Berlin Gedenkmünzen zu drei und fünf Mark geprägt. (Fotos/Repros: Caspar)

In der Zeit der französischen Revolution erregte der Physiker und Schriftsteller Georg Friedrich Lichtenberg mit der in einem Aufsatz formulierten Frage "Warum hat Deutschland kein öffentliches Seebad?" allgemeine Aufmerksamkeit. Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin wurde von seinem Leibarzt Samuel Vogel auf die Problematik hingewiesen, obwohl sich der auch als Aphoristiker bekannte Lichtenberg eigentlich an den preußischen König Friedrich Wilhelm II. gewandt und die preußische Ostseeküste gemeint hatte. Doch nicht der durch diverse Amouren und den Krieg gegen das revolutionäre Frankreich beschäftigte Hohenzoller griff die Anregung auf, sondern Friedrich Franz I., der seit 1785 auf dem Schweriner Thron saß. Ihm gefiel die Aussicht, in der offenen See ganz ohne höfische Etikette baden zu können. Das "Zurück zur Natur" lag im Trend der Zeit, in der man empfindsame Romane las, Landschaftsgärten anlegte, Klosterruinen restaurierte und sich mit offenem Kragen in der freien Natur verlustierte.

Eine Medaille mit der Jahreszahl 1793 dokumentiert die Gründung des ersten deutschen Seebades in Doberan. Auf ihrer Rückseite ist das älteste, nach Plänen von Johann Christoph Heinrich von Seydewitz errichtete Badehaus abgebildet. Wenn man genau hinschaut, findet man auf dem Dach zwei Blitzableiter, die damals eine Novität waren. Das Haus in typisch spätbarocker Gestalt mit doppelläufiger Freitreppe steht schon lange nicht mehr, es wurde bereits im frühen 19. Jahrhundert vom Landbaumeister Carl Theodor Severin durch ein prächtiges klassizistisches Kurhaus ersetzt, wie sich überhaupt die Gestalt von Doberan und Heiligendamm mit den Jahren stark verändert hat. Die Vorderseite des von dem in Eutin und Güstrow tätigen Medailleur Meyer Löser geschaffenen und mit seinem Namen signierten Silberstücks zeigt einen Obelisken mit dem gekrönten Monogramm von Friedrich Franz I., verbunden mit der ins Deutsche übersetzten Umschrift "Aus dem Wohl der Bürger zieht er seinen Ruhm". Von Ostseewellen und freiem Oberkörper ist auf der künstlerisch missratenen, als Geschichtsdokument aber interessanten Medaille nichts zu finden. Dass das Baden Spaß gemacht hat, muss man sich beim Anblick dieser Medaille hinzu denken.

Für das mecklenburgische Herzogshaus besaß Doberan schon immer große Bedeutung, denn in der mittelalterlichen Klosterkirche wurden zahlreiche Fürsten mit ihren Gemahlinnen einschließlich des Gründers des Seebades Friedrich Franz I. bestattet. Der Ort wenige Kilometer von der Ostseeküste entfernt erfreute sich als Feriendomizil des Schweriner Hofes großer Beliebtheit. Für Doberan, dessen Münster im ausgehenden 19. Jahrhundert für unsere Begriffe fantasievoll ausgemalt wurde, was man im Jahr 1900 auch durch eine schöne Medaille mit dem Motto "Gott allein die Ehre" gewürdigt hat.

Für Heiligendamm brachen ab 1793, als sich der Herzog mit seinen Höflingen mutig ins Meer stürzte, aufregende Zeiten an. Strohbedeckte Fachwerkbauten, die häufig Feuer fingen und auch wenig ansehnlich waren, wurden abgetragen und durch repräsentative Steinhäuser ersetzt. Nach Severins Plänen entstand ein Sommerpalais, des Weiteren wurden Salongebäude, Villen, Logierhäuser, Pavillons und anderes gebaut. Da die Staatskasse infolge der Belastungen durch die napoleonische Fremdherrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark belastet war, konnten viele dieser Häuser erst nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 errichtet oder vollendet werden. Um bei der Einrichtung Kosten zu sparen, hat man Möbelstücke aus anderen Schlössern herbeigeschafft. In Doberan war erlaubt, was anderswo in Mecklenburg verboten war - das Glücksspiel. Denn der Herzog und - ab 1815 - Großherzog war dem teuren Zeitvertreib verfallen, und außerdem fühlten sich manche Hazadeure von auswärts angelockt und ließen im Casino viele harte Taler, was der Staatskasse zugute kam. Die beiden Medaillen sind abgebildet in dem Buch von Torsten Fried "Die Medaille - Kunstwerk und Erinnerung. Kommentierter Katalog zu Beständen des Schweriner Münzkabinetts" sowie in dem Katalog von Michael Kunzel "Die Gnadenpfennige und Ereignismedaillen der regierenden Herzöge und Großherzöge von Mecklenburg 1537 bis 1918".

15. März 2018

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