"Christus ist unser Heil"
Mondsichelmadonna schmückt eine der letzten Goldstücke des ehemals mächtigen Deutschen Ritterordens



Ordensmeister Wilhelm von Fürstenberg ist auf Goldgulden von 1559 über dem Wappenschild abgebildet, auf der Rückseite erkennt man die Madonna mit dem Christuskind über einer Mondsichel. Die 29,4 Millimeter große Goldmünze wiegt 4,04 Gramm. Foto: Deutsche Bundesbank



Wie sich Reiter in der Schlacht von Tannenberg blutige Wunden zufügten und die durch Fahnen mit Kreuzen darauf den Kampf gegen polnisches Söldner verloren, schildert das Gemälde des polnischen Historienmalers Wojciech Kossak.



Die in der Schlacht von Tannenberg eroberten Fahnen des Deutschen Ordens wurden in einem Buch aus dem Jahr 1448 verewigt.



Der Reiter auf dem mittelalterlichen Siegel schützt sich durch einen Schild mit dem Kreuz der Deutschordensritter.



Die Marienburg/Marlbork blickt auf eine lange, ins Mittelalter reichende Geschichte zurück. Auf der Unesco-Liste der Kulturerbes stehend, ist die weitläufige Anlage seit vielen Jahren ein interessanter und gut besuchter Tourismusstandort. (Foto/Repro: Caspar)

Nach den Johannitern und den Tempelherren war der Deutsche Orden, auch Deutschritter oder Deutschherren genannt, der dritte bedeutende geistliche Ritterorden des Mittelalters. 1198 aus einer von Kreuzfahrern in der Stadt Akkon, dem heutigen Akka in Israel, gestifteten Bruderschaft hervorgegangen, machten sich die Deutschritter die Pflege von Kranken, aber auch die Missionierung von "Heiden" zur Aufgabe und bekämpfte die "Ungläubigen" mit Feuer und Schwert. Die 1199 vom Papst bestätigte Gemeinschaft begann um 1226 unter ihrem Hochmeister Hermann von Salza an entlegener Stelle in Europa, nämlich im baltischen Raum an der südlichen Ostseeküste, mit der Christianisierung Preußens. Der Name des Gebiets an der Ostseeküste wurde 1701 auf das vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich I. gegründete und bis 1918 von den Hohenzollern beherrschte Königreich übertragen.

Die zum Teil wenig friedliche Inbesitznahme Preußens durch den Deutschen Orden wurde 1283 unter dem Ordensmeister Hermann Balk abgeschlossen. Seine größte Ausdehnung erreichte der Ordensstaat im 14. Jahrhundert unter den Hochmeistern Winrich von Kniprode und Ulrich von Jungingen. Zeitweilig war der Deutsche Orden die beherrschende Macht im Ostseeraum. Er verfügte über Burgen und Häfen, Schiffsflotten und Söldnerheere und machte auch der mächtigen, von Lübeck aus gesteuerte Hanse Konkurrenz.

Solch eine dominierende Macht musste zahlreiche Gegner auf den Plan rufen. Und so ist die Geschichte des Deutschen Ordens auch geprägt von verlustreichen militärischen Auseinandersetzungen mit umliegenden Monarchien, aber auch mit den Hansestädten. Nach der vernichtenden Niederlage des Ordensheeres 1410 in der Schlacht von Tannenberg verloren die Deutschritter die Marienburg als Herrschaftszentrum. Sie zogen sich daraufhin nach Königsberg, der nachmaligen preußischen Krönungsstadt, zurück.

Die in mittelalterlicher Zeit auf der Marienburg residierenden Oberhäupter des Deutschen Ordens hatten den Rang von römisch-deutschen Reichsfürsten inne und besaßen auch das sehr einträgliche Münzrecht, das in Riga, Reval und Wenden ausgeübt wurde. Tracht der Ordensbrüder war ein weißer Mantel mit einem schwarzen Kreuz darauf. Dieses Kreuz kommt als Erkennungszeichen auf unzähligen Münzen der ritterlichen Gemeinschaft vor, die eine sehr gut entwickelte Geldwirtschaft besaß. Größere Summen wurden in Goldmünzen bezahlt, das Kleingeld bestand aus silbernen Schillingen.

Auf dem hier abgebildeten Goldgulden des Ordensmeisters Wilhelm von Fürstenberg ist die Madonna mit den Christuskind auf einer Mondsichel stehend dargestellt, umgeben von der aus dem Lateinischen übersetzten Umschrift "Christus ist unser Heil". Über dem mit zwei Kreuzen geschmückten Wappenschild ist der Ordensmeister mit geschultertem Schwert abgebildet, ein Mann, der den im Verfall begriffenen Ordensstaat gegen russische Truppen nicht zu schützen vermochte. Im Jahr 1558 begann der russische Zar Iwan IV., genannt der Schreckliche, mit der Eroberung Livlands. Der in Bedrängnis geratene Ordensmeister, der auf der Münze MAGISTER LIVONIAE genannt wird, geriet in russische Gefangenschaft und wurde in die Nähe von Moskau deportiert. Nach und nach wurde der Deutsche Orden als Machtfaktor im Ostseeraum ausgeschaltet.

Schon 1525 wurde das Ordensland unter dem Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach in ein weltliches, dem Lutheranertum verpflichtetes Herzogtum verwandelt, das knapp ein Jahrhundert später an das Kurfürstentum Brandenburg fiel. Die verbliebenen Ritter katholischen Bekenntnisses verlegten ihren Sitz nach Mergentheim und entfalteten auch dort eine umfangreiche Münzprägung. Erst 1809 wurde die wenig einflussreiche Gemeinschaft vom französischen Kaiser Napoleon I. aufgehoben, jedoch 1834 in Österreich erneuert. Unter dem letzten Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Eugen von Österreich wurde die Adelsgemeinschaft in eine karitative Organisation umgewandelt, die sich vor allem der Krankenpflege widmete. Der von den Nazis verbotene Deutsche Orden wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert und befasst sich seither der Flüchtlingsfürsorge und christlichen Missionsarbeit.

Die Marienburg (polnisch Zamek w Malborku) am Fluss Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel, wurde im 13. Jahrhundert erbaut und war von 1309 bis 1454 Sitz des Deutschen Ordens. Die weiträumige Burganlage wechselte mehrfach die Besitzer und erfreute sich in der deutschen Kaiserzeit der Förderung von Wilhelm II., der sie mehrfach besuchte. Der größte Backsteinbau Europas steht auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Nach 1933 benutzten die Nationalsozialisten den Deutschen Orden und damit auch die Marienburg vergleichbar wie das Tannenberg-Denkmal und das dort befindliche Grabmal des 1934 verstorbenen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg für ihre völkische und rassistische Propaganda. Funktionäre der NSDAP und der SS besuchten die Marienburg häufig zu Tagungen, Feierlichkeiten und Aufmärsche. Der Ausbau der Marienburg zu einer NS-Ordensburg kam nicht mehr zustande. Hitlers Wehrmacht baute frühzeitig die Marienburg als Festung aus. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie von Einheiten der Roten Armee nach längerer Belagerung mit schwerer Artillerie beschossen, wobei die weitläufige Anlage zu 60 Prozent zerstört beziehungsweise beschädigt. Stadt und Burg fielen mit Hinterpommern und Ostpreußen mit Ausnahme von Königsberg/Kaliningrad, das sowjetisch wurde, nach 1945 an Polen. Bereits ab 1946 erfolgte die schrittweise Restaurierung vom polnischen Staat und der Ausbau zu einem Museum und vielbesuchten Touristikstandort.

28. Mai 2018

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