Münzumlauf im alten Schweinfurt
Pfennigfund aus der Zeit nach dem "Zweiten Stadtverderben" von 1554 enthält aufschlussreiche Informationen



Aus verschiedenen Fürstentümern und Städten stammen diese Kleinmünzen. Der Gesamtwert des Schweinfurter Pfennigfundes entsprach etwa einem Taler, von dem eine Familie eine Zeitlang leben konnte.



Im mittelalterlichen Gesetzbuch Sachsenspiegel wird gezeigt, wie ein Münzschatz gefunden wird und was mit ihm geschehen soll.



Was auf dem Markt zu Volkach zu Beginn des 16. Jahrhunderts angeboten wurde, zeigt diese Miniatur aus dem Volkacher Salbuch. (Repros aus dem besprochenen Heft: Caspar)

Wenn große und kleine Münzschätze ans Tageslicht kommen, werden sie in der Regel mit Kriegs- und Krisenzeiten in Verbindung gebracht. Bei dem von Reinhold Jordan im nunmehr einhundertsten Heft der Schriftenreihe des Numismatischen Vereins Schweinfurt e. V. vorgestellten Pfennigfund ist die Lage anders. Das Heft "Der Kleinmünzenfund Schweinfurt II. Einblick in das Marktwesen um 1550" wurde von der Numismatischen Gesellschaft Schweinfurt e. V. herausgegeben, hat 51 Seiten und zahlreiche Abbildungen. Die aus Brandenburg und Braunschweig stammenden Schlussmünzen wurden 1556 geprägt und können nicht im Zusammenhang mit dem "Zweiten Stadtverderben" von 1554 in den Boden gelangt sein. Beim so genannten Markgräflerkrieg von 1554 wurde Schweinfurt von feindlichen Truppen belagert, beschossen, ausgehungert, in Brand gesetzt und damit ganz und gar "verdorben". Die Folgen dieses, wie Jordan schreibt, traumhaften Ereignisses waren furchtbar, der Wiederaufbau der schwer geschädigten und entvölkerten Stadt zog sich ewig hin.

Der aus Pfennigen, Dreiern und anderen Kleinmünzen bestehende Fund wurde an einer nicht näher bezeichneten Stelle im Altstadtteil Zürch gefunden und von seinem Besitzer, der nicht genannt werden will, dem Verfasser zur Bearbeitung und Publikation zur Verfügung gestellt. Seine Zusammensetzung wirft ein interessantes Licht auf das Schweinfurter Marktwesen und den Geldumlauf in der Stadt, die sich zu jener Zeit der Lutherschen Lehre verschrieben hatte und deshalb im Clinch mit dem katholischen Fürstbischof von Würzburg lag. Schweinfurt wurde von diesem drangsaliert und mit einer Wirtschaftsblockade belegt. Bei der Sichtung der 222 Kleinmünzen aus 25 Territorien fiel Jordan auf, dass Würzburg als Umland nur mit wenigen älteren Pfennigen vertreten ist. Dafür, wie spätantike Römermünzen nach Schweinfurt und in den Pfennigfund gelangten, hat der Verfasser keine Erklärung.

Nach der Vorstellung der einzelnen Stücke schildert Jordan, wie es auf dem Markt zu Schweinfurt zugegangen ist und was man für einzelne Produkte zahlen musste. Da es darüber nur spärliche Informationen gibt, zieht er Preisen in anderen Städten heran, und auch die der Broschüre beigefügten Miniaturen aus Handschriften zeigen keine Situationen in Schweinfurt, sondern solche aus dem Volkacher Salbuch und aus anderen Quellen. Das berühmte Volkacher Salbuch von 1504 schildert anschaulich, wie fränkische Kommunen im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit organisiert waren und wie das Alltagsleben aussah, dargestellt auf 128 Miniaturen bis hin zu Marktständen und ihren Auslagen. Dass Reinhold Jordan den aus sehr gut erhaltenen Silberstücken bestehenden Fund im Gesamtwert von etwa einem Taler über die "reine" Beschreibung auch mit Einblicken in die Zeit und die Lebensweise der Menschen Mitte des 16. Jahrhunderts verbindet, macht die Publikation lehrreich und sympathisch. Dies auch deshalb, weil Jordan ganz zum Schluss kurze Hinweise für den Umgang mit Münzfunden gibt und den Wunsch ausspricht, den stadtgeschichtlich so vielsagenden Schatz im örtlichen Museum als Ganzes auszustellen und ihn für weiterführende Untersuchungen bereitzuhalten.

5. Februar 2017

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