"Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt"
Silberne Medaille der Staatlichen Münze würdigt 70. Jahrestag der Berliner Luftbrücke



Mit dieser Medaille erinnert die Staatliche Münze Berlin an die Überwindung der Berlin-Blockade durch die vor 70 Jahren begonnene Luftbrücke.



Das Foto von Kindern, die einen Rosinenbomber begrüßen, stand bei der Gestaltung der Silberprägung Pate.



Das auch volkstümlich Hungerharke genannte Luftbrückendenkmal vor dem Flughafen Tempelhof ist den Piloten und Helfern der Versorgungsflüge vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 gewidmet.



Auf dem Dach des Deutschen Technikmuseums an der Trebbiner Straße im Berliner Bezirk Kreuzberg fand ein damals eingesetztes Transportflugzeug Aufstellung.



Die Kitsch- und Souvenirindustrie nahm sich des Themas an und produzierte vor 70 Jahren niedliche Figuren winkender Kinder aus Porzellan. (Fotos/Repro: Caspar)



Kurz nach Stalins Tod probten DDR-Bewohner am 17. Juni 1953 den Aufstand. Die Volkserhebung wurde von sowjetischen Panzern blutig niedergewalzt. Eine Gedenkmünze von 2003 erinnert daran. (Fotos/Repro: Caspar)

Drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs war die auf der Potsdamer Konferenz beschworene Friedensordnung brüchiger denn je. Die Gefahr, dass aus dem Kalten Krieg ein heißer, mit Atomwaffen geführter Krieg wird, war groß. In der Viersektorenstadt Berlin trafen die Gegensätze zwischen Ost und West besonders scharf aufeinander. Der sowjetische Diktator Stalin verhängte vor 70 Jahren über die von den USA, Großbritannien und Frankreich verwalteten Westsektoren mit etwa zwei Millionen Bewohnern unmittel nach der Einführung der Deutschen Mark eine Blockade, der dank der sofort von den Westalliierten organisierten Luftbrücke kein Erfolg beschieden war. Die Staatliche Münze Berlin hat dem Ereignis eine Silbermedaille gewidmet.

Von Kerstin Schubert und John Provan gestaltet, zeigt sie auf der Vorderseite, wie ein Versorgungsflugzeug in einer Trümmerlandschaft von jubelnden Bewohnern der eingeschlossenen Stadt begrüßt wird. Im Hintergrund ist ein Teil des Flughafens Tempelhof zu erkennen, von dem aus amerikanische Flugzeuge starteten und wo sie auch landeten. Die anderen beiden Flugplätze in Gatow und Tegel als Standorte französischer und britischer Transporter muss man sich zu diesem Bild hinzudenken. Auf der Rückseite der 32,5 mm großen Medaille erkennt man einen Mann mit einem Carepaket und einem Kohlensack in den Händen sowie die drei von Berlin in Richtung der westlichen Besatzungszonen verlaufenden Luftkorridore sowie einige Flugzeuge auf dem Weg von und nach Berlin, kenntlich am Wappenbären. Die neue Medaille passt gut in eine Serie von Prägungen zur deutschen Nachkriegsgeschichte. In diese gehört unter anderem das Zehn-Euro-Stück von 2003 zum Gedenken an den Volksaufstand vom 17. Juni in der DDR, der kurz nach dem Tod von Josef Stalin ausbrach und von Panzern der Roten Armee blutig niedergewalzt wurde. Die wichtigsten Forderungen der Rebellen gegen das SED-Regimes sind auf dieser eindrucksvollen Gedenkmünze festgehalten.

Schokolade an Fallschirmen

Die Medaille wurde gemeinsam mit dem Verein "Luftbrücke Frankfurt - Berlin" in Kooperation mit dem Bundesland Hessen und den Flughafenbetreiber Fraport gestaltet und wird in einer attraktiven Klappkarte und dem Nachdruck einer farbigen Postkarte mit der Darstellung eines so genannten Candy-Bombers für 13 Euro verkauft im Shop der Berliner Münze (Kontakt: mail@muenze-berlin.de, Internet www.muenze.berlin.de) verkauft. Die Karte ist von Gail S. Halvorsen signiert, der in damaliger Zeit mit seinen Kollegen Schokolade und andere Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen abwarf und so kleinen und großen Berlinern die schwere Zeit ein wenig erträglich machte.

Ausgangspunkt der Abriegelung vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 war die Einführung der Deutschen Mark in den Westsektoren. Die Geldscheine erhielten ein großes B für Berlin aufgedruckt. Stalin empfand die Maßnahme als Provokation, unterstrich sie doch die Zugehörigkeit der Westsektoren der Viermächtestadt Berlin zu den Westzonen gehört, aus denen am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland durch Verkündung des Grundgesetzes hervorging. Wenn es nach dem sowjetischen Diktator gegangen wäre, dann wäre West-Berlin in den Geltungsbereich der Ostmark und damit in den eigenen Machtbereich einbezogen worden, was aber für die Westalliierten nicht infrage kam.

Die von Stalin angeordnete Unterbrechung der Land- und Wasserwege sowie der Stromversorgung wurden von den USA, England und Frankreich durch die Luftbrücke beantwortet. Bei der spektakulären Versorgung der Stadt aus der Luft wurden an 462 Luftbrückentagen mit mehr als 277 000 Versorgungsflügen fast zwei Millionen Tonnen lebensnotwendige Güter - Nahrungsmittel, Brennstoff, Medikamente, Zeitungspapier usw. - nach Tempelhof, Gatow und Tegel geschafft und von dort auf die Bewohner der Westsektoren verteilt. Diese Hilfe reichte knapp zum Überleben der zwei Millionen Bewohner von West-Berlin.

Hungerharke aus Beton

Vor dem Reichstagsgebäude protestierten am 9. September 1948 rund 300 000 Berliner gegen die Blockade. Großer Beifall brandete auf, als Oberbürgermeister Ernst Reuter die historischen Worte sprach: "Heute ist der Tag, wo das Volk von Berlin seine Stimme erhebt. Dieses Volk von Berlin ruft heute die ganze Welt. […] Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt, und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und preisgeben könnt". Reuters Ansprache stärkte den Beharrungswillen der Berliner. Ein damals eingesetzter "Rosinenbomber" vom Typ C 47 Skytrain fand 1999 auf dem Dach des Deutschen Technikmuseums nicht weit vom Potsdamer Platz Aufstellung. Es ist ein emotional sehr anrührendes Denkmal für eine harte Zeit, als Stalin einschließlich seiner Helfershelfer in Ostberlin an die Grenzen ihrer Macht stießen. Seit 10. Juli 1951 erinnert ein Denkmal, die von Eduard Ludwig geschaffene "Hungerharke" am Eingang des Flughafens Tempelhof, an die Luftbrücke. Die drei nach Westen geneigten Rippen aus Beton symbolisieren die Luftkorridore, über die die Stadt versorgt wurde. Das Luftbrückendenkmal ehrt an die 70 verunglückten Angehörigen der alliierten Luftstreitkräfte sowie acht Deutsche, die bei den Flügen ums Leben gekommen waren.

13. Juni 2018

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