Kostbares Erbe der Menschheit
Der von der UNESCO als Teil der Weltkultur geadelte Naumburger Dom wurde bereits 1928 mit einer Gedenkmünze gewürdigt



Markgraf Hermann von Meißen fand auf der von Wilhelm Nida-Rümelin gestalteten Gedenkmünze von 1928 zu drei Reichsmark einen ehrenvollen Platz.



Hermann von Meißen und seine Gemahlin Reglindis gehören zu den berühmten Naumburger Stifterfiguren. Entstanden sind sie etwa 150 bis 200 Jahre nach dem Tod der adligen Damen und Herren.



Die Welterbestätte Quedlinburg in Sachsen-Anhalt wurde 2003 mit einer von Agatha Kill entworfenen Goldmünze zu 100 Euro gewürdigt.



In der DDR wurden 1983 die Lutherstätten in Wittenberg und Eisleben anlässlich des 500. Geburtstags des Reformators auf Fünfgmarkmünzen abgebildet.



Die Himmelsscheibe von Nebra ist auf einer von Bodo Broschat gestaltete Münze von 2008 zu zehn Euro abgebildet. (Fotos/Repro: Caspar)

Die frühere Bischofsstadt Naumburg in Sachsen-Anhalt freut sich über die Aufnahme ihres Doms Peter und Paul in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Das dafür zuständige Komitee würdigt mit seiner Entscheidung die künstlerischen Qualitäten des Doms. Für die Aufnahme in die Welterbeliste hatte es 2015 und 2017 zwei Anläufe gegeben. Der dritte 2018 hat geklappt, was in der der Stadt und dem ganzen Land groß gefeiert wurde.

Ob dabei jemand daran gedacht hat, dass 1928 eine Gedenkmünze im Wert von fünf Reichsmark mit einer der berühmten Stifterfiguren im Naumburger Dom gewürdigt wurde? Von Wilhelm Nida-Rümelin gestaltet, erschien die Gedenkmünze anlässlich der Neunhundertjahrfeier der Domstadt Naumburg. Der Künstler, dem wir eine Albrecht Dürer gewidmete Gedenkmünze ebenfalls von 1928 verdanken, nutzte eine der berühmten steinernen Stifterfiguren, die des Markgrafen Hermann von Meißen, als Vorlage. Durch ein Schild mit zwei einem Schlüssel und Schwert als Naumburger Wappen darauf, steht mit seiner Gemahlin Reglindis und zehn weiteren Personen im Westchor des Doms Sankt Peter und Paul unter gotischen Baldachinen. Geschaffen von einem namentlich nicht näher bekannten Bildhauer, den man nur Naumburger Meister nennt, ist das Figurenensemble aus der Zeit um 1250 ungewöhnlich. Denn die fürstlichen Stifter der Grabes- und Bischofskirche nehmen jene Plätze ein, die man eigentlich Heiligen vorbehielt.

Warum der Münzdesigner nicht die viel berühmtere Uta von Ballenstedt, besser bekannt als Uta von Naumburg, als Motiv verwendet hat, bleibt sein Geheimnis. Aber in der von Männern dominierten Weimarer Republik wäre eine Frauendarstellung wohl doch zu viel des Guten gewesen. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis man sich nach dem Ende der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs auf Münzen beider deutscher Staaten auch für die Würdigung von Frauen auf Gedenkmünzen entschied. Mit der Bildhauerin und Grafikerin Käthe Kollwitz wurde 1967 in der DDR und dann erst wieder 1992 im vereinigten Deutschland damit ein Anfang gemacht.

Die reich gotischen mit Kirchen und Klöstern ausgestattet Stadt Naumburg blickt auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurück. Bis zur Übernahme der Lutherschen Reformation wurde sie von katholischen Bischöfen beherrscht, die in Naumburg und Zeitz residierten. Als Zentrum blühenden Handels profitierte die Naumburger von den regelmäßig abgehaltenen Peter-und-Pauls-Messen. Ihr Wohlstand äußert sich in einer Vielzahl stattlicher Wohn- und Geschäftshäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert rund um den Markt und in angrenzenden Straßen. Unter Denkmalschutz stehend, werden sie von Touristen aus allen Himmelsrichtungen staunend besucht und fotografiert.

Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt und des Doms gehören die zwölf lebensgroßen Stifterfiguren in dessen Westchor. Die Markgrafen und Markgräfinnen sowie die Grafen und Gräfinnen, deren Namen zum Teil auf Schildern vermerkt sind, stehen unter gotischen Baldachinen. Farbreste zeigen, dass die Sandsteinfiguren ursprünglich realistisch bemalt waren. Dass weltliche Herrscher in einer Kirche wie Heilige dargestellt werden, wird beim Rundgang durch den Dom als einzigartig gewürdigt. Die Standbilder sind wie ähnlich alte Skulpturen weltlicher und geistlicher Herrscher aus jener Zeit keine Porträts "nach dem Leben", sondern Erfindungen aus Zeiten, als die adligen Damen und Herren schon längst gestorben waren. Dass sie zur feudalen Oberklasse gehören, unterstreichen die Bewaffnung der Männer mit Schildern und Schwertern und die modischen Hofgewänder der ihnen angetrauten Damen.

Sachsen-Anhalt ist ein Bundesland mit besonders vielen Weltkulturerbe-Stätten. Zu nennen sind die Luther-Gedenkstätten in Wittenberg und Eisleben, das aus dem 18. Jahrhundert stammende Gartenreich in Dessau und Wörlitz sowie das erst hundert Jahre alte Bauhaus in Dessau. Zu nennen sind aber auch die Altstadt von Quedlinburg und das Biosphärenreservat Mittelelbe. Die in Halle ausgestellte Himmelsscheibe von Nebra ist im Register des Weltdokumentenerbes vermerkt. An das Bauhaus in Dessau erinnert 2019 eine neue Gedenkmünze zu 20 Euro, hingegen ist Quedlinburg auf einer bereits 2003 geprägten Hundert-Euro-Münze aus Gold vertreten. Anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation erschien 2017 eine 20-Euro-Münze mit markanten Bau- und Kunstdenkmalen der Lutherstadt Wittenberg. Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich wurde 2013 durch eine 100-Euro-Münze aus Gold gewürdigt. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, dass auch der mit dem UNESCO-Adel ausgezeichnete Naumburger Dom auf geprägtem Metall erscheint. Es muss ja nicht eine Gedenkmünze, sondern kann auch eine oder mehrere Medaillen sein.

23. Oktober 2018

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