Mordbrenner in der Pfalz
Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. baute seine Macht mit Waffengewalt aus und feierte sich durch Medaillen





Die Heidelberger Schlossruine erhebt sich 80 Meter über dem Talgrund am Nordhang des Königstuhls und dominiert die Altstadt. In der Zeit der Romantik wurde die Ruine, bisher als Steinbruch genutzt, als vaterländisches Denkmal neu entdeckt.







In der numismatischen Literatur unter dem Stichwort "Pax in nummis" verzeichnet, feiern zahlreiche Medaillen den König von Frankreich als unbesiegbaren Heerführer und Eroberer. Viele Siege waren blutig und teuer erkauft und nur von zeitweiliger Dauer. Beim Anblick der Gedenkmünzen und Medaillen zeigt sich die große Bedeutung geprägten Metalls für die Verewigung wichtiger Zeitereignisse, die Verherrlichung der handelnden Personen und die Verteufelung der gegnerischen Seite. Da sie in der Regel mit lateinischen Inschriften versehen waren und das Lateinische überall verstanden wurde, fanden die von talentierten Künstlern geschaffenen Arbeiten überall Aufmerksamkeit und Nachahmung. Unter Sammlern erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Die Medaillen erinnern an Ereignisse im Pfälzischen Erbfolgekrieg (oben), darunter Plünderung der Kurfürstengruft in Heidelberg 1693 und das berühmte Weinfass, bis heute eine Heidelberger Sehenswürdigkeit.



Der Hof von Versailles wurde zum Vorbild aller europäischen Fürstenhöfe. Wie man sich dort kleidete und welches Zeremoniell etwa beim Lever im königlichen Schlafzimmer galt, dem Aufstehen des Königs im Beisein der Granden des Reiches, wurde in anderen Staaten nachgeahmt. Dabei war Ludwig XIV. einer der am meisten verhassten und gefürchteten Monarchen seiner Zeit. Die ihn verherrlichenden Medaillen waren für viele Fürsten und Kommunen in anderen Ländern vorbildlich.



Das Flugblatt zeigt den französischen General Melac als Mordbrenner mit Lunten in den Händen.





Das Heidelberger Schloss zieht, wie die ganze Stadt am Neckar, zieht unzählige Besucher aus aller Welt an. Da die Ruine immer wieder gesichert und restauriert werden muss, haben Denkmalpfleger und Bauhandwerker alle Hände voll zu tun. (Fotos/Repros: Caspar)

Er hatte mehrere Ehrennamen - der von Gott Geschenkte, der Allerchristlichste und der Große, doch in Erinnerung blieb Ludwig XIV. von Frankreich vor allem als Sonnenkönig. 1640 als Fünfjähriger nach dem Tod seines Vaters Ludwig XIII. auf den Thron gelangt, konnte er zunächst nur unter Vormundschaft regieren. Erst 1661 ließ er seine Minister und die Welt wissen, dass er absolut zu regieren gedenke und niemand neben sich duldet. Der Monarch absolvierte eine Herkulesarbeit, um Frankreich mit Waffengewalt und Diplomatie, mit Feuer, List und Tücke und durch Zahlung von Bestechungsgeldern an andere Fürsten an die Spitze Europas zu bringen. Er wählte die Sonne als Symbol seiner Herrschaft, die bis zu seinem Tod am 1. September 1715 eine ganze Epoche prägte und ihm jenen Beinamen eintrug. Wie die Planeten um die Sonne, so bewegte sich von nun an alles um ihn. "Der Staat bin ich" soll der selbstverliebte Alleinherrscher gesagt haben. Kritik an seinen Entschlüssen und Befehlen ließ er nicht zu, und wer sich ihm in den Weg stellte, hatte mit Ungnade, Haft und Todesstrafe zu rechnen.

Überaus prunkvoll in Versailles residierend und von einem Heer von Hofschranzen und Dienern umsorgt, überzog der sein ganzes Leben um Macht und Ansehen fürchtende, dabei von vielen Krankheiten geplante Sonnenkönig sein Land mit einem Heer von Polizisten und Spitzeln. Niemand war vor seinen Häschern sicher, selbst Personen in der eigenen Familie taten gut, sich mit dem Rex christianissimus gut zu stellen. Wer sich nicht zur katholischen Kirche bekannte, wurde terrorisiert, des Landes verwiesen und auch ermordet. Protestantische Staaten haben die Hugenotten mit Kusshand aufgenommen. So sicherte 1685 der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm französischen Glaubensflüchtlingen im "Edikt von Potsdam" Freundschaft und Hilfe zu. Sie dankten ihm diese Einladung, indem sie dem im Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigten Hohenzollernstaat kulturell und wirtschaftlich auf die Beine halfen.

Fragwürdige Erbansprüche mit Waffengewalt durchgesetzt

Fragwürdige Erbansprüche vorschützend, überzog er Nachbarstaaten mit Krieg und eignete sich alles an, was ihm und seinen Söldnern in die Hand fiel. Zahlreiche Münzen und Medaillen erinnern an die militärischen Auseinandersetzungen vor über 300 Jahren, aber auch an Friedensschlüsse und andere Haupt- und Staatsaktionen wie Geburten, Hochzeiten und Todesfälle in der Herrscherfamilie sowie Krönungen, Ordensverleihungen, die Errichtung von Denkmälern und den Bau von Kirchen. Auf den Medaillen erscheint der König von Frankreich als unbesiegbarer Feldherr und sich um sein Reich sorgender Vater des Vaterlandes sowie als frommer Christ und als Stifter wissenschaftlicher und kultureller Institutionen. Diese "Histoire métallique" trug den Ruhm des allerchristlichsten Königs in alle Himmelsrichtungen und stellt auch heute ein interessantes, nicht einfach zu vervollständigendes Sammelgebiet dar. Andere Potentaten taten es dem Franzosen gleich und hinterließen ebenfalls edel gestaltetes Metall mit wunderbaren Allegorien und sinnigen Sprüchen.

Über Verwüstungen, Plünderungen und Morde in der Pfalz, die im späten 17. Jahrhundert auf das Konto der von Ezéchiel du Mas, Comte de Mélac, geführten Soldaten gehen, wird bis heute in Heidelberg erzählt. Ludwig XIV. fühlte sich berechtigt, in das Kurfürstentum einzufallen, weil einer seiner Brüder mit Liselotte von der Pfalz verheiratet war. Nach dem Tod des kinderlosen Kurfürsten Karl II. im Jahr 1685 und dem Übergang der Kurwürde auf die Linie Pfalz-Neuburg erhob der machtgierige Sonnenkönig Ansprüche auf das Gebiet, was aber von dem in Regensburg tagenden Reichstag abgelehnt wurde. Im darauf folgenden Krieg wurde Heidelberg, die Haupt- und Residenzstadt der Kurpfalz, von Truppen des Nordbrenners Melac belagert. Das Schloss als Bollwerk der Pfälzer Dynastie wird bis auf Mauerreste zerstört, außerdem haben die Franzosen alle Städte und Dörfer in der Rheinebene im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs weitgehend dem Erdboden gleichgemacht.

Särge der Kurfürsten aufgebrochen und ausgeraubt

Heidelberg wurde 1688 und 1693 von französischen Truppen eingenommen und dabei komplett verwüstet. Die Soldaten plünderten, was ihnen in die Hände fiel, und sie scheute sich auch nicht davor, die Särge in der kurfürstlichen Gruft aufzubrechen und nach kostbaren Grabbeigaben zu durchwühlen. Die grausige Szene wird auf einer Medaille von 1693 mit dem Kopf von Ludwig XIV. geschildert. Eine andere Medaille zeigt unter dem Motto "Denck Deutschland an den Friedensbruch", wie sich französische Truppen über die Festung Philippsburg sowie Heidelberg und Koblenz hermachen und sich an der Bevölkerung vergehen. Weitere Medaillen dokumentieren die Beschießung und Einnahme von verschiedenen Städten wie Mainz und Bonn. Nicht immer haben sich die Bewohner verteidigt, manche Städte ergaben sich freiwillig. Allerdings wurde ihre Hoffnung auf Schonung und Milde häufig enttäuscht, denn es gehörte zur Kriegführung, den Gegner auszurauben und beim Rückzug nur noch verbrannte Erde zu hinterlassen. Das bis heute in der Pfalz verwendete Schimpfwort "Lackel" soll auf den Namen des Mordbrenners zurückgehen. Heidelberg wurde im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs zweimal, 1688 und 1693, von eingenommen und dabei komplett verwüstet.

Am 22. Mai 1693 wurde die Kirche während des Pfälzischen Erbfolgekrieges schwer beschädigt. Französische Truppen sperrten eine große Menschenmenge in der Heiliggeistkirche ein und steckten die Kirche in Brand. Erst als bereits Glocken, Balken und Gewölbeteile herabstürzten, wurde auf Bitten des jungen reformierten Pfarrers Johann Daniel Schmidtmann eine Tür geöffnet. Bei der Flucht aus der Kirche wurden viele Menschen erdrückt, andere von französischen Soldaten, die die Kirche plünderten, misshandelt.

Das Heidelberger Schloss ist eine der berühmtesten Ruinen Deutschlands und das Wahrzeichen der Stadt. Das Bauwerk entstand ursprünglich als wehrhafte Burg an strategisch günstiger Lage oberhalb einer Verengung des Neckartals und wurde später zur prachtvollen Residenz der Kurfürsten von der Pfalz ausgebaut. Seit den Zerstörungen 1689 und 1693 im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde das Schloss nur teilweise restauriert. 1764 besiegelte ein weiterer Brand nach einem Blitzschlag das Los des Schlosses. Es wurde aufgegeben und die Ruine wegen des Baumaterials als Steinbruch für das neue Sommerschloss in Schwetzingen und für den Hausbau in Heidelberg verwendet. Ende des 18. Jahrhunderts haben Literaten und Maler die Ruine als Sinnbild für Vergänglichkeit entdeckt. In der Epoche der gegen Frankreich geführten napoleonischen Kriege hat man das Schloss auch als patriotisches Monument interpretiert.

13. April 2018

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