"Ausdauernde Tätigkeit für die Sache des Vaterlandes"
Historische Orden auf Münzen und Medaillen / Anregungen für ein interessantes und ausbaufähiges Sammelgebiet (3)







Die von Ludwig I. gestifteten bayerischen Orden auf den Geschichtstalern von 1827 und 1837 sind begehrte und seltene Sammlerstücke.



Der königlich-sächsische Orden zur Rautenkrone schmückt das Staatswappen auf dem Doppeltaler von 1861.



Zur Erinnerung an die 1810 verstorbene preußische Königin Luise von Preußen hat ihr Gemahl Friedrich Wilhelm III. den an Damen verliehenen Luisenorden gestiftet.



Friedrich II. von Preußen stiftete den Pour le Mérite, dessen Zeichen am Hals und auf der Brust getragen werden konnte.



Viele Generale und Offiziere, die den Sockel des Berliner Denkmals Friedrichs des Großen bewachen, tragen mit großem Stolz die ihnen vom König verliehene Militärklasse des Pour le Mérite.



Alexander von Humboldt war der erste Ordenskanzler der Friedensklasse des Pour le Mérite, der auf der Zehn-Mark-Münze von 1992 erscheint, daneben ehrt das Zehn-Euro-Stück von 2016 den Berliner Bildhauer und Grafiker Johann Gottfried Schadow, dem 1842 diese Auszeichnung verliehen wurde. Als Ordenskanzler mühte sich der Physiker und Nobelpreisträger Max Planck um den Fortbestand der Friedensklasse in der Zeit des Nationalsozialismus, die verschiedenen Mitgliedern aus politischen und rassistischen Gründen abgesprochen wurde. (Fotos/Repros: Caspar)

Dass König Ludwig I. von Bayern mit einem speziellen Orden der Frauen im Lande gedachte (siehe den vorher gehenden Eintrag), wenn auch vornehmlich solcher aus adligen Kreisen, ist bemerkenswert, denn Orden und Ehrenzeichen waren lange Zeit eine Domäne der Männer. Erst im 19. Jahrhundert hat man für Frauen geschaffen Orden und sogar ausgesprochene "Männerorden" an fürstliche Damen verliehen. Das Erscheinen eines "Frauenordens" auf einem bayerischen Gedenktaler von 1827 war eine Novität und unterstreicht soziales Denken und Aufgeschlossenheit gegenüber Frauen am Münchner Hof, die damals nicht üblich war. Interessant ist, dass nicht der König, sondern seine Gemahlin Therese Stifterin war. Sie allerdings auf der Vorderseite des Gedenktalers abzubilden, wäre denn doch zu viel verlangt gewesen, denn dieses Privileg stand nur dem Regenten zu.

Es dauerte zehn Jahre, bis sich Ludwig I. entschloss, einen Geschichtstaler mit der Darstellung einer weiteren Auszeichnung, des Sankt-Michaels-Ordens, prägen zu lassen. Nachdem der letzte Großmeister der 1693 vom Joseph Clemens, Herzog von Bayern und Kurfürst von Köln, gestifteten Auszeichnung gestorben war, wandelte Ludwig I. sie am 16. Februar 1837 in einen Verdienstorden für In- und Ausländer um. "Zur Aufnahme in denselben ist ohne Unterschied des Standes, der Geburt und der Religion geeignet, wer sich durch Anhänglichkeit, durch Vaterlandsliebe und durch ausgezeichnetes nützliches Wirken irgend einer Art die besondere Zufriedenheit des Königs erworben hat", heißt es in der Satzung und fügt hinzu, dass mit diesem Orden "keine Verleihung des Adels verbunden" ist. Nur persönliche Verdienste um Staat und Krone sollten für die Verleihung ausschlaggebend sein, und bei den Kandidaten sollte nicht nach der Herkunft und der Religionszugehörigkeit gefragt werden.

Ohne Unterschied des Standes

In Preußen gab es den 1814 von König Friedrich Wilhelm III. gestifteten Luisenorden zur Erinnerung an seine 1810 mit nur 34 Jahren verstorbene Gemahlin. Die Stiftungsurkunde betont: "Als die Männer unserer tapferen Heere für das Vaterland bluteten, fanden sie in der pflegenden Sorgfalt der Frauen Labsal und Linderung. Glaube und Hoffnung gab den Müttern und Töchtern unseres Landes die Kraft, die Besorgnis um die Ihrigen, die mit dem Feinde kämpften, und den Schmerz um die Verlorenen durch ausdauernde Tätigkeit für die Sache des Vaterlandes zu stillen und ihre wesentlichen Hilfeleistungen für den großen Zweck wurden nirgends vermisst." Das Ordenszeichen des ursprünglich einklassigen Luisenordens ist ein schwarz emailliertes Kreuz mit einem vergoldeten L im Sternenkranz auf preußischblauem Grund. Der mehrfach erneuerte und erweiterte Orden wurde an einem schwarz-weißen Band auf der linken Brust getragen.

Schauen wir uns weiter in deutschen Ländern um, dann stoßen wir auf zahlreiche Orden, die von Königen, Großherzogen, Herzogen und Fürsten sowie von Städten gestiftet wurden. Wer die blitzenden und bunten Juwelierarbeiten auf der Brust oder um den Hals gelegt trug, bedeutete etwas in der feudal und ständisch geprägten Gesellschaft, in der ein "von" im Namen, ein bedeutsam klingender Titel, eine einträgliche Stelle als Hofrat oder Kammerherr Einkünfte und Stellung in der Bevölkerungspyramide bestimmten und in gedruckten Ordenslisten sowie Adelslexika und Hofkalendern festgeschrieben war.

Für Wissenschaft und Künste

Einen schönen Anlass, durch einen Geschichtstaler zu glänzen, hätte es im Jahr 1842 gegeben, als König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen dem von Friedrich dem Großen gestifteten Militärorden Pour le Mérite eine Zivil- oder Friedensklasse "Für Wissenschaften und Künste" hinzu fügte. Angeregt durch den Weltreisenden Alexander von Humboldt, war der Orden für Persönlichkeiten bestimmt, "die sich durch weitverbreitete Anerkennung ihrer Verdienste auf obigen Gebieten [Wissenschaft und Kunst, H. C.] einen ausgezeichneten Namen erworben haben", wie es in der Stiftungsurkunde heißt. Namensgeber für den neuen Zivilorden war die höchste, für Tapferkeit vor dem Feind verliehene Militärauszeichnung der Monarchie, die von König Friedrich II., dem Großen, gestiftet worden war. Während das Kleinod des Militärordens aus einem achtspitzigen, blau emaillierten Kreuz mit der Ordensdevise darauf und vergoldeten Adlern in den Winkeln besteht, hat man als Zeichen der Friedensklasse das runde Medaillon in der Kollane des Schwarzen Adlerordens gewählt, den König Friedrich I. 1701 gestiftet hatte.

In seinem Ordensbuch (Leipzig 1893, Nachdruck Graz 1962) merkt Maximilian Gritzner kritisch an, es sei "wunderbar", also verwunderlich, dass für die Dekoration der Friedensklasse des Pour le Mérite "bei dem hohen Kunstsinn Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. ein so wenig geschmackvolles Zeichen gewählt wurde. Man vergleiche damit den schönen Bayerischen Maximiliansorden". Der Autor zieht zudem in Zweifel, dass es bei der Verleihung der Friedensklasse immer mit rechten Dingen zugeht. In den öffentlichen Blättern sei mehrfach "ventiliert" worden, dass bei der Auswahl einem gewissen Nepotismus, also Vetternwirtschaft, Tür und Tor geöffnet wird, und es würden "verdienstvolle Männer, die nicht im Fahrwasser der offiziellen abstrakten Wissenschaft segeln" ausgeschlossen. Derartige Vermutungen sind nicht neu und werden manchmal auch heute bei der Vergabe von Orden angestellt.

Zur Hundertfünfzigjahrfeier der Stiftung der Friedensklasse des auch heute verliehenen Pour le Mérite wurde 1992 ein bundesdeutsches Zehn-Mark-Stück geprägt. Gestaltet von Werner Godec, kombiniert die Silbermünze das Bildnis Alexander von Humboldts als Initiator der Ordensstiftung und erster Ordenskanzler mit dem kronen- und adlergeschmückten Kleinod der Friedensklasse, das mit einem schwarz-weißen Band, den preußischen Farben, am Hals getragen wird. Die Gedenkmünze könnte wie der an dieser Stelle am 19. September 2018 vorgestellte Sternentaler aus der Landgrafschaft Hessen sowie Münzen mit dem Goldenen Vlies oder der Darstellung der französischen Ehrenlegion Ausgangspunkt einer Sammlung zum Thema "Orden auf Münzen und Medaillen" sein.

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs und der Monarchie 1918 erfolgten zahlreiche Verleihungen der Friedensklasse des Pour le Mérite. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden "missliebigen" Regimemitgliedern, Juden und "entarteten" Künstlern der Orden aberkannt. Bundespräsident Theodor Heuss genehmigte 1952 eine neue Satzung und übernahm das Protektorat über die mit hohem Prestige verbundene Friedensklasse. Die Zahl seiner Mitglieder wurde auf mindestens 30 deutsche und höchstens 30 ausländische Künstler und Wissenschaftler festgelegt. Unter ihnen befinden sich zahlreiche Nobelpreisträger sowie Inhaber weiterer angesehener Auszeichnungen.

28. September 2018

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